Welche Wege nach dem Abschluss möglich sind, haben Schüler des Hegel-Gymnasiums in Stuttgart-Vaihingen am Freitagvormittag beim Tag der beruflichen Orientierung erfahren.

Vaihingen - Von diesem Beruf hat selbst der Ausbildungsexperte Aaron Sarikaya noch nichts gehört: „Bioniker“ antwortete ein Schüler des Hegel-Gymnasiums auf die Frage, wer denn schon wisse, was er später mal machen möchte. „Man schaut sich etwas in der Natur ab und setzt es in der Technik um“, erklärte ihm der Junge daraufhin.

 

Etwa 100 Zehntklässler hatten sich am vergangenen Freitag in der Aula der Schule an der Krehlstraße versammelt, um am Tag der beruflichen Orientierung von Sarikaya und seinem Kollegen Zvonimir Marković zu erfahren, welche Wege nach dem Abitur möglich sind. Natascha Rosenau hat den Ausbildungstag vor wenigen Jahren ins Leben gerufen. Sie ist die Beauftragte für Berufs- und Studienorientierung am Hegel und sagte: „Die Schülerschaft wird immer heterogener, weil die Grundschulempfehlung abgeschafft wurde. Wir wollen deshalb auch Alternativen zum Studium aufzeigen.“ In Klasse neun konnten die Schüler schon in die Berufswelt reinschnuppern. Im Unterricht lernten sie, Bewerbungen zu verfassen. Zudem absolvierten sie mit dem „Bogy“ ein einwöchiges Praktikum in einem Betrieb ihrer Wahl. In der zehnten Klasse wolle man den Schülern nun die Ausbildung näherbringen, sagte Rosenau. Das sei auch schon zwei Jahre vor dem Abitur sinnvoll. Einerseits benötige man durch den langen Bewerbungsprozess mehr Vorlaufzeit als beim Studium. Andererseits wolle man den Schülern so die Möglichkeit geben, nach der zehnten Klasse die Ausbildung zu beginnen oder auf eine Fachhochschule zu wechseln.

Ausbildungsbotschafter berichten von ihren Erfahrungen

Rosenau hat sich eines zum Ziel gesetzt: „Es kursiert das Gerücht, eine Ausbildung sei nur etwas für Realschüler. Das ist nicht so. Mir ist es wichtig, den Schülern dieses Vorurteil zu nehmen und die Ausbildung als eine echte Alternative darzustellen.“ Das sehen die beiden Ausbildungsexperten der Industrie- und Handelskammer (IHK) ähnlich. „Das System des Frontalunterrichts ist vielen bekannt. Also machen sie lieber das weiter, anstatt etwas Neues zu wagen“, sagte Sarikaya. Aber nicht jeder Abiturient treffe die richtige Entscheidung damit, an einer Universität ein Studium zu beginnen. „Wenn ich lieber praktisch lernen möchte, ist die duale Ausbildung die bessere Wahl“, sagte Marković. Denn dann könne man neben der Zeit in der Berufsschule auch schon praktische Erfahrungen im Betrieb sammeln. Die beiden Experten zeigten den Schülern auch auf, dass die Berufsfindung mit einer Ausbildung noch lang nicht abgeschlossen sein muss. Stattdessen könne man danach auch noch studieren oder einen Fachwirt machen.

Die Schüler bekamen am vergangenen Freitag auch die Chance, mit Auszubildenden verschiedener Bereiche selbst in Kontakt zu kommen. Im Vorhinein hatten sie die Ausbildungsbotschafter wählen können, deren Ausbildung sie am meisten interessierte. In Kleingruppen informierten die Azubis dann über den Bewerbungsprozess oder auch die Aufgaben, die sie in ihren Unternehmen übernehmen.

Schüler sollen nicht nur ans Geld denken

Eine Ausbildungsbotschafterin erzählte von Erlebnissen während ihrer Ausbildung zum Dialogmarketing bei der Stuttgarter Straßenbahnen AG. Dort habe sie die Strecken der Bahnen und Busse lernen, Beschwerden entgegennehmen oder Verträge für Abos anlegen müssen. Auch sie habe erst studieren wollen, sich dann aber für eine Ausbildung entschieden. Eine Schülerin merkte an, dass die Ausbildung sehr außergewöhnlich klinge, und war sich unsicher, wie man eine solche findet. „Ich bin über die SSB zur Ausbildung gekommen“, erklärte die Botschafterin.

Eines gab Sarikaya den Schülern zum Abschluss noch mit auf den Weg: „Geht in euch und überlegt, was ihr wirklich machen wollt. Denkt nicht nur daran, wo ihr am meisten Geld verdient: Damit werdet ihr nicht glücklich.“