Das Haus des Waldes feiert sein 25-jähriges Bestehen. Längst ist die Einrichtung mehr als ein Informationszentrum. Rund 45 000 Menschen besuchen jährlich das Haus des Waldes. Regelmäßig werden in Degerloch Pädagogen ausgebildet.

Stuttgart - Für Claudia Weichelt ist es das perfekte Ausflugsziel für Familien. „Die Kinder können sich hier austoben und auch als Erwachsener lernt man immer noch etwas dazu“, sagt sie. Die Mutter von zwei Kindern gehört zu den 45 000 Besuchern, die pro Jahr in das Haus des Waldes nach Degerloch kommen. Am Sonntag hat die Einrichtung nun ihr 25-jähriges Bestehen gefeiert.

 

Neben Talkrunden, Musik- und Theateraufführungen gab es beim großen Jubiläumsfest vor allem für die kleinen Besucher einiges zu entdecken. Rund um das Haus des Waldes konnte geklettert, gewerkelt und sogar gekocht werden. Als die Einrichtung 1989 eröffnet wurde, habe es deutschlandweit nichts Vergleichbares gegeben, sagt der Leiter Berthold Reichle. „Das war damals absolut innovativ“, sagt er. Auch wenn die Waldpädagogik inzwischen einen festen Platz in der Bildungslandschaft habe, sei das Stuttgarter Haus bis heute die größte Einrichtung dieser Art. 13 Mitarbeiter arbeiten dort, unterstützt werden sie von rund 40 ehrenamtlichen Helfern. Sie vermitteln den 300 bis 700 Besuchern, die an jedem Sonntag im Haus des Waldes vorbeischauen, sowie Schulklassen und Kindergartengruppen, was es mit dem Lebensraum Wald auf sich hat.

Seit 1997 gibt es ein neues Ausstellungsgebäude

Ein ganz wichtiger Meilenstein sei der Bau des neuen Ausstellungsgebäudes 1997 gewesen, sagt Reichle. In den Jahren zuvor hatten sich die Waldpädagogen mit den bereits vorhandenen Gebäuden begnügt, die früher von der Hochschule für Technik genutzt worden waren. Doch erst seit 1997 ist in Stuttgart Waldpädagogik quasi bei jedem Wetter möglich. Das gläserne Dach des Neubaus erlaubt auch bei Regen einen Blick in die Baumwipfel.

Welche Bedeutung dem Haus des Waldes inzwischen in Stuttgart und der Region zukommt, sieht man am Sonntag auch an den Gästen. Neben vielen Familien sind zahlreiche Vertreter der Stadt- und Landesverwaltung der Einladung gefolgt. Auch Ulrich Burr, der ehemalige Vorsitzende der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald Baden-Württemberg, ist gekommen. Er betont, wie wichtig das Haus des Waldes für das Thema Nachhaltigkeit ist: „Wenn man es dem Kind erklärt, dann weiß es der Erwachsene in zehn bis 15 Jahren hoffentlich auch noch.“ Wolfgang Reimer, Ministerialdirektor im Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, ergänzt: „Das, was ich nicht kenne, kann ich auch nicht verstehen, schützen und nutzen.“

Jedes Jahr werden 25 Waldpädagogen ausgebildet

Doch die Einrichtung konzentriert sich schon lange nicht mehr nur auf die Arbeit mit den Besuchern. Sie hat sich im Laufe der Jahre zu einem Weiterbildungszentrum entwickelt. 25 Waldpädagogen werden laut Reichle jährlich im Haus des Waldes ausgebildet, 300 seien es inzwischen insgesamt. Genau hier sieht der Leiter des Hauses auch einen wichtigen Zukunftsschwerpunkt. Die Besucherzahl soll nicht weiter steigen, stattdessen will man erreichen, dass die Waldpädagogen die Arbeit in die Fläche tragen. Auch Ministerialdirektor Reimer begrüßt, dass sich das Haus des Waldes zu einem „Zentrum der Weiterbildung“ entwickelt hat. Seiner Einschätzung nach sollte jede Großstadt so eine Einrichtung haben. „Ich wünsche mir viele regionale Nachahmer“, sagt er.

Neben der Ausbildung der Waldpädagogogen will Einrichtungsleiter Reichle zukünftig auch die Zusammenarbeit mit den Schulen intensivieren. Hierfür gibt es Rückendeckung von der zuständigen Staatssekretärin im baden-württembergischen Kultusministerium. Marion von Wartenberg, ebenfalls unter den Gästen, betont, dass im Zuge des Ausbaus der Ganztagsschulen auch die Waldpädagogik eine größere Rolle spielen könne. „Kinder sollen Naturerlebnisse haben“, sagt die Staatssekretärin.

Doch auch wenn das Haus des Waldes in den vergangenen 25 Jahren zu einer festen Institution in der Landeshauptstadt und darüber hinaus geworden ist, gibt es nach wie vor Familien, die noch nie dort waren. Elisabeth Wolf ist mit ihren Kindern heute zum ersten Mal da. „Ich wusste gar nicht, dass heute das Jubiläum ist“, sagt die Mutter aus Gerlingen. Sie habe mit ihren Kindern einfach nur einen Ausflug machen wollen. Aber eigentlich ist das auch egal, denn genau wie an jedem anderen Tag gibt es auch beim Jubiläumsfest im Haus des Waldes jede Menge zu entdecken.