In einigen Orten auf den Fildern herrscht Hausarztmangel. Doch zwei Ärzte geben Hoffnung.

Möhringen/Vaihingen - Hausärzte sind in einigen Stadtteilen von Stuttgart Mangelware. Wie bereits berichtet, ist das auch im Nachbarort Plieningen die schmerzende Realität. Vor allem neue Patienten wissen in Zeiten von Aufnahmestopps nicht mehr wohin, und junge Ärzte lassen sich lieber in Krankenhäusern nieder.

 

Entgegen diesem Trend hat nun ein junger Arzt den Einstieg in eine Praxis in Möhringen gewagt. „Für mich war schon immer klar, dass ich eine eigene Praxis möchte. Denn ich will Verantwortung übernehmen“, sagt Philipp Schulze Temming-Hanhoff, Arzt in Weiterbildung zum Hausarzt. Seit Oktober 2018 arbeitet er nun in der Praxis von Doktor Geissler in Möhringen; im Jahr 2020 ist er fertig ausgebildeter Hausarzt.

Notfälle bringen den Alltag durcheinander

„Mein Arbeitsalltag ist genau durchgeplant, jedoch wird diese Planung oft wegen Notfallpatienten durcheinandergewirbelt“, sagt Schulze. Jeden Morgen bereitet er sich auf die Patienten vor, die er in der vierstündigen Sprechzeit behandeln wird. In der zweistündigen Mittagspause erledigt er klassischen Büroarbeiten wie Quartalsabrechnungen. Nachmittags kommen die nächsten Patienten. „Viele junge Ärzte schrecken wegen der vielen Arbeit vor einer eigenen Praxis zurück. Wenn man sich gut organisiert, bekommt man alles unter einen Hut“, sagt Schulze.

Was vor der Hausarztstelle ebenfalls abschrecke, sei das Gehalt. Philipp Schulze kann jedoch auch hier einigermaßen Positives berichten: „Ich kann nicht klagen. Man verdient zwar weniger als in einer Klinik, aber wenn man genug arbeitet, verdient man auch genug.“

Neue Konzepte zum Wohle der Patienten

Alles in allem liegt es trotzdem an seiner eigenen Einstellung, dass der 31-Jährige Hausarzt werden möchte. „Ich wusste schon während des Studiums, dass dies mein Platz ist.“ Der Hausarzt vereine alle Fachdisziplinen, was für Schulze wichtig ist. „Außerdem sind mir der direkte Kontakt und die Nähe zu den Patienten sehr wichtig. Vor allem wenn die Menschen so nett sind wie die Möhringer.“

Und die kommen auch in großer Zahl in die Praxis. „Wir haben genug Patienten, dass auch drei Ärzte hier arbeiten könnten“, berichtet Schulze. Jedoch hat er sich ein neues System für die eigene Internetseite überlegt, die den Patientenstrom bündelt. „Bei uns kann jeder im Internet Rezepte anfordern und Termine vereinbaren. Das nimmt mir und den Arzthelferinnen viel Arbeit ab.“ Für junge Ärzte, die noch nicht wissen wohin, hat Philipp Schulze aufmunternde Worte: „Trau dich in die Praxis – es lohnt sich und macht Spaß.“

Die Praxis am Vaihinger Schillerplatz wird erweitert

Einer, der ebenfalls positive Neuigkeiten in Sachen Hausarztmangel hat, ist Hans-Jörg Wertenauer. Der Vaihinger Hausarzt betreibt seit 2006 seine Praxis am Schillerplatz. Jetzt wird diese erweitert, denn es sind genügend Ärzte da, jedoch zu wenig Platz.

„Unsere Praxis ist einfach viel zu eng, es können höchstens zwei Ärzte gleichzeitig behandeln, dabei sind wir vier“, sagt Wertenauer. Auch das Wartezimmer sei zu klein, hier hätten maximal zehn Patienten Platz. „Deswegen sind wir froh, nun die Fläche im zweiten Stock über unserer Praxis umbauen zu können.“ Hier entstehen neben zwei Sprechzimmern auch Büroräume für Arzthelferinnen. „Wir haben auch das Problem, dass uns viele Patienten nicht erreichen, da wir nicht alle Anrufe entgegennehmen können“, sagt Wertenauer. Mit den neuen Büroräumen möchte er Arbeitsplätze schaffen, die dann diese Anrufe beantworten.

„Außerdem wird mich ab März ein weiterer Kollege unterstützen. So sind wir dann fünf Hausärzte“, sagt Hans-Jörg Wertenauer. Damit ist Vaihingen in Sachen Hausärzte noch besser versorgt, und Möhringer oder Leinfeldener, die einen Platz in der Praxis am Schillerplatz suchen, finden diesen auch.