Es beginnt mit dem Gefühl, ständig aufs Klo zu müssen. Meist kommen beim Wasserlassen noch brennende und stechende Schmerzen hinzu. Doch was können Betroffene dagegen tun? Hausmittelchen ausprobieren oder lieber gleich zu m Arzt? Das sagen Experten.

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Mehr als die Hälfte aller Frauen hat mindestens einmal im Leben eine Blasenentzündung, auch Zystitis genannt. Bei etwa einem Viertel kommt sie immer wieder, mehrmals pro Jahr. Die Betroffenen sind oft verzweifelt. Muss denn immer gleich zur Antibiotika gegriffen werden, oder gibt es Alternativen? Das sagen Experten:

 

Helfen Cranberry-Produkte aus der Apotheke?

Es gibt zahlreiche Cranberryprodukte in Apotheken und Drogeriemärkten zu kaufen. Sie werden aus der Kranichbeere gewonnen, und deren Proanthocyanidine verhindern, dass E.coli-Bakterien – sie sind die Hauptverantwortlichen für die Zystitis – an den Blasenwänden andocken können. In klinischen Studien zeigt Cranberry jedoch widersprüchliche Ergebnisse, was laut einer Studie eines Teams um den Infektiologen Paul Loubet von der Uni Montpellier an der unterschiedlichen Qualität der verwendeten Zubereitungen liege. Auch seien die Proanthocyanidine unzuverlässig, so Loubet: „Je nach Bakterienstamm zeigten sie mal eine starke, mal eine schwache Wirkung.“ Der Infektiologe empfiehlt daher, Cranberry mit anderen antimikrobiellen Naturstoffen zu kombinieren, um ihre Effektivität zu erhöhen. Wie etwa mit dem Bienenprodukt Propolis. „Diese Kombination hat sich im Labor bei allen E.coli-Stämmen als wirksamherausgestellt“, betont Loubet.

Können auch Vitamine helfen?

Einfacher in der Handhabung ist Vitamin C. Es ist entzündungshemmend und hat im Labor auch das Andocken der E.coli-Bakterien blockieren können. „In klinischen Studien waren die Ergebnisse jedoch widersprüchlich“, betont Loubet. Allerdings kann maneinen mehrwöchigen Selbstversuch mit täglich 100 bis 500 Milligramm des Vitamins starten, denn Nebenwirkungen hat es in der Regel nicht.

Was ist mit Probiotika?

Besser sieht allerdings die wissenschaftliche Datenlage zu den Probiotika mit ihren Milchsäurebakterien aus. Sie produzieren,wie schon ihr Name verrät, große Mengen an Milchsäure, die wiederum E.coli das Leben schwermacht. „Ein Problem bleibt jedoch,wie man die Blase ausreichend mit den probiotischen Kulturen besiedelt“, betont Loubet. Oral eingenommene Präparate hätten da, weil sie ja einen langen Weg durch den Verdauungstrakt hinter sich bringen müssen, weniger Chancen als jene Präparate,die über die Scheide verabreicht werden.

An welchen Mitteln wird noch geforscht?

Methenamin ist eigentlich ein Desinfektionsmittel, doch Frauen wurde es früher hierzulande auch zur innerlichen Einnahme verordnet – gegen wiederkehrende Blasenentzündungen. Der Grund: Wenn Methenamin in die Blase kommt, bildet sich dort das Bakterien abtötende Formaldehyd. In den 1990er Jahren wurde das Medikament allerdings von Antibiotika vom Markt verdrängt. Inzwischen feiert es ein Comeback: Denn es hat den Vorteil gegenüber Antibiotika, dass Bakterien dagegen keine Resistenz entwickeln können. In den USA ist es als Mittel gegen wiederkehrende Blasenentzündung zugelassen, und in Großbritannien und Australien kann es ebenfalls verordnet werden. Ob hierzulande aber eine Zulassung erfolgt, lässt sich nicht seriös vorhersagen

Wie vermeidet man eine Blasenentzündung?

Viel Flüssigkeit ist wesentlich, man sollte mindestens zwei Liter Flüssigkeit pro Tag trinken. Auch Wärme schützt vor einer Blasenentzündung: Grundsätzlich sollte nasse Badebekleidung schnell gewechselt werden und der Nierenbereich immer bedeckt sein. Auch Harnstau tut in Sachen Zystitis nicht gut. Man sollte stets auf Toilette gehen, wenn sich Harndrang einstellt. Außerdem sollte Toilettenpapier immer von vorne nach hinten benutzt werden. Wer nach dem Geschlechtsverkehr auf die Toilette geht verhindert, dass sich Bakterien in der Blase festsetzen.