Heilbronn will sich mit dem Titel Universitätsstadt krönen. Doch dazu braucht es die Zustimmung der Landesregierung.

Stuttgart - Wenn Harry Mergel über sein Heilbronn spricht, schmeißt der Oberbürgermeister mit Superlativen um sich wie ein Kölner mit Konfetti im Karneval. Er preist ausdauernd und andauernd die dynamischste Großstadt Deutschlands, die in der ersten Liga der Startups spielt und die meisten Bäume hat. Seit kurzem ist Heilbronn mit seinen 130 000 Einwohnern auch noch eine bayerische Enklave. Vor einem Monat wurde offiziell der Außenposten der Technischen Universität München (TUM) eingeweiht. 20 Lehrstühle hat die Dieter-Schwarz-Stiftung des Lidl-Gründers und Heilbronners der TUM für die nächsten 30 Jahre spendiert, 13 davon sind auf dem hiesigen Campus angesiedelt. Zusammen mit den anderen Hochschulen gibt es in der Stadt bald 10 000 Studenten. Das soll nun auch nach außen getragen werden, damit Heilbronn bundesweit nicht mehr nur vor allem mit den Staus auf der Autobahn in Verbindung gebracht wird.

 

Der Innenminister dürfte aufgeschlossen sein

Geht es nach Mergel, darf sich die Kommune bald mit dem Titel „Universitätsstadt“ schmücken. Der Gemeinderat hat beschlossen, einen entsprechenden Antrag zu stellen. Dieses offizielle Prädikat tragen von den acht Unistädten im Land nur Mannheim, Konstanz, Ulm und Tübingen. Notwendig ist dafür ein Ministerratsbeschluss. Mit Innenmininster Thomas Strobl (CDU) als Heilbronner dürfte der Antrag schon einen Fürsprecher haben. Den kann er auch brauchen.

Dass die Bayern die Stiftungsprofessuren abgegriffen haben statt die Universität Mannheim, die ebenfalls im Rennen war, wird im Wissenschaftsministerium nicht gerade für Begeisterung gesorgt haben. Bei der Einweihungsfete wurde denn auch kein Landesvertreter begrüßt. Stattdessen lästerte der bayrische Staatsminister Bernd Sibler (CSU) per Videobotschaft, es sei schon spannend, dass das baden-württembergische Hochschulrecht dieses Konstrukt zulasse, und dankte recht artig. Das Publikum prustete und aß Weißwurstpralinen. Nun folgt das Wissenschaftsministerium offenbar der Maxime, dass nicht sein kann, was nicht sein darf. Fragen unserer Zeitung zur Universitätsstadt begegnete das Ministerium jedenfalls mit Verständnislosigkeit: Heilbronn habe keine Uni.