Eine Messeinrichtung vor seinem Fenster bringt einen Mieter an der Heilbronner Straße in Wallung. Doch die Landesanstalt für Umwelt hat gute Gründe für die Platzierung des Passivsammlers.

Stuttgart - Wer an dieser Stelle der Stadt wohnt, ist nicht gerade verwöhnt. Die Luft riecht nach Abgasen, der Ausblick zeigt Blechlawinen und grün sind hier fast nur die im Rhythmus zwischen rot, gelb und grün leuchtenden Ampeln. Vielleicht erklärt sich so, dass ein Mieter jüngst etwas gereizt reagiert hat. Der Mann öffnete wie gewohnt sein Wohnzimmer-Fenster und erschrak. Vor seiner Nase prangte ein Teil, das die Anmutung eines abgesägten Abflussrohrs hat. Nein, dachte sich der Mieter, jetzt reicht’s, griff zum Smartphone und beklagte den Zustand bei seinem Vermieter.

 

Avni Ljivoreka fühlte sofort mit seinem Mieter und setzte sich an den Computer, um bei der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW) per E-Mail nachzuhaken: „Mein derzeitiger Mieter findet diesen Zustand sehr störend, da sich die Messanlage direkt vor seinem Fenster befindet. Auch ich finde den Standort nicht tragbar. Ich bitte Sie höflich, den Missstand zu beseitigen.“

Umweltamt pocht auf Standort

Vor allem eines konnte Avni Ljivoreka nicht nachvollziehen: Nur knapp zwei Meter in Richtung Straße neben der Stange, an der das Messgerät installiert ist, steht eine weitere Stange ohne ersichtliche Funktion. Warum kann man nicht dort messen? Erste Antwort aus dem LUBW: „Leider besteht keine Möglichkeit, die Messstelle in der Höhe zu verändern. Die Messstelle ist Teil eines Sondermessprogramms in der Stadt Stuttgart, der Standort wurde nach festgelegten und innerhalb der Landesregierung abgestimmten Kriterien so ausgewählt und ist daher nicht veränderbar.“

Doch auch damit wollte sich Avni Ljivoreka nicht begnügen. Er kämpfte weiter für seinen Mieter gegen die Windmühlen der Behörden. Bis heute ist ihm nicht klar, dass eine Querverschiebung, weg vom Wohnzimmerfenster, gleichzeitig die Höhe beeinflussen muss.

Messung auf Zeit

Immerhin versuchte die Landesanstalt in einem zweiten Anlauf sehr informativ ihr Interesse darzulegen: „Wie bereits in der E-Mail vom 18. Juli 2019 Herrn Ljivoreka von unserem Bürgerreferenten Fink erläutert wurde, ist die Messstelle in der Heilbronner Straße 97 Teil eines Sondermessprogramms des Landes Baden-Württemberg“, schreibt eine Sprecherin des LUBW: „Der Anspruch an die Messung in der Heilbronner Straße war, die Belastung der Anwohner durch Stickstoffdioxid zu überprüfen. Die von Herrn Ljivoreka vorgeschlagene Verlegung des Passivsammlers in den Grünstreifen würde dazu führen, dass der Passivsammler näher an der Straße aber weiter vom Gebäude entfernt wäre und entsprechend dieser Maßgabe nicht entspräche.“ Weiter erklärt sie: „Da es sich bei der Messstelle in der Heilbronner Straße 97 um eine Messstelle im Rahmen des Sondermessprogramms handelt, wird der Passivsammler nicht dauerhaft an dieser Stelle verbleiben und mit der Beendigung des Sondermessprogrammes abgebaut. Von daher wäre nun auch eine nachträgliche Versetzung nicht wirtschaftlich und würde außerdem die bereits begonnenen Messungen unterbrechen. Der Passivsammler arbeitet geräuschlos, ohne Strom und ist relativ klein.“

Für Avni Ljivoreka und seinen Mieter ist dies nun zwar kein ausgesprochenes Happy End. Aber beide dürfen nun hoffen, dass dieser Zustand nicht ewig so bleibt. Und vor allem: Die Messungen dienen am Ende gerade den Bürgern, die in der Stadt am stärksten mit Feinstaub, Stickstoffdioxid und schlechter Luft belastet sind.