Die Zahl der EGO-Beschäftigten im Ausland nimmt zu, im Inland geht sie dagegen zurück. Auch weil traditionelle Produkte kaum noch Impulse bringen.

Wirtschaft: Ulrich Schreyer (ey)

Oberderdingen - Die EGO-Gruppe in Oberderdingen setzt vor allem auf Wachstum im Ausland und in Übersee. Bis in einigen Jahren wolle der Zulieferer für die Hausgeräteindustrie 40 Prozent seines Umsatzes außerhalb Europas erzielen, sagte der Vorsitzende der Geschäftsführung, Johannes Haupt. Im Augenblick liege dieser Anteil noch bei 27 Prozent. Einem Wachstum der Mitarbeiterzahl in ausländischen Werken steht ein Rückgang im Inland gegenüber. Der Firmensitz Oberderdingen, der nach den Worten von Haupt „das Herz der Gruppe“ bleibt, soll durch einen neuen Vertrag zwischen Geschäftsführung und Betriebsrat gesichert werden. Dieser gilt für die nächsten fünf Jahre.

 

Dabei gibt es allerdings weniger Einschnitte für die Belegschaft als in der vorhergehenden Vereinbarung. So ist etwa die Mehrarbeit geringer, außerdem sind die Einbußen etwa beim Weihnachtsgeld und beim Urlaubsgeld weniger groß. Insgesamt sollen durch die Abmachung 5,5 Millionen Euro im Jahr eingespart werden. Im Gegenzug will das Unternehmen in den nächsten fünf Jahren am Stammsitz mindestens 36 Millionen Euro investieren. Die Vereinbarung sieht allerdings auch vor, dass Ende 2016 die Rohr- und Rohrheizkörperfertigung und Ende 2017 das Stanzzentrum in Oberderdingen geschlossen werden.

Die betroffenen 150 Mitarbeiter haben nach den Worten von Produktionsvorstand Karlheinz Hörsting bereits ein Angebot zum Ausscheiden angenommen. In der Verwaltung sollen in den kommenden fünf Jahren allerdings weitere 120 Stellen gestrichen werden. Derzeit sind in Oberderdingen, dem mit Abstand größten Standort, 1680 Mitarbeiter tätig. Der an diesem Standort erwirtschaftete Umsatz ging im vergangenen Jahr um 1,6 Prozent auf 246 Millionen Euro zurück. Etwa die Hälfte des Umsatzes dort wird mit eher traditionellen Produkten wie Kochplatten erzielt. Das Werk in Balingen mit seinen 170 Beschäftigten wurde geschlossen, die Produktion in das polnische Lodz verlagert. Weltweit beschäftigt EGO etwa 5820 Mitarbeiter.

Wachstum im Ausland

Für das laufende Jahr plant das Unternehmen eine Steigerung des Umsatzes auf 612 Millionen Euro. Der Start in das neue Jahr sei gut gewesen, möglicherweise könnten auch 620 Millionen Euro erreicht werden, sagte Haupt. Im vergangenen Jahr stieg der Umsatz um knapp fünf Prozent auf 594 Millionen Euro. Fast zwei Drittel davon wurden mit Komponenten für Elektroherde erzielt. Bei Traditionsprodukten wie Kochplatten, Strahlungsheizkörpern oder Thermostaten sieht Haupt allerdings nur noch geringe Wachstumschancen. Anders sieht es seiner Meinung nach dagegen bei Produkten wie Induktionsheizungen für Herde oder elektronischen Steuerungen etwa für Öfen, Trockner oder Waschmaschinen aus.

Ausgebaut werden vor allem die ausländischen Standorte. So wurde in Lodz mit seinen 160 Mitarbeitern eine Produktion von Steuer- und Leistungselektronik für Kaffeemaschinen in Betrieb genommen. Die Anlagen dafür wurden aus Balingen nach Lodz verlagert. Lodz gilt als interessanter Standort, da elf wichtige Hersteller von Hausgeräten eine Produktion in Polen haben. In Llica de Vall bei Barcelona wurde die Mitarbeiterzahl um 30 auf 290 Beschäftigte erhöht. Dort werden elektronische Komponenten für Waschmaschinen hergestellt. Um 50 auf 220 Mitarbeiter wurde die Belegschaft im mexikanischen Queretaro gesteigert. Der amerikanische Markt gilt neben China als einer der wichtigsten Wachstumsmärkte. Im chinesischen Taicang stieg die Mitarbeiterzahl um 100 auf 560 Beschäftigte.

Mit fünf Prozent des Umsatzes, die für Forschung und Entwicklung ausgegeben würden, liege man deutlich über dem Branchenschnitt. Diesen bezifferte der Vorsitzende der Geschäftsführung auf zwei Prozent. Die EGO-Gruppe ist der mit Abstand größte Teil der Blanc & Fischer Familienholding. Diese steigerte ihren Umsatz im vergangenen Jahr mit 8400 Mitarbeitern um sechs Prozent auf mehr als 1,1 Milliarden Euro. Etwa 30 Prozent zum Umsatz der Familienholding trägt Blanco bei, ein Hersteller von Spülen und Küchenarmaturen.