Die Essener Tafel nimmt vorerst keine Ausländer mehr auf. Nach Kritik und Anfeindungen droht Tafel-Chef Jörg Sartor mit seinem Rücktritt.

Essen - Die Essener Tafel kommt nicht zur Ruhe. Gegen den Vorsitzenden des Tafelvereins in der Ruhrgebietsstadt, Jörg Sartor (62), werden weiterhin Rassismusvorwürfe erhoben. Zudem beschmierten Unbekannte in der Nacht zum Sonntag Fahrzeuge und Türen der Tafel mit Parolen wie „Nazis“ und „Fuck Nazis“. Angesichts der Kritik und Anfeindungen droht Sartor, der mit der Vereinsführung einen Aufnahmestopp für Ausländer verfügt hatte, nun mit dem Rücktritt von seinem Posten. „Ich bin kurz davor hinzuschmeißen“, sage der Vereinschef. Es sei eine „Schweinerei, unsere Leute so zu diffamieren“, sagte er der „Bild“-Zeitung.

 

Die Ankündigung der Tafel, bis auf Weiteres nur noch Bedürftige mit deutschem Pass als neue Kunden aufzunehmen, hatte Ende vergangener Woche empörte Reaktionen ausgelöst. Unter anderem hatte Bundessozialministerin Katarina Barley (SPD) erklärt, eine Gruppe von Menschen pauschal auszuschließen, fördere Vorurteile und Ausgrenzung. Tafelvereine im gesamten Bundesgebiet schlossen sich der Kritik an, Flüchtlingshelfer ebenfalls.

Tafelchef will sich vor keinen Karren spannen lassen

„Jetzt haut ein Haufen Politiker auf uns ein, ohne sich zu informieren“, beklagte Sartor. „Die sollen sich mal herbewegen und vor Ort mitarbeiten – danach können sie sich gerne äußern.“ Zugleich betonte er, dass er sich vom Zuspruch populistischer Politiker distanziere. „Ich lasse mich vor keinen Karren spannen, weder von linken Politikern, noch von rechten“, erklärte der Essener.

Die umstrittene Entscheidung hatte der Vorstand der Tafel damit begründet, dass der Anteil der Migranten unter den 6000 Menschen, die regelmäßig Lebensmittel erhielten, auf 75 Prozent gestiegen sei. Ältere Menschen und Alleinerziehende würden auf diese Weise schleichend verdrängt. Vor allem das Verhalten junger männlicher Flüchtlinge sei teils problematisch gewesen. Mitarbeiter und Kunden hätten sich nicht mehr wohl gefühlt.

„Viele Flüchtlinge verhalten sich anders. Die Anstellmentalität ist häufig nicht so da, die Erwartungshaltung ist höher. Es ist so, dass viele meinen, wir wären verpflichtet, Lebensmittel auszugeben, wir wären eine staatliche Einrichtung. Sind wir aber nicht“, sagte Sartor der „Westdeutschen Allgemeinen Zeitung“. Die Tafel wolle den Aufnahmestopp wieder aufheben, wenn das Verhältnis wieder ausgeglichener sei.