Die Heidelberger Druckmaschinen AG ist nach einem Jahr mit schwarzen Zahlen im abgelaufenen Geschäftsjahr wieder ins Minus gerutscht. Doch mittelfristig sieht man sich finanziell auf soliden Füßen.

Stadtentwicklung & Infrastruktur: Andreas Geldner (age)

Wiesloch-Walldorf - Eine gerade erst vom Traditionsstandort Heidelberg zum Werk in Wiesloch-Walldorf umgezogene Firmenzentrale, ein in dieser Woche eröffnetes neues Kundenzentrum und dazu auch noch ein aufgefrischtes blau-gelb-grünes Unternehmenslogo – die lange Zeit schwer gebeutelte Heidelberger Druckmaschinen AG wollte damit bei der Vorlage ihrer Bilanzzahlen signalisieren, dass der Aufbruch in bessere Zeiten begonnen hat. „Wir möchten mit den neuen Farben den Wandel nach außen tragen“, sagte der Finanzvorstand Dirk Kaliebe, der in Abwesenheit des erkrankten Konzernchefs Gerold Linzbach die Jahresbilanz alleine vortragen musste.

 

Innovation Digitaldruck

Der Konzern entwickelt zurzeit beispielsweise in Zusammenarbeit mit dem japanischen Foto-Spezialisten Fuji eine innovative Maschine für den Digitaldruck. Während nämlich der Umsatz im traditionellen Offset-Druck sich in den vergangenen Jahren halbiert hat, stehen bei dieser Technologie die Zeichen auf rasches Wachstum. Diese Drucktechnik erlaubt es, flexibel selbst kleinste Auflagen wirtschaftlich zu produzieren.

Auch die immer wichtiger werdenden Standbeine Servicedienstleistungen und den Bereich der Druck-Verbrauchsmaterialien will der Konzern mit den zum traditionellen Blau des Firmensymbols hinzugekommenen Farben gelb und grün besser verdeutlichen. Doch noch haben in der Bilanz für das Ende März abgelaufene Geschäftsjahr 2014/2015 der Abschied von defizitären Geschäftsbereichen, die Kosten des Personalabbaus und die Reform der firmeneigenen Altersversorgung ihre Spuren hinterlassen.

Nach einem im vorangegangenen Geschäftsjahr erstmals seit einem halben Jahrzehnt erreichten kleinen Gewinn von vier Millionen Euro schlagen aktuell wieder rote Zahlen in Höhe von 72 Millionen Euro zu Buche. Finanzchef Kaliebe bezifferte die Sondereffekte, die zu dieser erneuten Delle beitrugen, mit rund 100 Millionen Euro. Ohne diese einmaligen Kosten wäre man schon im vergangenen Jahr klar im Plus gelandet, sagte er. In diesem Jahr wolle man bei einem zwischen zwei und vier Prozent steigenden Umsatz auch unter dem Strich wieder schwarze Zahlen schreiben. Als anvisierte Größe definierte der Finanzchef allerdings kein konkretes Gewinnziel, sondern sprach für das kommende Geschäftsjahr von einer als entscheidende Messlatte gewählten operativen Marge von acht Prozent.

Schwächelndes Geschäft in China

Im vergangenen Jahr drückte insbesondere ein schwächelndes Geschäft in China die Erlöse. Der Konzernumsatz fiel mit rund 2,3 Milliarden Euro um vier Prozent niedriger aus als im Jahr zuvor. Auch die Eigenkapitaldecke ist mit acht Prozent immer noch dünn. Man schaffe es inzwischen aber wieder problemlos, die Zinskosten zu verdienen, sagte der Finanzvorstand. Und dank einer Umschuldung, nach der eine relativ niedrig verzinsten Anleihe nun erst im Jahr 2022 fällig wird, habe der Konzern auch genügend Spielraum für weitere Akquisitionen, sagte der Finanzchef.

Bis zum September werden indes 200 bis 300 weitere Mitarbeiter den Konzern verlassen. Die Phase der Kurzarbeit sei jedoch vorbei, sagte Kaliebe: „Der Auftragseingang ist stabil und hat jüngst unter anderem dank einer Stabilisierung in China sogar zugelegt.“ Global erwartet die Heidelberger Druckmaschinen AG, dass sich der Print-Markt auf dem heutigen Niveau stabilisiert. Hier geht es inzwischen nicht mehr nur um den Druck auf Papier. In seinem in dieser Woche eröffneten Kundenzentrum führt man am Produktionsstandort Walldorf Maschinen vor, die auf den unterschiedlichsten Ausgangsmaterialien drucken können – auch eine Maschine, die Fußbälle mit Logos und Beschriftungen versehen kann, gehört dazu. Auch die sukzessive ausgebaute, weltweite Online-Anbindung der Druckmaschinen gehört dazu. „Wir wollen künftig selbst die Druckmaschine in Australien bei Softwareproblemen von Deutschland aus warten können“, sagte Kaliebe.