Die Waffenschmiede H&K beliefert die Bundeswehr und andere Armeen der Welt mit Gewehren. In der Rüstungsbranche steht das Unternehmen für gute Qualität, die Nachfrage steigt. Trotzdem macht die Firma Miese.

Oberndorf - Der Waffenhersteller Heckler & Koch kämpft trotz voller Auftragsbücher und höherer Umsätze weiter mit roten Zahlen. Im vergangenen Jahr lag der Verlust bei 8,1 Millionen Euro, wie aus einer Mitteilung der Firma auf ihrer Webseite hervorgeht. Im Vergleich zu 2017 war das immerhin eine Besserung, damals waren es 13,4 Millionen Euro Verlust gewesen. Der Umsatz stieg 2018 den Angaben zufolge um 21 Prozent auf 221 Millionen Euro.

 

Allerdings zogen die Kosten noch stärker an, etwa für Material und Personal. Die Schulden wuchsen zudem - das aufgenommene Fremdkapital belief sich den Angaben zufolge auf 231 Millionen Euro und damit fast 50 Millionen mehr als ein Jahr zuvor.

Geschäftsführung gibt sich wortkarg

Die Chefetage kommentierte die Geschäftsentwicklung nur knapp. Neue Produktionsabläufe hätten noch nicht ihr „volles Potenzial“ entfalten können, hieß es. Mittelfristig werde die Restrukturierung aber zu einer höheren Effizienz und einer besseren Liefersituation führen.

Der Druck auf das Traditionsunternehmen mit seinen rund 800 Mitarbeitern bleibt damit hoch. So hoch, dass die Belegschaft jüngst mehrheitlich zu einem bemerkenswerten Schritt bereit war: Sie soll künftig 2,5 Stunden pro Woche mehr arbeiten, ohne dafür Geld zu bekommen. Für diesen Lohnverzicht entschied sich eine Versammlung von IG-Metall-Mitgliedern, die bei H&K arbeiten, Anfang April.

Neuer Tarifvertrag wackelt

Doch wie die Deutsche Presse-Agentur aus informierten Kreisen erfuhr, steht der neue Tarifvertrag samt Lohnverzicht auf wackligen Füßen - das Abstimmungsergebnis war mit einer einzigen Stimme Mehrheit und einem Prozentergebnis von 50,44 Prozent so knapp, dass Gegner des Lohnverzichts es angefochten haben - sie haben moniert, dass eine Mehrheit von mindestens 51 Prozent nötig gewesen wäre. Zudem ist in der Belegschaft das Misstrauen gegenüber der Chefetage groß - viele Beschäftigte bezweifeln, dass die Lage wirklich so ernst ist, als dass sie unbezahlte Mehrarbeit leisten müssten.

Auf Anfrage bestätigte die IG-Metall-Bevollmächtigte, Dorothee Diehm, dass das Votum Mitte Mai wiederholt werde. Sie empfehle weiterhin die Annahme des Verhandlungsergebnisses, denn die Lage der Firma sei angespannt und die Arbeitgeber- und Kapitalseite sei auch zu einem eigenen Beitrag bereit, um die Firma wieder auf Kurs zu bringen. Sie habe sich zu hohen Investitionen in Oberndorf verpflichtet. „Wir haben uns bei Einschätzung der Lage an die Fakten gehalten und auf Basis eines Sachverständigen-Gutachtens unsere Empfehlung für einen Lohnverzicht gegeben“, sagte die Gewerkschafterin.

Turbulente Zeit

H&K hat eine turbulente Zeit hinter sich, die Chefetage wurde 2018 komplett neu besetzt. Unerfreulich für die Firma war Kritik von der Berliner Polizei, die Qualitätsmängel bei gelieferten Dienstpistolen monierte. Die Polizei anderer Bundesländer war hingegen zufrieden. Schlagzeilen machte außerdem ein Urteil des Stuttgarter Landgerichts, demzufolge die Firma wegen Waffenexporten nach Mexiko tief in die Tasche greifen muss - Verkaufserlöse von 3,7 Millionen Euro sollen eingezogen werden. Allerdings ging Heckler & Koch in Revision.

Große Hoffnungen setzt die Firma in einen Großauftrag der Bundeswehr. Das Standardgewehr G36 soll durch ein neues Modell ersetzt werden. Die Entscheidung könnte Ende 2019, vermutlich aber erst 2020 fallen.