Die wertvolle mittelalterliche Handschriftensammlung, wird jetzt im Vatikan digitalisiert. Die „Bibliotheca Palatina“ , in der einst die Heidelberger Schloss- und die Universitätsbibliothek vereinigt waren, galt bis zum 30-jährigen Krieg als bedeutendste Büchersammlung nördlich der Alpen.

Heidelberg/Rom - Knapp 400 Jahre nach der Überführung der berühmten Bibliotheca Palatina von Heidelberg in den Vatikan nach Rom soll die wertvolle mittelalterliche Handschriftensammlung der Pfalzgrafen zumindest virtuell wieder zusammengeführt werden. Die Voraussetzungen dafür schafft eine Kooperation des Universität Heidelberg und des Vatikans, in deren Rahmen in den kommenden Jahren alle etwa 1900 lateinischen Schriften der Palatina digitalisiert und im Netz verfügbar gemacht werden sollen.

 

Die Palatina, in der einst die Heidelberger Schloss- und die Universitätsbibliothek vereinigt waren, galt bis zum 30-jährigen Krieg als bedeutendste Büchersammlung nördlich der Alpen und als wichtigste Wissensbasis des Protestantismus. Ihr Ende in der Kurpfalz kam mit der Eroberung der Stadt durch katholische Truppen. Zum Dank für seine Unterstützung bestand Papst Gregor XV. danach auf ihrer Überführung nach Rom. 3700 mittelalterliche Handschriften und 13 000 Druckwerke wurden 1623 über die Alpen geschafft. Erst nach dem Wiener Kongress kamen 874 deutschsprachige Handschriften wieder an den Neckar zurück. Alle übrigen liegen bis heute im Vatikan.

Ein Teil der schönsten Stücke der Bibliothek konnte man 1986 anlässlich des 600-Jahr-Jubiläums der Uni Heidelberg erst- und einmalig in einer großen Ausstellung bestaunen. Seither gibt es immer wieder einmal Kontakte zwischen den Vertretern der heutigen UB und der Vaticana. Als Vorreiter bei der Digitalisierung wertvoller historischer Buchbestände konnten die Heidelberger Bibliothekare dann 2010 in Räumen ihrer Kollegen in Rom eine Art Außenstelle ihres Digitalisierungszentrums einrichten. Seitdem wurden dort 133 mittelalterliche Handschriften, die zu Zeiten von Pfalzgraf Otto Heinrich aus dem Kloster Lorsch nach Heidelberg geholt worden waren, erfasst.

Digitales Faksimile soll möglichst dem Original entsprechen

Anfang des Jahres wurde dann begonnen, auch die übrigen 1900 lateinischen Codices zu erfassen. Dies haben beide Partner am Wochenende mitgeteilt. Bei einer Pressekonferenz bedankte sich der Rektor der Heidelberger Universität, Professor Bernhard Eitel, beim Präfekten der Vatikanbibliothek Monsignore Cesare Pasini für seine Bereitschaft zur Unterstützung des Projekts.

Je nach Größe und Umfang der Schriften kämen pro Woche vier bis sieben Handschriften aus den klimatisierten Tresoren in den abgedunkelten Aufnahmeraum, erklärten die Sprecher der Bibliotheken. Dort würden sie mit einer speziell entwickelten Software erfasst und für die Internetpräsentation aufbereitet. Eine professionelle Nachbearbeitung gewährleiste, dass das digitale Faksimile so weit wie möglich dem Original entspreche. Finanziert werde das Vorhaben, das für die wissenschaftliche Forschung große Bedeutung habe, im Wesentlichen von der Heidelberger Manfred-Lautenschläger-Stiftung.