Europas führender Hausgerätekonzern BSH will vorn dran sein, wenn es um bezahlte Dienstleistungen im Haus per Internet geht. Zukünftige Küchenassistenten wie Mykie wissen, was ihre Besitzer wollen und saugen Daten ab.

München - Die Zahl passt, findet Karsten Ottenberg. Rund 50 Millionen Kühlschränke, Geschirrspüler oder Waschmaschinen habe Europas führender Hausgerätekonzern BSH 2016 verkauft, freut sich der Firmenchef. Und dieses Jahr feiere die Münchner Tochter des Stuttgarter Bosch-Konzerns ihr 50-jähriges Bestehen. Künftig soll die Digitalisierung von Küche und Haus auch bezahlte Dienstleistungen per Internet ermöglichen – und da will BSH das Sagen haben.

 

Zur Eroberung der digitalen Küche könnte Mykie dienen, den Ottenberg als persönlichen Küchen-Assistenten beschreibt. Noch ist Mykie im Findungsstadium. Seine digitalen Augen starren einen aus einem Mondgesicht an, das auf einen etwa 50 Zentimeter hohen Kegel aufgesetzt ist. „Hallo Mykie, ich habe Hunger auf etwas mit Schokolade“, sagt die BSH-Mitarbeiterin zu ihm. Der Hightech-Küchenassistent grüßt akustisch zurück und projiziert 17 Rezepte an die Wand. Ein Schoko-Kuchen soll es sein. Mykie wirft einen digitalen Blick in den Kühlschrank, sagt welche Zutaten vorhanden sind, und bietet an, Fehlendes online zu ordern. Geliefert würde binnen zwei Stunden. Kurz davor heizt Mykie noch das Rohr vor.

Was Mykie alles kann, ist noch geheim

Wann der digitale Assistent zu kaufen ist, mag Ottenberg noch nicht sagen. Auch was der digitale Geselle dann alles kann, ist im Detail noch geheim. Man sei gerade dabei herauszufinden, welche digitalen Dienste man Verbrauchern verkaufen könne. Eines aber sei jetzt schon klar. „Alle Daten, die Mykie hat, bleiben bei uns“, betont der BSH-Chef. Denn der Assistent bietet nicht nur an, er hört auch zu und lernt über die Konsumgewohnheiten seiner Besitzer. Dieses Wissen ist Geld wert.

Die digitale Schwester von Mykie, die bereits über ihre Besitzer Daten sammelt, heißt Alexa und wird vom Versandriesen Amazon vertrieben. Auch Alexa versteht Sprache und kann das digitale Haus sowie dessen Geräte von der Jalousie über den Fernseher steuern. Seit Ende 2016 ist Alexa zudem mit der BSH-Plattform Home Connect verlinkt und steuert über sie Hausgeräte. Sprachsteuerung gilt als der Eisbrecher schlechthin beim Begehren, Hausbewohner und deren vier Wände zu digitalisieren. 2016 hat BSH die Erlöse um 3,5 Prozent auf gut 13 Milliarden Euro gesteigert. Seit Ottenberg 2013 die neue Digitalstrategie ausgerufen hat, ist BSH im Schnitt 7,5 Prozent jährlich gewachsen.