Der Verein Haus und Grund fordert beim Tag des Eigentums Anreize für Neubauprojekte. Die Fronten sind klar verteilt bei der Veranstaltung: auf der einen Seite die Häuslebauer als Rückgrat der Wirtschaft, auf der anderen Seite die böse Politik.

Freizeit & Unterhaltung : Ingmar Volkmann (ivo)

Stuttgart - Es ist sicherlich Zufall, dass über dem Eingang der Liederhalle an diesem Samstag die Rocky Horror Picture Show beworben wird. Im Hegelsaal findet am Samstagvormittag kein Horror, sondern ein schwäbisches Hochamt statt: der Tag des Eigentums, veranstaltet von Haus und Grund Stuttgart.

 

Die Eigentümer-Veranstaltung ist besser besucht als manches Musical im SI Centrum: 1200 Besucher lauschen den Referenten beim elften Tag des Eigentums. In seiner Begrüßungsrede schwört Klaus Lang, der Vorsitzende von Haus und Grund, seine Mitglieder ein: „Privater Immobilienbesitz wird von vielen Seiten angefeindet. Restriktionen auf allen staatlichen Ebenen stehen bevor, Stichwort Mietpreisbremse. Statt Zwangsmaßnahmen fordern wir Anreize für Neubau!“ Die anwesenden Ortsvereine von Altensteig über Calw bis Künzelsau klatschen begeistert.

Die Fronten sind klar verteilt: hier gut, dort böse

Die Fronten sind bei Haus und Grund klar verteilt. Lang wehrt sich in seiner Rede „gegen die Diffamierung des raffgierigen Vermieters durch Mieterverein und Linke“ und lobt stattdessen die Nachkriegsgeneration als „Rückgrat der Wohnungsversorgung“. Zum zweiten Mal gibt es an diesem Samstag frenetischen Applaus im Auditorium. Lang beklagt, dass es im Stuttgarter Gemeinderat keine bürgerliche Mehrheit gibt. An der grün-roten Landesregierung lässt er ohnehin kein gutes Haar: „Die Landesregierung fordert Fahrradabstellplätze bei Neubauten. Das ist eine überflüssige Belastung für die Bauherren. Es ist wichtiger, dass die Menschen ein Dach über dem Kopf kriegen und nicht die Fahrräder. Das sollten auch die Grünen kapieren.“

Neben den Seitenhieben gegen Grüne, Linke und Co. findet vor allem der kostenlose Imbiss großen Anklang. Um 11 Uhr werden im Saal die ersten Viertele serviert. Gastredner Michael Voigtländer vom Institut der deutschen Wirtschaft Köln spricht über „Immobilienpreise – weiter nur nach oben?“ Voigtländer dokumentiert eine Preissteigerung von 20 Prozent bei Eigentumswohnung seit dem Jahr 2003. Er fordert stärkere Anreize für Neubauten in Deutschland. „Bei 300 000 Zuwanderern im Jahr und gleichzeitig 200 000 neuen Wohnungen jährlich wird die gesamte Bautätigkeit aufgebraucht“, sagt Voigtländer.

Erwin Teufel spricht über Wohlstandsvoraussetzungen

Als Hauptredner der Veranstaltung spricht anschließend der ehemalige Ministerpräsident des Landes Baden-Württemberg, Erwin Teufel. Teufel und Klaus Lang (beide CDU) kennen sich seit Jahrzehnten. Man schätzt sich aus gemeinsamen politischen Tagen – Lang war viele Jahre Erster Bürgermeister der Stadt Stuttgart.

Teufels Vortrag ist eine sehr abstrakte Angelegenheit und unterscheidet sich grundlegend von den sehr konkreten Beispielen bei Michael Voigtländer. Der ehemalige Landesvater leitet von den Errungenschaften des Rechtsstaates, Gemeinsamkeiten der fünf Weltreligionen und den Vorteilen der Sozialen Marktwirtschaft über zu seinem eigentlichen Thema, „Eigentum als Voraussetzung für den Wohlstand“. Sein Fazit: Nicht durch eine Preisbindung, sondern durch eine Vergrößerung des Flächenangebots und vor allem Anreize der Politik schafft man einen neuen Wohnungsbauboom.

Im Foyer werden derweil Garagentorsysteme und die neueste Sicherheitstechnik beworben. 900 000 Mitglieder hat Haus und Grund bundesweit. Der Stuttgarter Verein ist der zweitgrößte in Deutschland. Bald soll die 20 000-Mitglieder-Marke geknackt werden.