Lokales: Mathias Bury (ury)
In den vergangenen Jahren haben die horrenden Versicherungsprämien für freischaffende Hebammen für Unmut gesorgt.
Versicherungsprämien richten sich üblicherweise nach dem Verursacherprinzip. Für mich ist absolut unverständlich, dass wir uns beim Autofahren anschnallen und auf dem Motorrad einen Helm tragen müssen, dass es aber bei einer Geburt, die doch ein risikoreicher Vorgang mit unvorhersehbaren Momenten sein kann, geduldet wird, dass diese zu Hause stattfindet, wo es keine sofortige Operationsmöglichkeit gibt. Das steht in einem krassen Gegensatz dazu, dass sofort die Schuldfrage gestellt wird, wenn in einer Klinik eine Behandlung einen unglücklichen Ausgang nimmt.
Welche Rolle spielen Hausgeburten noch?
Von den etwa 750 000 Geburten in diesem Jahr werden noch etwa 4000 Kinder außerklinisch geboren. Aber es gibt ja auch das Belegsystem, bei dem Frauen in der Schwangerschaft von freiberuflichen Hebammen betreut werden, die die Geburt dann in der Klinik begleiten – wo sie auch versichert sind – und die Frauen danach auch wieder versorgen.
Die Hebammen kritisieren den Zwang zur Wirtschaftlichkeit in den Geburtskliniken, die immer größer werden müssten, weil Häuser unter 500 Geburten nicht mehr existenzfähig seien. Sind die Fallpauschalen, die bezahlt werden, zu niedrig?
Die kritische Grenze liegt bei etwa 1000 Geburten. Wenn man diese unterschreitet, dann steigen die Komplikationen und die Risiken. Etwa weil Kliniken, die wenig Geburten haben, den Oberarzt oder den Anästhesisten von zu Hause holen müssen und nur ein Assistent vor Ort ist. Und kleine Kliniken können in der Regel auch keinen Neonatologen rund um die Uhr vor Ort haben. Es kostet etwas, das Maximale permanent vorzuhalten. In Schweden gibt es in Malmö zum Beispiel nur zwei große Geburtskliniken à 4000 Geburten. Da sind uns andere Länder voraus. Unser Klein-Klein ist bei dem hohen Anspruch an Sicherheit und Qualität und bei dem heutigen Personalmangel ein Auslaufmodell.