Wegen negativer Schlagzeilen wandte sich der Oberdorfer Waffenhersteller Heckler & Koch 2013 an den Militärischen Abschirmdienst. Dem Unternehmen zufolge ging es dabei um weit mehr, als unliebsame Berichte abzuwenden.

Oberndorf - Der Waffenhersteller Heckler & Koch hat sich nach eigenen Angaben aus Sorge vor einer möglichen Übernahme im Jahr 2013 an den Militärischen Abschirmdienst (MAD) gewandt. „Durch die negative Berichterstattung bestand die Möglichkeit, dass das Unternehmen angreifbar und zum Objekt von Übernahmefantasien wurde“, hieß es in einer Stellungnahme der Firma am Sonntag. Daraufhin habe es ein Treffen mit dem Militärischen Abschirmdienst (MAD) gegeben.

 

Wesentlicher Inhalt der Gespräche sei es gewesen, zu ermitteln, wer gezielt den Ruf des Unternehmens diskreditiere, um es zum Übernahmeziel zu machen und so Zugriff auf wichtige Technologien zu erhalten, hieß es weiter. „Insbesondere 2013 war ein Jahr, in dem ein sprunghafter Anstieg negativer Schlagzeilen immer dann zu verzeichnen war, wenn es bei Heckler & Koch positive Meldungen zu verkünden gab.“

In dem Jahr waren unter anderem illegale Exporte des Sturmgewehrs G36 nach Mexiko bekannt geworden. Zudem gab es Berichte über Zweifel an dessen Treffsicherheit. Diese Bedenken waren erstmals 2012 aufgekommen.

Unternehmen bestreitet "Ausspähung"

Heckler & Koch bestritt erneut, vom MAD das Ausspähen von Journalisten gefordert zu haben. Entsprechende Berichte hatten vor kurzem für Schlagzeilen gesorgt.

Die „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“ berichtete, die Waffenfirma habe im Sommer 2013 Hinweise erhalten, dass eine dubiose Verbindung von Nachrichtendienstlern und ausländischen Investoren darauf ziele, das Unternehmen zu übernehmen. Die Zeitung zitiert aus einem Schreiben des damaligen MAD-Präsidenten Ulrich Birkenheier. Die Befürchtung, ausländische Dienste könnten einen sicherheitsgefährdenden Einfluss gewinnen, wurden dem Bericht zufolge im Verteidigungsministerium zumindest vom früheren Rüstungsdirektor Detlef Selhausen geteilt.

Heckler & Koch war zuletzt wegen der Diskussion um die Treffsicherheit des G36 in die Schlagzeilen geraten. Ministerin Ursula von der Leyen (CDU) hatte im April erklärt, dass das Gewehr wegen der festgestellten Präzisionsprobleme keine Zukunft in der Bundeswehr habe - zumindest nicht in der jetzigen Konstruktion.

Nach den Worten des 2002 bei dem Unternehmen eingestiegenen Gesellschafters Andreas Heeschen, der erst vor wenigen Wochen auch die Geschäftsführung übernommen hat, wurde das Gewehr allerdings zuletzt 2005 an die Bundeswehr geliefert. Instandhaltung und Wartung machten inzwischen weniger als 2,5 Prozent des Jahresumsatzes aus.

Härter treffen den Waffenhersteller die von Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) verhängten Einschränkungen bei Waffenexporten. Dadurch würden etwa „50 Millionen Euro Umsatz auf hold“ stehen, sagte Heeschen der „Welt am Sonntag“.

Voraussichtlich sei der Umsatz im abgelaufenen Jahr daher von 235 Millionen Euro auf etwa 150 Millionen Euro eingebrochen. Das könnte die Firma erneut in die roten Zahlen drücken. Zusätzlich lasten hohe Zinszahlungen für eine laufende Anleihe auf dem Unternehmen. Heckler & Koch sei aber finanziell abgesichert, sagte Heeschen der „Welt am Sonntag“.