Seit sie eine „Tatort“-Kommissarin spielt, weiß Heike Makatsch, dass sie vielleicht selbst gern Polizistin geworden wäre. Im Interview spricht die Schauspielerin ferner über Kinder und Gewalt, Waffen am Set und über das Programm, das sie als Fernseh-Chefin gestalten würde.

Berlin - Als Heike Makatsch 2016 in „Fünf Minuten Himmel“ ermittelte, sollte das ein einmaliger „Tatort“-Gastauftritt werden. Doch nun nimmt die Schauspielerin die TV-Polizeiarbeit wieder auf – aber nur als sehr gelegentliche Abwechslung, wie sie betont.

 
Frau Makatsch, in „Zeit der Frösche“ zählen auch Kinder zu den Mordverdächtigen. Wie kann man Kinder Ihrer Meinung nach davor schützen, gewalttätig zu werden?
Ich habe das ehrlich gesagt noch nicht auf meiner Erziehungsliste, wie ich meine Kinder von Gewalt abhalte. Weil mir schon der Gedanke fremd ist, dass sie gewalttätig werden könnten. Das liegt vielleicht am Fehlen von Computerspielen, überhaupt von Medien, die Kinder in Welten entführen, die man nicht mehr überblicken kann. Man sollte versuchen, den Medienkonsum auf kindergerechte Inhalte zu reduzieren.
Ist das nicht schwer zu kontrollieren?
Ich finde es nicht so schwer, das zu unterbinden. Man hat natürlich auch Vorbildcharakter: Wenn man selbst nicht den ganzen Tag den Fernseher anschaltet, auch nicht ständig am Computer sitzt, während Familienzeit ist, dann vermittelt man den Kindern, dass es nicht Teil des Alltags ist.
Wie haben sie sich der Arbeitsrealität einer Kommissarin angenähert?
Als ich den ersten „Tatort“ in Freiburg gedreht habe, bin ich dort aufs Kommissariat gegangen. Die sehr netten Polizisten haben mich durch die verschiedenen Abteilungen geführt und mir ihren Tagesablauf beschrieben. Da habe ich gesehen, wie spannend dieses detektivische Spiel ist. Ich dachte sogar: Polizist ist ein Beruf, den ich vielleicht selbst gern ausgeübt hätte. Weil es doch ein Jagen für die Gerechtigkeit ist.
Muss man für eine Kommissarin Besonderes mitbringen – oder kann jeder „Tatort“?
Es kann insofern jeder „Tatort“, als jede Persönlichkeit, die ein Schauspieler mitbringt, eine neue Farbe in eine Kriminalgeschichte bringen kann. Es kann sehr ruppige, sehr schüchterne, sehr humorvolle Ermittler geben – alle Varianten sind denkbar. Und alle müssen sich dann mit diesen Extremsituationen auseinandersetzen.
Wie ist der Umgang mit Waffen für Sie?
Da haben wir Leute am Set, die draufgucken, wie wir das machen. Für mich ist das nicht dramatisch, ich habe bisher auch nicht abdrücken müssen.
Und wenn in Zukunft doch mal ein Schuss im Drehbuch steht?
Ich hätte kein Problem damit – wenn da eine interessante Psychologie dahinter steckt und wenn ich den Gesamtzusammenhang, in dem das stattfindet, befürworten kann.
Krimis sind derzeit in TV und Literatur die erfolgreichste Gattung. Was können Sie ihr abgewinnen?
Ich wundere mich selbst ein wenig, dass die Menschen das am Interessantesten finden. Vielleicht ist ein Grund, dass jedes Mal wieder eine andere Wendung in einem Fall stattfinden kann. Und dann sind es Extreme, die zu den Gewalttaten führen: extreme Eifersucht, extreme Wut, Gier, Verzweiflung. Dem auf die Spur zu kommen, ist immer auch ein Blick in unsere Seelen.