Die Kundgebung eines kurdischen Vereins auf dem Kiliansplatz muss wegen einer Bombendrohung abgesagt werden. Auch der Zugverkehr am Hauptbahnhof steht zeitweise still. Die Polizei hat eine erste Vermutung, was hinter den Drohungen stecken könnte.

Heilbronn - Sechs Bombendrohungen haben die Polizei in Heilbronn am Montagabend in Aufruhr versetzt. „Da wollte uns einer offensichtlich ordentlich ärgern“, sagte ein Polizeisprecher am Dienstag. Ein Unbekannter hatte zunächst gegen 18 Uhr dreimal kurz hintereinander den Notruf gewählt und damit gedroht, am Kiliansplatz in Heilbronn eine Bombe detonieren zu lassen. Die Polizei evakuierte daraufhin den Platz, auf dem am Montagabend eine Kundgebung des Kurdischen Vereins Heilbronn wegen der türkischen Militäroffensive in Syrien stattfand. Rund 50 Demonstranten mussten den Platz räumen und die Kundgebung abbrechen. Eine Bombe wurde aber nicht gefunden. 30 Polizisten waren im Einsatz.

 

Nur kurz nachdem die Polizei die Sperrung wieder aufgehoben hatte, meldete sich der unbekannte Anrufer erneut aus einer Telefonzelle. Dabei drohte er mit einer Bombe im Heilbronner Hauptbahnhof. Beamte der Bundespolizei rückten aus, räumten den Bahnhof und sperrten das Gelände weiträumig ab. Auch der Zugverkehr wurde eingestellt. Nachdem Spezialkräfte mit Hunden den Bahnhof abgesucht und Entwarnung gegeben hatten, wurde er eineinhalb Stunden später wieder freigegeben.

Polizei erwägt, Aufzeichnungen der Anrufe zu veröffentlichen

Bis zum späten Montagabend gingen noch zwei weitere Drohanrufe desselben Mannes bei der Polizei ein. Bei allen Anrufen soll der Unbekannte deutsch mit schwäbischem Akzent gesprochen haben. Die Polizei sucht nun nach Zeugen, die den Unbekannten an einer der Telefonzellen gesehen haben. „Der Unbekannte muss mindestens mit einem Fahrrad zwischen den Telefonzellen unterwegs gewesen sein“, sagte der Polizeisprecher. Auch ein Motorradfahrer könne in Frage kommen, da die Anrufe zum Teil zeitlich dicht aufeinander folgten.

Außerdem überlegt die Polizei in Absprache mit der Staatsanwaltschaft, die Aufzeichnungen der Anrufe zu veröffentlichen. Bei einem ähnlichen Fall vor rund einem Monat, bei dem ein Mann ebenfalls von einem öffentlichen Telefon aus mit einer Bombe auf einem Volksfest in Heilbronn gedroht hatte, konnte die Veröffentlichung der Mitschnitte bei der Fahndung nach dem Unbekannten helfen. Ein 22 Jahre alter Tatverdächtiger wurde verhaftet.

Erst in der vergangenen Woche hatte eine Bombendrohung gegen einen Drogeriemarkt in Bad Säckingen (Kreis Waldshut) einen größeren Polizeieinsatz ausgelöst. Ein Zeuge hatte einen verdächtigen Chatverlauf mit der Drohung gelesen und die Polizei alarmiert. Nach der Drohung konnten die Beamten mehrere Verdächtige vorläufig festgenehmen, die an dem Internetchat beteiligt waren, setzte sie nach einer ersten Prüfung aber wieder auf freien Fuß.