Lokales: Mathias Bury (ury)
Welche Rolle spielt, dass Gebärende heute im Schnitt älter sind als früher?
Dadurch haben wir mehr Frauen etwa mit Bluthochdruck und mit Diabetes. Dazu kommen zunehmend übergewichtige Schwangere. Und es gibt häufiger Mehrlingsschwangerschaften durch reproduktionsmedizinische Maßnahmen. Das erhöht den Anteil der Risikogeburten und die Operationswahrscheinlichkeit.
Haben andere Perinatalzentren auch Probleme mit der Hebammenbesetzung?
Das ist ein bundesweites Problem. Auch an einer süddeutschen Universitätsfrauenklinik mussten schon mehrere Hundert Frauen an andere Häuser verwiesen werden, weil Hebammenschichten nicht besetzbar waren. Das Gleiche erleben wir in Berliner Perinatalzentren. Da müssen nur vier oder fünf Hebammen krank werden, und schon bricht das sensible Dienstplansystem zusammen.
Wie sieht es mit der Ausbildung von Hebammen aus?
Es werden eindeutig zu wenig Hebammen ausgebildet in Deutschland.
Es gibt nur eine Hebammenschule in der Region Stuttgart, die ist an das städtische Katharinenhospital angegliedert, die nächsten Schulen sind in Tübingen und Karlsruhe. In Stuttgart kommen auf 18 Ausbildungsplätze immer noch etwa 1000 Bewerberinnen.
Da sieht man, wo der Hase im Pfeffer liegt. Mir ist völlig unerklärlich, warum so wenig ausgebildet wird. Es ist doch klar, dass ein Teil der 18 schwanger wird, andere heiraten und arbeiten nicht mehr, wieder andere studieren Medizin, einige sagen, mir ist das zu anstrengend. Oder sie gehen in die Vor- und Nachsorge und arbeiten freiberuflich. Eine Lösung wäre vielleicht, dass sich die werdenden Hebammen verpflichten, einige Jahre an den Krankenhäusern zu bleiben, an denen sie ausgebildet werden.