Noch wird das Areal am Rande von Echterdingen gebraucht: 204 Menschen leben dort in einem Containerdorf. Die Grünen-Fraktion hat derweil eine andere Verwendung für das Gelände ins Spiel gebracht.

Das Echterdinger Renault-Gelände an ortsansässige Unternehmen zu verkaufen – diesen Gedanken hat die Grünen-Fraktion in der Debatte zum Doppelhaushalt 2025/2026 ins Spiel gebracht. „Möglich wird dies, da Menschen mit Fluchterfahrung künftig an der Dieselstraße unterkommen können“, hat Fraktionschef David Armbruster in seiner Haushaltsrede gesagt.

 

Die Partei will den Unternehmen eine Perspektive bieten können. „Wir sehen den Bedarf von Firmen, die sich vergrößern wollen“, sagt der Fraktionschef. Und: „Wir würden es begrüßen, wenn sie dies auf bereits versiegelter Fläche tun könnten – und nicht auf der grünen Wiese, wo die Stadt noch kreditfinanziert die Grundstücke aufkaufen muss.“ So richtig schnell wird ein solcher Verkauf aber nicht möglich sein. Denn noch wird das Gelände gebraucht: 204 geflüchtete Menschen leben derzeit auf diesem Areal in einem Containerdorf.

127 von ihnen kommen aus der Ukraine. Sie haben ihr Land wegen des russischen Angriffskrieges verlassen. Hinzu kommt: Die Stadtverwaltung von Leinfelden-Echterdingen hat diese Unterkunft vor gar nicht langer Zeit erst errichten lassen. „Von den vier Jahren, die wir die Container angemietet haben, ist aktuell erst ein Jahr abgelaufen“, schreibt der Bürgermeister Carl-Gustav Kalbfell dazu unserer Zeitung.

Fakt ist aber auch: Auf lange Sicht sollen sich die zwei ehemaligen Bürogebäude an der Dieselstraße, welche die Stadt gekauft hat, in eine große Geflüchtetenunterkunft wandeln. Der Erwerb und der Umbau werde die Stadt einen niedrigen zweistelligen Millionenbetrag kosten, hatte Bürgermeister Kalbfell im Herbst auf Nachfrage informiert. Der Gemeinderat hatte diese Pläne auch deshalb abgesegnet, wie Oberbürgermeister Otto Ruppaner erklärt, um sich künftig die teure Miete für die Wohncontainer zu sparen.

Die Stadt habe diese Immobilien allerdings erst vor eineinhalb Wochen bezahlt, betont Otto Ruppaner gegenüber unserer Zeitung. Die Schlüsselübergabe stehe noch aus, sie soll noch innerhalb dieses Jahres über die Bühne gehen. Danach müssten die Gebäude zunächst begutachtet werden. Der Rathauschef geht davon aus, dass die Stadt erst im Jahr 2026 mit dem Umbau beginnen kann. Nicht vor 2027 könnten die Geflüchteten, die dann in den Containern auf dem Renault-Gelände leben werden, in die neue Unterkunft an der Dieselstraße umziehen, informiert Ruppaner. Dann erst würde das Renault-Areal für die Migration möglicherweise nicht mehr gebraucht. Allerdings wisse niemand, wie sich der Krieg in der Ukraine weiterentwickele oder was im Nahen Osten geschehe, gibt Ruppaner zu bedenken. Angesichts der unsicheren globalen Lage sei weiterhin von einem nachhaltigen Bedarf für Flüchtlingsunterbringungseinrichtungen auszugehen, ergänzt Kalbfell.

Anfang 2025 wird im Leinfelder Neubaugebiet Schelmenäcker ein weiteres Containerdorf seinen Betrieb aufnehmen – mehr als 300 Geflüchtete sollen dort Platz finden. In die Containerdörfer auf dem Renault-Areal und in den Schelmenäckern muss die Stadt laut Kalbfell in den nächsten Jahren mehr als 28 Millionen Euro investieren.

So wurde das Renault-Areal in den vergangenen Jahren genutzt

Container
 Auf dem Renault-Gelände waren bereits in den 1980er und 1990er Jahren Geflüchtete untergebracht. Bis zu 300 Menschen hatten dann in den Jahren nach 2015 im „Camp“ gelebt, wie die Flüchtlingsunterkunft im Flecken bezeichnet wurde. Sie bestand aus Containern und winterfesten Zelten. Beides wurde später wieder abgebaut. Im Jahr 2023 hatte die Stadt Leinfelden-Echterdingen auf dem Areal dann ein zweistöckiges Gebäude aus Wohncontainern errichten lassen, um Menschen aus der Ukraine und anderen Krisenregionen der Welt ein Dach über dem Kopf bieten zu können.

Investoren
 An dem Areal waren auch schon Investoren interessiert gewesen. Dauerhafte Lösungen wurden aber nie realisiert. Die Firma Rewe hatte während einer Neubauphase auf dem Gelände ein Verkaufszelt aufgeschlagen. Eine Busfirma hatte das Gelände als Parkplatz genutzt.