Das Ganztageskonzept soll zum Schuljahr 2012/2013 Wirklichkeit werden. Stadt und Regierungspräsidium begrüßen den Vorstoß.

Vaihingen - Noch fehlt die Zustimmung des Kultusministeriums, doch die Schulleiterin Barbara Graf ist sich sicher: „Das ist reine Formsache.“ Denn der Antrag ist bei der Stadt Stuttgart und dem Regierungspräsidium durch. Zum Schuljahr 2012/2013 wird das Hegel-Gymnasium in Vaihingen das erste Gymnasium der südlichen Stadtbezirke mit offenem Ganztageszug sein. Offen heißt, die Eltern können sich bei der Anmeldung entscheiden, ob ihr Kind eine Ganztagesbetreuung bekommt oder nicht. Es gibt Kapazitäten für zwei Klassen, die bis einschließlich der siebten Klasse Ganztagesangebote wahrnehmen können. Am 29. März beginnt die Schulanmeldung. Dann wird sich zeigen, ob sich die Bemühungen gelohnt haben und das Angebot angenommen wird.

 

Auch diesbezüglich ist Graf zuversichtlich. Die Stimmung im Elternbeirat sei beinahe durchweg positiv, deshalb mache sie sich keine Sorgen, sondern sei „ganz neugierig auf die Resonanz“. Mit dem Konzept will die Schule Eltern und Kindern gleichermaßen entgegenkommen: Letzteren wird der Schulalltag durch eine Umstrukturierung des Unterrichts erleichtert. Statt sechs Schulstunden lang paukend in der Klasse zu sitzen, wird der Tag entzerrt. Die Schüler beginnen am Morgen mit Fachunterricht, der von sportlichen Aktivitäten, selbst organisiertem Lernen, Instrumentalunterricht und vielem mehr unterbrochen wird. So folgen auf Phasen, die hohe Konzentration erfordern, solche, bei denen sich die Schüler austoben oder entspannen können.

Der erste Partner ist der SV Vaihingen

Für diese Angebote sollen verstärkt außerschulische Träger einbezogen werden. Der erste Partner ist der SV Vaihingen, der Ballsportarten für die Kinder anbietet. Für den Instrumentalunterricht sind Musiklehrer aus Musikschulen und Orchestern zuständig. Damit setzt sich eine Tradition fort, die vor einigen Jahren am Hegel-Gymnasium mit der Einrichtung einer Bläserklasse eingeführt wurde.

„Durch die Einbindung von Bewegung und individuellem Lernen in den Schulalltag wird sich auch das Verhältnis zur Schule ändern“, sagt die stellvertretende Schulleiterin Carmen Vollrath. Wenn die Kinder ihre Lehrer nicht nur im Unterricht erleben, sondern auch mal zusammen Mittag essen, habe das positive Auswirkungen auf die Beziehung zwischen Pädagogen und Schülern. Das nehme den Druck aus dem Unterricht. „Schule besteht so nicht mehr nur aus Vokabelnlernen“, sagt Graf.

Durch die Hausaufgabenbetreuung soll dafür gesorgt werden, dass die Schüler, wenn sie um 15.30 Uhr nach Hause gehen, nichts mehr für die Schule tun müssen. So werden nicht nur die Kinder, sondern auch die Eltern entlastet. „Dadurch nimmt man ein Stück Stress aus den Familien“, sagt Schulleiterin Graf.

„Ganztageszug ist nicht gerade lukrativ“

Auch der Entwicklung, dass ein anderes Klientel als noch vor ein paar Jahren an die Gymnasien komme – beispielsweise Kinder aus bildungsfernen Familien – könne damit begegnet werden. Durch die individuelle Förderung öffne sich das Gymnasium all den Kindern, welche die notwendigen Fähigkeiten besitzen, jedoch durch berufstätige Eltern oder sprachliche Barrieren zu Hause wenig Hilfestellung bekommen, ergänzt Graf.

Doch der Ganztageszug ist nicht nur ein Gewinn, sondern auch ein finanzieller Aufwand für die Schule. „Es ist nicht gerade lukrativ“, sagt Graf. Doch sie ist davon überzeugt, dass die ehemalige CDU/FDP-Landesregierung mit dem G 8-Beschluss angesichts des steigenden Unterrichtspensums indirekt die Ganztagsschule beschlossen hat – „ohne dafür den Gymnasien die nötigen Bedingungen für die Umsetzung zu geben“.

Von der Stadt gibt es jetzt mit der Genehmigung des Ganztageszuges eine Basisfinanzierung. Mit etwa 40 000 Euro im Jahr wird das Mittagessen bezuschusst. „Das ist nach 20 Jahren, in denen es schon Mittagessen an der Schule gibt, eine wichtige Stabilisierung“, sagt Graf. Trotzdem müsse man in Zukunft auf noch stabileren Füße stehen.

Info-Veranstaltungen Am Freitag, 9. März findet von 16 bis 19.30 Uhr ein „Tag der offenen Tür“ statt, der über das pädagogische Konzept des Hegel-Gymnasiums , Krehlstraße 65, informiert. Am Mittwoch, 14. März, gibt es von 20 Uhr an der Aula der Schule einen weiteren Informationsabend zum Hegel-Konzept.