Im Entwurf des Oberbürgermeisters fehlen Zuschüsse für Neubauvorhaben des Sportamts und einiger Vereine.

Stuttgart - In Stuttgart fehlen Sport- und Turnhallen. Und das nicht zu knapp. Bis zum Jahr 2030 müssten mindestens noch 30 Stück gebaut werden, um den Bedarf decken zu können. Das geht aus einer Analyse des Amtes für Sport und Bewegung hervor, die im März dieses Jahres erstellt wurde. Während die Situation in Münster, Botnang oder Obertürkheim noch ganz gut ist, liegt der Versorgungsgrad in Stuttgart-Mitte unter 50 Prozent. Auch in Stammheim, Stuttgart-Nord, Wangen und Bad Cannstatt liegt einiges im Argen. Der Bedarf ist wesentlich höher als das zur Verfügung stehende Angebot.

 

Doch das Sportamt kann in seiner Analyse auch schon einige Projekte nennen, die zeitnah umgesetzt werden könnten, um die Situation zu entschärfen. Für die Umsetzung fehlt an vielen Stellen allerdings noch das nötige Geld. Deshalb hat das Sportamt die wichtigsten Vorhaben für den kommenden Doppelhaushalt angemeldet. Kein einziger Vorschlag aus dem Bereich „Sportförderung/Vereinsbauvorhaben (Zuschüsse)“ hat es allerdings in den Haushaltsentwurf von Oberbürgermeister Fritz Kuhn und Finanzbürgermeister Thomas Fuhrmann geschafft.

Ganz oben auf der Wunschliste des Sportamts stand ein Zuschuss in Höhe von rund 1,55 Millionen Euro für die Erweiterung des Vereinszentrums Vitadrom der Sportvereinigung Feuerbach. „Wir haben bei uns etwa 1400 Rehasportler und 65 Kurse pro Woche. Die Wartelisten sind voll, wir müssen erweitern, vor allem aber auch, weil Kursräume für andere Abteilungen unseres Vereins fehlen“, erklärt der Geschäftsführer der Sportvg Feuerbach, Matthias Ranke. Ein Anbau ans Vitadrom soll Abhilfe leisten. Zudem möchte der Verein auch mehr Bewegungsangebote für die Allgemeinheit im Freien schaffen. Einen kleinen Bewegungspark gibt es schon, um Klimmzüge oder Liegestütze zu machen, zum Hangeln, Klettern und Rudern. Ein Sportboulevard mit Boulebahn, Slackline, Boulderwand und Aufenthaltsbereichen soll folgen. „Insgesamt planen wir in diesem Bereich mit Maßnahmen, die rund 3,3 Millionen Euro kosten“, sagt Ranke. Ohne die notwendigen Zuschüsse der Stadt kann das Vorhaben aber nicht umgesetzt werden.

Die Hallen des MTV und des TVC können derzeit noch nicht gebaut werden

So geht es auch dem MTV Stuttgart, der auf seinem Gelände am Kräherwald ein sogenanntes sportliches Multifunktionsgebäude bauen möchte. Im aktuellen Doppelhaushalt steht ein Zuschuss in Höhe von 1,8 Millionen Euro zur Verfügung. „Wir hätten schon loslegen können. Aber das Sportamt kam noch einmal auf uns zu“, sagt MTV-Geschäftsführer Karsten Ewald. Der Wunsch nach mehr Hallen für den Schulsport sei geäußert worden. Daraufhin habe man die Konzeption noch einmal überarbeitet und habe ein größeres Gebäude geplant – mit zwei statt nur einer Turnhalle. „Die Hallen können dann täglich und verbindlich von 8 bis 15 Uhr von Schulen und Kitas genutzt werden“, betont Ewald. „Wir können dadurch für eine deutliche Entlastung bei der großen Hallennot sorgen – und das auch noch recht preiswert.“ Der MTV braucht noch einmal drei Millionen Euro, um das Projekt realisieren zu können. Insgesamt entstehen Kosten in Höhe von 7,1 Millionen Euro. „Die Bank würde uns ein Darlehen geben. Wir stehen in den Startlöchern und könnten 2020 anfangen zu bauen“, betont der MTV-Geschäftsführer.

Spätestens am 20. Dezember weiß er, ob er das Neubauprojekt in den kommenden beiden Jahren umsetzen kann. Denn an diesem Tag verabschiedet der Gemeinderat den Doppelhaushalt. Ranke und Ewald hoffen, dass die Stadträte ihre Projekte unterstützen und die Finanzierung sichern. „Es liegt an uns, die Stadträte davon zu überzeugen“, sagt Ewald.

Das sieht der Präsident des TV Cannstatt, Roland Schmid, genauso. Auch die Zuschüsse für die Erweiterung des Baseball-Parks am Schnarrenberg samt neuer Turnhalle finden sich nicht im Haushaltsentwurf des Oberbürgermeisters wieder. Der TVC benötigt in den kommenden beiden Jahren insgesamt rund 2,9 Millionen Euro. „Alle drei Projekte – von der Sportvereinigung, dem MTV und uns – sind wichtig und gut“, sagt Schmid.

Nach dem Brand beim TV Stammheim sieht der hiesige Bezirksbeirat auch bei sich vor Ort dringenden Handlungsbedarf. In der jüngsten Sitzung des Gremiums wurde der einstimmige Beschluss gefasst, dass Planungsmittel für eine zweiteilbare Sporthalle in den kommenden Doppelhaushalt eingestellt werden sollen.