Dank massiver Social-Media-Werbung und Schleuderpreisen kommen hunderte Kinder und Jugendliche zur Eröffnung der „Haus des Döners“-Filiale in Fellbach – auch wenn es sich nur um einen Imbisswagen handelt.

Rems-Murr: Sascha Schmierer (sas)

Sonnenschein, Grillgeruch und eine bis zur nächsten Tankstelle reichende Warteschlange: Bei der Eröffnung ihres neuen Standorts im Industriegebiet an der Fellbacher Höhenstraße hat die Drehspieß-Kette „Haus des Döners“ am Donnerstag vorgemacht, wie man mit einem unschlagbaren Lockangebot und geschickter Social-Media-Werbung bei Kindern und Jugendlichen zum Stadtgespräch werden kann – selbst wenn es sich beim vermeintlichen Fleisch-Palast um nicht mehr als einen Imbisswagen handelt.

 

Hunderte Besucher, vor allem im Schüleralter, standen am Nachmittag entlang der Höhenstraße an, um sich einen Döner Kebap zum Schleuderpreis zu sichern. In Zehnergruppen wurden sie vom Security-Personal unterm Absperrband durchgelassen und zur mobilen Verkaufstheke durchgewunken. Die ersten 1500 Portionen vom Drehspieß, so die seit Wochen laufende Werbekampagne für den neuen Standort, gab es am Donnerstag zum Preis von jeweils einem Cent.

Die Warteschlange reicht ums ganze Areal bis zur nahen Shell-Tankstelle. Foto: STZN/Sascha Schmierer

Haus des Döners: Ansturm zur Eröffnung

„Ich bin sehr zufrieden, es läuft Bombe“, freute sich Halil Öztürk über den Ansturm zur Eröffnung. Der aus Köln stammende Franchise-Unternehmer betreibt bereits das vor knapp einem Jahr in Heilbronn eröffnete „Haus des Döners“ und ist mit seiner zweiten Filiale jetzt auch in der Fellbacher Max-Planck-Straße am Start.

Langfristig setzt er nicht nur auf Schülerinnen und Schüler in der Kundschaft, durch die verkehrsgünstige Lage zwischen Waschpark und Shell-Tankstelle soll der Drehspieß-Imbiss auch Handwerker in der Mittagspause und Pendler auf dem Heimweg von der Arbeit anlocken. „Die Soßen sind spitze, die musst Du probieren“, sagt Öztürk über die in der Döner-Hauptstadt Berlin entwickelte Rezeptur.

Rasantes Wachstum von Haus des Döners überholt sogar die Firmen-Homepage

Der vor allem über die Social-Media-Plattform Tiktok ausgelöste Rummel passt ins Konzept der Franchise-Kette. Das „Haus des Döners“, optisch deutlich an die ähnlich klingende Netflix-Serie angelehnt, existiert erst seit sechs Jahren und hat in vergleichsweise kurzer Zeit einen bemerkenswerten Wachstumskurs abgeliefert.

Neue Drehspieß-Domizile schießen in solch atemberaubender Geschwindigkeit aus dem Boden, dass die Franchise-Kette mit der Aktualisierung der eigenen Zahlen nicht mehr nachzukommen scheint. Mehr als 120 Filialen soll es laut der Firmen-Homepage allein in Deutschland geben. Doch der im Januar in der Esslinger Pliensaustraße eröffnete Standort ist auf der „Haus des Döners“-Landkarte ebenso wenig eingezeichnet wie das Fellbacher Angebot.

Einer der ersten 1-Cent-Döner in Fellbach Foto: STZN/Sascha Schmierer

Haus des Döners: 210 Filialen am Start

Laut Halil Öztürk sind inzwischen aber gut 210 Franchise-Filialen am Start. Neben Deutschland ist die Kette nach Firmenangaben auch in den Niederlanden, in London, Istanbul und Saudi-Arabien mit herzhaftem Fast Food vertreten. Auch das Gebiet Stuttgart hat sich offenbar bereits einen Franchise-Nehmer gesichert – wann und wo es eine Eröffnung geben könnte, ist allerdings unklar.

Verkauft werden im „Haus des Döners“ neben Fleischfetzen im Fladenbrot auch Falafel-Teller und Chicken-Nuggets. Zum Erfolg führte neben der Speisekarte aber auch ein geschicktes Marketing, das vor allem für jüngere Zielgruppen auf die Präsentation durch Influencer setzt. Außerdem brachten der Marke die Schlagzeilen über den Streit mit dem Streamingdienst Netflix um die Namensähnlichkeit viel Aufmerksamkeit ein.

Dass der Standort im Fellbacher Industriegebiet auch seine Schattenseiten hat, zeigt sich am Donnerstag ebenfalls – gerade bei der so umworbenen jüngeren Zielgruppe. Sören beispielsweise, 15 Jahre alt und mit drei Mädels im Schlepptau, hat nach fast einer Stunde Wartezeit seinen 1-Cent-Döner ergattert und lässt sich das Schnäppchen-Häppchen auf dem Gehweg vor der Shell-Tankstelle schmecken. Die Frage, ob er auch den Normalpreis über den Tresen schieben würde, beantwortet er so: „Wahrscheinlich schon, der Döner ist ganz okay. Aber ich würde ganz sicher nicht mehr so weit laufen.“