Eine Ausstellung im Stuttgarter Haus des Waldes macht deutlich, wie wichtig Bäume sind. Für Kinder und Erwachsene gibt es dort viel Information und ein paar Spiele. Sinneswandel heißt der lehrreiche Spaziergang über fünf Stationen.

Böblingen: Kathrin Haasis (kat)

Stuttgart - Der Wald ist in der Coronapandemie zum Zufluchtsort geworden. Noch nie war er so beliebt – bei Spaziergängern, Wanderern, Radfahren oder Sportlern. Wie wichtig er für die Menschheit ist, zeigt die Ausstellung im Haus des Waldes. Die Umweltbildungseinrichtung des Landesbetriebs Forst BW in Stuttgart-Degerloch beherbergt eine Ausstellung und einen Walderlebnisweg. Die Idee dahinter: den Stadtbewohnern die Waldaspekte nahe bringen.

 

Was ist im Haus des Waldes zu sehen?

„Stadtwaldwelt“ heißt die Ausstellung im Haus des Waldes. Ihrem Namen entsprechend widmet sie sich diesen drei Themen. Im Bereich Stadt geht es um Stuttgart „zwischen Wald und Reben“. Der Talkessel wird darin zum Beispiel zur Kugelbahn umfunktioniert; „Bring frischen Wind in die Stadt“, lautet dazu die Aufforderung. Mit dem Spiel soll die Frischluftzufuhr erklärt werden, wie der Stadtwald das Klima reguliert und als Luftfilter dient. Die Fotosynthese wird im Bereich Wald erläutert: „Wenn Wasser, Licht und Kohlendioxid zusammenwirken, kann das Blatt in den Chloroplasten Sauerstoff produzieren“, heißt es dort auf einer Tafel. Waldbewohner werden anhand von Steckbriefen vorgestellt. Oft stecken in den Texten überraschende Neuigkeiten. Beißt zum Beispiel ein Dachs zu, lässt er erst wieder von seinem Opfer ab, wenn er die Knochen knacken hört. Früher trugen Jäger deshalb Stiefel mit doppelten Schaft und steckten Kohle in den Hohlraum. Sie knackte, wenn der Dachs zubiss. Schließlich geht es noch um alle Wälder auf der Welt und ihren Einfluss auf das Klima – oder besser gesagt: den Einfluss des Menschen auf das Klima. Durch die großflächige Rodung von Wäldern für die industrielle Lebensmittelproduktion kann immer weniger Fotosynthese stattfinden, lernt der Besucher unter anderem.

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Warum lohnt sich ein Besuch?

„Wir informieren nicht mit dem gehobenen Zeigefinger“, betont Stephan Nowak. Der Forstwirtschaftsmeister und Waldpädagoge räumt zwar ein, dass die Ausstellung in der schnelllebigen Gegenwart womöglich etwas langsam wirkt, den im Vorbeilaufen lasse sie sich nicht konsumieren. Die Fotosynthese sei aber einfach kompliziert, sagt er. „Sie ist jedoch die Basis unseres Daseins, ohne sie ist kein Leben möglich.“ Und deshalb findet er es wichtig, das eigene Tun und Handeln wieder stärker ins Bewusstsein zu rufen. Dafür liefert das Haus des Waldes jede Menge Zahlen. Eine Familie in Stuttgart verbraucht beispielsweise 41 500 Kilowatt im Jahr, eine in Afrika 2500 Kilowatt. Bis er im Kühlregal steht, legt ein Becher gewöhnlicher Erdbeerjoghurt beziehungsweise seine Zutaten 9000 Kilometer zurück. Für ein Kilogramm Tomaten aus dem Treibhaus wird mit 9300 Gramm Kohlenstoffdioxid fast so viel des schädlichen Abgases in die Atmosphäre geblasen wie für ein Kilogramm Rindfleisch (13 300 Gramm). Und für ein Kilogramm tiefgefrorene Pommes frites werden 5700 Gramm Kohlendioxid ausgestoßen, während die regional erzeugte Kartoffel nur mit 196 Gramm zu Buche schlägt.

Wald gibt es auch außer Haus!

Natürlich lässt sich der Wald nicht nur im Haus des Waldes erleben. Dort startet auch der Walderlebnisweg Sinneswandel, der auf einer Länge von 1,3 Kilometern fünf Stationen bietet. Am einem Stopp wird erklärt, wie der Wald aufgebaut ist, es folgt die imposante Wurzel eines Baumes, der der Länge nach flachgelegt wurde. Wie Forstwirtschaft funktioniert, ist ein weiteres Thema, und welche Produkte aus Holz hergestellt werden, zeigt der Sinneswandelweg. Er ist barrierefrei und lässt sich auch unkompliziert mit dem Kinderwagen ablaufen. Im Innenhof des Hauses des Waldes gibt es auf einer Freitreppe Sitzmöglichkeiten. Die Kinder können dort auf einem Klettergerüst, das die erste Station des Walderlebnispfades ist, ihre Geschicklichkeit und ihren Gleichgewichtssinn testen. Auch der Teich zieht die Besucher an – mit seinen Libellen, Kaulquappen, Molchen und Wasserläufern.

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Was empfiehlt der Waldpädagoge?

„Sonntags steppt der Bär“, sagt Stephan Nowak. Dann kommen zwischen 300 und 400 Besucher ins Haus des Waldes. Aktuell müssen wieder ein Test, der Impfnachweis oder die Genesen-Bescheinigung vorgelegt werden. Die Ausstellung hat dienstags bis freitags von 9 bis 17 Uhr geöffnet sowie an Sonn- und Feiertagen von 10 bis 18 Uhr. Montags und samstags ist das Haus geschlossen. Mit der U 7 vom Hauptbahnhof Richtung Ostfildern/Nellingen erreicht man es, von der Haltestelle Waldau sind es 15 Minuten Fußweg durch den Wald. Der Waldpädagoge empfiehlt einen Blick in das Veranstaltungsprogramm unter hausdeswaldes.forstbw.de. „Schnitzereien und kreative Sachen sind immer gut“, sagt er. Bei „Waldwissen für Wissbegierige“ erhalten die Teilnehmer im Rahmen eines Spaziergangs Informationen, die sie sonst nicht bekommen. Die Pilzausstellung der Pilzfreunde sei super, Herbstkranz- oder Adventskranzflechten kommen ebenfalls gut an, erklärt er.