Hausnotrufsysteme versprechen alleinlebenden Senioren Sicherheit in der eigenen Wohnung. Günstige Tarife sind schon ab 20 Euro im Monat erhältlich. Die neuen Notruf-Armbanduhren sind zwar teurer. Mit ihnen kann aber auch unterwegs Hilfe gerufen werden.

Würzburg - Werner H. ist das, was man gemeinhin einen rüstigen Rentner nennt: Der seit seiner Scheidung allein lebende 70-jährige aus der Nähe von Würzburg hat den vergangenen Sommer genutzt, um seinen Garten umzugraben und mehrere Bäume zu fällen. Und aktuell packt er beim Hausbau seiner Tochter mit an: Streichen, Böden verlegen, Türen setzen – das volle Programm.

 

Doch die Angst, dass Werner H. etwas zustoßen könnte, ist ein ständiger Begleiter: Vor zwei Jahren kam er mit schweren Herzrhythmusstörungen ins Krankenhaus – er hatte gerade noch rechtzeitig den Krankenwagen alarmieren können. Und eine Einblutung im Gehirn mit entsprechender Not-Operation ist auch erst drei Jahre her. Seine Tochter hat ihn deshalb überredet, sich ein Hausnotrufsystem zuzulegen: Werner H. trägt seit zwei Jahren eine spezielle Armbanduhr, die mit einem Handychip ausgestattet ist. Drückt er den Notknopf an der Uhr, wird automatisch die Leitstelle des örtlichen Kreisverbandes des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) alarmiert. Per Freisprecheinrichtung kann mit dem DRK-Mitarbeiter kommuniziert werden, bei Bedarf wird sofort der Krankenwagen geschickt.

Der Notruf sollte aus allen Räumen der Wohnung ausgelöst werden können

„In der Notrufzentrale sind sämtliche wichtigen Daten des Nutzers hinterlegt“, sagt Michael Gundall von der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz. Das sind neben der genauen Anschrift und Informationen zum Gesundheitszustand und Vorerkrankungen die Kontaktdaten von Angehörigen und Bezugspersonen sowie individuell vereinbarte Hilfepläne. „Je nach Situation werden Angehörige, Rettungsdienst oder Notarzt verständigt“, sagt Gundall.

Die herkömmlichen Sender trägt man an einer Art Kette um den Hals oder ums Handgelenk. Sie funktionieren über ein Gerät mit Freisprecheinrichtung, das an die Stromversorgung sowie die Telefondose angeschlossen wird, erklärt Katrin Andruschow von der Stiftung Warentest in Berlin. Bei der Installation kommt es dabei auf Details an: „Die Basisstation sollte so platziert werden, dass der Notruf per Funksender aus allen Räumen der Wohnung, eventuell auch aus Keller und Garten ausgelöst werden kann“, sagt Andruschow. Sprachverständlichkeit und Lautstärke sollten beim Kontakt mit der Notrufzentrale ebenfalls während der Installation getestet werden. Die Expertin empfiehlt einen gründlichen Funktionstest: „So bekommt man ein Gefühl für die Abläufe im Notfall.“

Notruf-Armbanduhren sind auch unterwegs hilfreiche Begleiter

Relativ neu am Markt sind Notruf-Armbanduhren, auf die der Schweizer Hersteller Limmex ein Patent hat und die in Deutschland in Kooperation mit dem Deutschen Roten Kreuz angeboten werden. Sie sind mit einem Handychip ausgestattet und stellen die Verbindung zur Notrufzentrale auf Knopfdruck direkt über das Mobilfunknetz her. Die Vorteile dieser Variante: Die Notruf-Uhren funktionieren nicht nur in den eigenen vier Wänden, wo das Festnetztelefon zumindest in Hörweite ist, sondern auch unterwegs. Im Ernstfall ist über den Chip der Uhr auch eine Ortung des Hilfesuchenden möglich. Und es ist tendenziell weniger wahrscheinlich, dass man vergisst seine Uhr zu tragen, als sich den Funksender mit Notruftaste um den Hals zu hängen.

Hausnotrufsysteme werden von privaten Firmen, aber auch von Organisationen wie dem Deutschen Roten Kreuz, dem Malteser Hilfsdienst oder der Johanniter Unfallhilfe angeboten. Ursula Lenz von der Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-Organisationen (BAGSO) rät dazu, sich möglichst für einen eher größeren Anbieter zu entscheiden. „Sie haben einen stärkeren Personalapparat hinter sich und können im Notfall gegebenenfalls schneller Hilfe organisieren“, so die Expertin.

Die Kosten liegen bei etwa 20 Euro im Monat

Grundsätzlich sollte man Angebote mehrerer Anbieter einholen und die Leistungen vergleichen. „Angeboten werden häufig neben Basis- auch Komforttarife“, sagt Michael Gundall von der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz. Der Basistarif umfasst die Aufstellung und Programmierung der Geräte sowie die Einweisung in ihre Handhabung. Komforttarife beinhalten daneben Leistungen wie etwa Schlüsselhinterlegung oder regelmäßige Kontrollanrufe. Die monatlichen Kosten liegen je nach Region und Anbieter im Basistarif bei um die 20 Euro. Wenn weitere Leistungen dazu gebucht werden, können es auch bis zu 50 Euro im Monat sein. Hinzu kommen einmalige Anschlussgebühren, die je nach Region und Anbieter zwischen 10 und 50 Euro variieren. Wer sich für die Limmex-Notrufuhr entscheidet, muss diese auch noch kaufen – und sie ist nicht gerade billig: Die Preise variieren je nach Uhr-Modell zwischen 499 und 899 Euro.

Bei Vertragsschluss sollte man zudem vereinbaren, dass Mängel am Notrufgerät unverzüglich und kostenlos behoben werden oder das Gerät ausgetauscht wird. Im Todesfall des Nutzers sollten die Angehörigen die Möglichkeit haben, den Vertrag fristlos zu kündigen. Und dann ist es natürlich wichtig, den Funksender im Alltag auch wirklich immer bei sich zu tragen. „Die Sender sind in der Regel wasserfest und sollten auch beim Toilettengang immer dabei sein“, sagt Stiftung-Warentest-Expertin Andruschow.