Der 1. FC Heidenheim freut sich auf die Partie gegen den großen Hamburger SV und hofft auf einen Sieg. Die ganze Kleinstadt muss sich auf den Besuch aus dem Norden vorbereiten.

Sport: Dominik Ignée (doi)

Stuttgart - In Heidenheim befindet sich der Profi-Fußball in der kuscheligen Provinz. Dort liegt die Voith-Arena nur einen Steinwurf entfernt vom Krankenhaus und vom Naturtheater. Nun ist das Stadion längst zu einem 15 000 Zuschauer fassenden Schmuckkästchen ausgebaut worden und der Behausung eines Zweitligisten würdig. Doch wenn die Bude richtig voll wird, muss logistisch nachgeholfen werden – sonst stehen im Ernstfall die Krankenwagen im Stau. Also sollten die Stadionbesucher auf Geheiß des Vereins am Ortseingang parken. Extra-Busse bringen sie dann umsonst zum Stadion.

 

Leverkusen im Pokal geschlagen

An diesem Samstag gastiert in der Voith-Arena der große Hamburger SV, und das ist wieder so ein Ausnahmetermin, von dem sie beim 1. FC Heidenheim erst neulich einen hatten. Vor fast ausverkauften Haus haben die tapferen Jungs von der Ostalb die pomadig auftretende Millionen-Truppe von Bayer Leverkusen aus dem Pokal gefegt. Nun kommt mit dem HSV innerhalb kurzer Zeit die nächste große Hausnummer in die Kreisstadt, in der 49 300 Einwohner leben. In Hamburg sind es stramme 1,8 Millionen Menschen, nur um das mal miteinander zu vergleichen.

Diese 1,8 Millionen Menschen kommen natürlich nicht nach Heidenheim, aber die 1900 Karten für die besonders treuen HSV-Fans waren flott vergriffen. Die Hamburger haben in grauer Vorzeit den Europapokal der Landesmeister gewonnen, lebten jahrelang vom besonderen Status des Bundesliga-Dinos, außerdem liefen für die Raute fußballerische Großkaliber wie Uwe Seeler, Manni Kaltz und Horst Hrubesch auf.

Früher hieß es: Nix wie raus aus Heidenheim

Die bekanntesten Spieler, die an der Brenz am Werk waren, sind dagegen die Zeyer-Brüder Andreas und Michael – was für ein Gegensatz. Die späteren Bundesliga-Kicker haben auf der Ostalb aber nur bei den Junioren das fußballerische Handwerk gelernt. Wer ein bisschen kicken konnte, so war es damals, der hat die Kleinstadt auf dem schnellsten Weg verlassen – nix wie weg!

Die HSV-Raute, sie lebt von ihrer Tradition und hat auf dieser Grundlage schon etwas Bedrohliches für das kleine Heidenheim. Die Wirklichkeit des Zweitliga-Duells, das an diesem Samstag um 13 Uhr in der Voith-Arena angepfiffen wird, sieht allerdings anders aus. Der HSV kommt zwar als Tabellenführer, der unbedingt wieder aufsteigen muss. Doch die Truppe ist überwiegend mit jungen Leuten bestückt, die von ein paar alten Hasen wie Lewis Holtby oder Pierre-Michel Lasogga angeführt werden. Und die Heidenheimer stehen kurz vor dem Anpfiff auf der anderen Seite des Platzes mit dem Ausweis, Bayer aus dem Pokal gekegelt zu haben und die beste Mannschaft der Rückrunde zu sein. In der Tabelle macht das den ausgezeichneten vierten Platz – mit nur sechs Punkten weniger als der HSV. Die Jungs von der Ostalb befinden sich sportlich also fast auf Augenhöhe mit den Profis aus der Elbmetropole, die den Ruf genießt, das Tor zur Welt zu sein.

Auf Augenhöhe mit dem HSV

Wie es ist, in der Provinz auf die Nase zu fallen, das wissen sie in Hamburg nicht erst seit Eppingen anno ’74, als ein gewisser Gerd Störzer mit seinen zwei Buden den großen HSV aus dem DFB-Pokal beförderte – und damit bis heute traumatisiert hat. Eine Niederlage des HSV jetzt in Heidenheim würde dagegen alles andere als eine Überraschung sein. „Ich erwarte eine kompakte und körperliche Mannschaft. Uns ist bewusst, dass das eine unserer schwersten Aufgaben ist“, sagte HSV-Trainer Hannes Wolf vor der unbequemen Reise in den Süden. Denn wie das Heidenheimer Pokal-Spiel gegen Bayer gezeigt hat, muss der HSV aufpassen. „Wir müssen uns auf einem hohen Niveau befinden und dürfen uns wenig erlauben“, warnt Wolf.

Der 1. FC Heidenheim ist wer im deutschen Fußball – seit 2014 wird in der zweithöchsten Liga gekickt. Die Vereinsführung macht eine ausgezeichnete Arbeit im Ruhigen, während sich auf dem Platz die Mannschaft von Trainer Frank Schmidt vor allem in dieser Saison schier zerreißt. „Wir können gegen den HSV mit breiter Brust spielen“, sagt Torjäger Robert Glatzel angesichts der vergangenen Erfolge. Und sein Sturmpartner Denis Thomalla meint selbstbewusst: „Wir müssen es so machen wie zuletzt – mit Vollgas rein!“

Staus drohen – die Stadt ist vorbereitet

Wie immer das Spiel ausgeht, der Plan für die Zeit nach Schlusspfiff, er steht. Der FCH bittet Gäste, die am Stadion parken und früh nach Hause wollen, die Arena zehn Minuten vor Spielende zu verlassen – denn nach der Partie ist der Parkplatz für 30 Minuten gesperrt. Das soll ihn entzerren, den Stau durch den HSV.