Weil der Brandschutz im Haus der Geschichte erneuert wird, sind Sonderausstellungen im Jahr 2016 rar gesät. Die ruhigen Zeiten möchte das Museum ab Dezember mit einer Schau über den Hollywood-Schwaben Carl Laemmle ausgleichen.

Stuttgart - Baden-Württemberger können nicht nur Autos, sie können sogar Hollywood. Einem, der die US-amerikanische Glamourwelt der Stars und Sternchen einst mit groß gemacht hat, widmet das Haus der Geschichte in diesem Jahr seine einzige große Sonderschau: Carl Laemmle (1867-1939). Lebensnahe Exponate rund um den gebürtigen Oberschwaben, der die Universal Studios gegründet und etwa „Dracula“, „Frankenstein“ sowie „Im Westen nicht Neues“ auf die Kinoleinwand gebracht hat, sollen die Zuschauer von Dezember an in das Museum locken.

 

Der Brandschutz muss erneuert werden

Denn nach dem erfolgreichen Vorjahr muss die Museumsleitung die Einrichtung in diesem Jahr durch etwas rauere Fahrwasser steuern. Nach der Dessous-Ausstellung „Auf nackter Haut“, die ein Publikumsrenner war, ist zunächst für Monate Schluss mit Sonderschauen. Der Grund: Der Brandschutz des Museums muss dringend erneuert werden. Und mit ihm gleich auch die Alarmanlage. „Ein neuer Brandschutz würde mit der alten Anlage nicht kooperieren“, machte Museumsleiter Thomas Schnabel deutlich. Kosten könne er nicht nennen, das sei Sache des Finanzministeriums. „Aber billig ist es nicht.“ Einschränkungen wie beim Fernsehturm seien allerdings nicht zu befürchten. Man werde weder das Haus der Geschichte komplett schließen müssen, noch ganze Etagen. Nur die Fläche für Sonderschauen sei bis zum Sommer blockiert. „Am 30. September ist Deadline für die Arbeiten, wenn wir die Laemmle-Schau im Dezember eröffnen wollen“, so Schnabel.

Für die Schau „Carl Laemmle presents – Ein jüdischer Schwabe erfindet Hollywood“ werden nicht nur Laupheimer Exponate nach Stuttgart geholt. Sogar in Amerika forschen die Mitarbeiter des Museums nach plastischen Ausstellungsstücken. Denkbar wären Gegenstände wie die Gasmaske, die Laemmle eigens für „Im Westen nichts Neues“ in Deutschland bestellt hat, damit der Film authentisch wird. Auch Drehbücher, Filmplakate und sogenannte Affidavits – Bürgschaften, mit denen Laemmle zahlreichen jüdischen Bekannten die Einreise in die USA ermöglicht hat – werden gezeigt. Es könnte auch einer von Laemmles rund 10 000 Filmen zu sehen sein. Aber das sei noch nicht spruchreif, hieß es. Am 17 Januar 2017 kann das Museum dann gleich den 150. Geburtstag des jüdischen Laupheimers feiern. Er habe seit dem 50. Geburtstag regelmäßig riesige Torten serviert – ein Pfund Kuchen pro Lebensjahr. „Da sind wir natürlich ein bisschen in der Pflicht, eine Torte mit 150 Pfund auf die Beine zu stellen“, sagte Ausstellungsleiterin Paula Lutum-Lenger. Dass Laemmle Hollywood nicht wirklich „erfunden“ hat, räumt das Museum auf Nachfrage ein – aber bekannt gemacht habe er es mit Sicherheit.

Thema Asyl als weiteren Schwerpunkt

Ein weiterer Schwerpunkt liegt 2016 auf dem Thema Asyl. Die Einrichtung weite ihre Museumspädagogik, um verstärkt auch Flüchtlingen baden-württembergische Geschichte zu vermitteln, machte Lutum-Lenger deutlich. Ein Glücksfalls sei, dass sie neben englischen und französischen Führungen auch arabische anbieten könnten. Im Sommer soll ein neues ABC im Eingangsbereich des Museums eingerichtet werden – „von Angekommenen für Einheimische“. Anhand von Exponaten erzählen Asylsuchende von ihren Erlebnissen.

Ab Frühjahr gestaltet die Einrichtung auch einen Teil ihres Themenparks um. Dann wird aus dem „Grenz-Fall Frankreich“ das „Haus Europa“. Unter anderem lenkt der neue Abschnitt der Dauerausstellung den Blick auf die blutige Vergangenheit des Kontinents, zeigt aber unter „Euro-Visionen“ auch die Entwürfe für ein vereintes Europa, betrachtet die Menschen und erklärt, dass „Churchills Unterhose“ kein Kleidungsstück ist, sondern eine Fahne.

Die Eröffnung ist für den 20. März geplant, und zwar in Schwäbisch Hall: Im Hohenloher Freilandmuseum eröffnet das Haus der Geschichte eine Ausstellung in einer ehemaligen Zwangsarbeiterbaracke. „Bislang gab es so etwas noch in keinem anderen Freilichtmuseum im Land“, sagte Lutum-Lenger. Baracken wie diese seien millionenfach gebaut worden, aber meist vergammelt. Auf 160 Quadratmetern erzählt das Museum die Geschichte der Fassfabrik Kurz, in der rund 350 ausländische Zwangsarbeiter eingesetzt wurden, und des Gebäudes. Es stellt einzelne Menschen vor und beleuchtet den weiteren Weg der Baracke als Quartier für Heimatvertriebe.