Zu Paul VI. fällt den meisten wohl sein Nein zur Empfängnisverhütung ein. An diesem Sonntag wird er von Papst Franziskus heilig gesprochen. Ein Wunder? Nein, denn er modernisierte die katholische Kirche wie kaum ein anderer Papst.

Rom - Vielen gilt er als der erste moderne Papst: Am Sonntag wird Giovanni Battista Montini von Papst Franziskus auf dem Petersplatz in Rom heiliggesprochen. Paul VI. ist damit nach Pius X., Johannes XXIII. und Johannes Paul II. der vierte Papst des 20. Jahrhunderts, der in den Stand der Heiligkeit erhoben wird.

 

Bekannt ist Paul VI. für seine 1968 veröffentlichte Enzyklika „Humanae Vitae“. Nur wenige Jahre nach dem Verkaufsstart der Antibabypille und während der sexuellen Revolution, stellt Paul VI. in der umstrittenen Schrift fest, dass „jeder eheliche Akt von sich aus auf die Erzeugung menschlichen Lebens hingeordnet bleiben“ muss, Verhütungsmittel daher für alle Katholiken verboten seien.

Mehr als nur „Pillen-Paul“

Doch Paul VI., der von 1963 bis zu seinem Tod 1978 Papst amtierte, war weitaus mehr als der „Pillen-Paul“. Unter ihm reformierte sich die Kirche. Die Anerkennung der Religionsfreiheit, die Bereitschaft zum Dialog mit anderen Religionen und die Öffnung der Liturgie für die Volkssprachen sind die bedeutendsten Neuerungen.

Paul VI. eckte bei vielen an: Reformern ging er nicht weit genug, für die Konservativen der Kirche schoss er oftmals über das Ziel hinaus. Nur ein Jahr nach seiner Wahl legte er die Tiara ab, die Papstkrone, das herrschaftliche Symbol der päpstlichen Macht über den Erdball. Seitdem hat sie kein Papst mehr getragen.

Die unerklärliche Heilung eines fünf Monate alten, laut Ärzten irreversibel geschädigten Fötus gilt als das für die Heiligsprechung nötige Wunder, das wissenschaftlich nicht erklärt werden kann. Die Ärzte hatten der Mutter zur Abtreibung geraten, diese wandte sich im Gebet an Paul VI. Im Dezember 2014 gebar sie ein gesundes Mädchen.

Auch eine Deutsche wird heilig gesprochen: Maria Katharina Kasper

Zusammen mit Paul IV. wird auch die deutsche Ordensschwester Maria Katharina Kasper von Papst Franziskus heiliggesprochen. Die Gründerin der Ordensgemeinschaft „Die Armen Dienstmägde Jesu Christi“, die auch als Dernbacher Schwestern bekannt ist, und die sich um Alte und Kranke kümmert, war 1978 von Paul VI. seliggesprochen worden. Kasper wurde 1820 in Dernbach im Westerwald geboren, wo sie 1898 auch starb. Die Gemeinschaft der Dernbacher Schwestern ist heute mit rund 600 Schwestern in 87 Niederlassungen weltweit vertreten. Der Schwester wird die Heilung eines indischen Bruders zugeschrieben. Der Mann hatte bei einem Autounfall schwerste Verletzungen davongetragen und soll in einem Krankenhaus für klinisch tot erklärt worden sein. Einige der Dernbacher Schwestern aus einem nahe gelegenen Konvent waren an sein Totenbett getreten und hatten im Gebet die selige Maria Katharina Kasper um Hilfe angefleht, als sie bemerkten, dass der Totgeglaubte die Augen wieder öffnete. Das Unfallopfer soll, trotz innerer Blutungen und schwerer Kopfverletzungen, wieder vollständig genesen sein.

Märtyrer Oscar Romero wurde in El Salvador ermordet

Heiliggesprochen werden können auch Märtyrer, die wegen Hasses auf ihren Glauben ermordet wurden. In diesen Fällen bedarf es keinem Wunder-Nachweis. An diesem Sonntag wird der salvadorianische Bischof Oscar Romero als ein solcher Märtyrer zur Ehre der Altäre erhoben. Romero, Erzbischof von San Salvador, las gerade in einer Krankenhauskapelle eine Messe, als er 1980 von einem Mitglied eines rechtsgerichteten Todesschwadrons erschossen wurde. Er wurde 1917 in Cuidad Barrios geboren, wuchs in bescheidenen Verhältnissen auf und galt als Bischof als einer der prominentesten Gegner des Militärregimes von El Salvador. Wie auch Kasper setzte sich Romero vor allem für die Belange der Armen ein, womit er sich bei den Eliten und den Militärs des Landes nicht beliebt machte. Romeros Predigten wurden immer politischer, zu Appellen gegen Ungerechtigkeit, Folter und Unterdrückung. 2015 war Romero seliggesprochen worden.