Nam, Thai und Tarak heißen die drei halbstarken Bullen, die Leben ins neue Elefantenhaus des Heidelberger Zoos bringen.

Heidelberg - Acht Monate lang musste der Heidelberger Zoo nach dem Umzug seiner alten Elefantendamen Jenny und Ilona nach Karlsruhe im Herbst vergangenen Jahres ohne die beliebten Dickhäuter auskommen, die auf der Wunschliste der Zoobesucher in aller Welt ganz oben stehen. Seit einer Woche nun herrscht wieder Leben in der Anlage. Morgen wird sie offiziell eröffnet, doch ihre neuen Bewohner, drei junge Elefantenbullen aus Hamburg, Hannover und Leipzig haben sie schon seit gut einer Woche in Besitz genommen.

Sie stecken die Köpfe zusammen, laufen eng aneinandergeschmiegt herum, blasen mit ihren Rüsseln den Sand in die Luft und haben ebenso unübersehbar Freude am schönen Wetter wie aneinander. "Sie haben zwar schon einige Male Zoff gehabt und es wird sicher noch gelegentlich knallen; aber dass es insgesamt so unkompliziert geht, das hätten wir nicht gedacht", sagt die Biologin Sandra Reichler. "Wir sind echt glücklich, wie es bisher läuft", erklärt auch Zoo-Pressesprecherin Stefanie Richter und gesteht: "Ich könnte stundenlang dort sitzen und den dreien zusehen."

Sie heißen Voi Nam, Thai und Tarak. Voi Nam ist mit acht Jahren der älteste, Tarak mit knapp fünf der Jüngste und alle drei bilden die bisher erste Jungbullengruppe von Elefanten in einem deutschen Zoo. Der Bedarf an solchen Gruppen wächst, seitdem in europäischen Zoos immer mehr Elefanten geboren werden. Genau ein Dutzend sind 2009 in den Tierparks von Amsterdam bis Moskau, die im europäischen Erhaltungszuchtprogramm zusammen arbeiten, auf die Welt gekommen. In diesem Jahr sollen allein im Zoo Hannover fünf weitere kleine Dickhäuter dazu kommen - zwei von ihnen sind bereits geboren.

In den meisten Zoos bleiben die Jungs allein


"Die deutschen Zoos sind derzeit die größten und erfolgreichsten Elefantenhalter in Europa", erklärt Stefan Geretschläger, der Revierleiter der Heidelberger Afrikaanlage und Chefpfleger der Elefanten. Zusammen mit einem Kollegen kam er vor zwei Jahren aus Köln an den Neckar und hatte sich dafür stark gemacht, in dem bereits in Planung befindlichen neuen Elefantenhaus eine junge Bullengruppe aufzubauen. Denn junge Bullen werden bisher in Zoos oft stiefmütterlich behandelt. Nur als Kinder sind sie in den matriarchalisch von Müttern und Tanten geprägten Gruppen wohl gelitten. Wenn sie heranwachsen, so von dem Alter von fünf, sechs Jahren an, kommen die Probleme.

"Während der weibliche Nachwuchs anfängt, erste kleine Aufgaben in der Gruppe zu übernehmen und sich sozial zu integrieren, wollen die jungen Bullen spielen und kämpfen. Sie stören, das reizt die älteren dominanten Kühe die sie aus der Herde hinausdrängen - in freier Wildbahn wie im Zoo", erklärt Geretschläger.

Doch während sich die jungen Elefanten in Freiheit ihrerseits abnabeln und in sogenannten Junggesellengruppen zusammenschließen, in denen sie ihre Rangkämpfe ausfechten, voneinander lernen und gemeinsam heranwachsen, sind solche Gruppen in Zoos noch Mangelware. Bislang gibt es sie nur in Spanien, Belgien und Holland. Den Tieren, die dort nicht unterkamen, drohte ein einsames Dasein.