Susanne Maier kennt sich bestens aus mit den sozialen Medien – sie verdient ihr Geld damit. Ihr Herz hängt an ihrem Reiseblog „Black Dots White Spot“, für den sie durch die Weltgeschichte gondelt – und sich jedes Mal freut, wenn sie wieder zuhause ist.

Nachrichtenzentrale : Lukas Jenkner (loj)

Degerloch - Im Internet bezeichnet Susanne Maier sich gern als schwarzen Punkt, der durch die Welt reist und mit jeder Station die Zahl der weißen Flecken auf der Landkarte verringert – um einen weiteren schwarzen Punkt. Susanne Maier, 34, ist Reisebloggerin, sie stromert durch die Welt aus Lust, Beruf und Berufung. Darüber schreibt sie, oft in Echtzeit. Wenn sie nicht gerade in Indonesien (aktuell), Tirol (im Juni) oder Lappland (vor Ostern) weilt, dann arbeitet sie als selbstständige Social Media Beraterin. Wer immer schon wissen wollte, wo so jemand sich eigentlich heimisch fühlt, der trifft sich mit Susanne Maier, am besten am Stadtstrand auf dem Seilerwasen in Bad Cannstatt.

 

Dort angekommen, stellt sich zum einen heraus, dass das mit dem schwarzen Punkt eine ganz entzückende Untertreibung ist – und es zum anderen gar nicht so einfach ist, sich mit Susanne Maier über Heimat zu unterhalten. „Eine Heimat habe eigentlich nicht“, sagt sie. „Eher ein Zuhause.“ Vor rund einem Jahr ist Maier unter die ernsthaft Reisenden gegangen und inzwischen ist sie um die Erkenntnis reicher, dass sie bei allem Unternehmungsgeist gerne ein Zuhause hat, zu dem sie zurückkehrt – wo sie weiß, was sie isst, was auf ihrer langen Reise durch Südostasien nicht immer der Fall gewesen ist. Das immerhin unterscheidet sie von anderen Reisebloggern, die mitunter alle Wurzeln kappen und das Reisen als Nomaden zur Lebensform erheben.

Der Stadtstrand am Neckar als verlängertes Wohnzimmer

Das Zuhause von Susanne Maier war erst in Heidenheim bei Ulm, wo sie aufgewachsen ist, dann in Tübingen und England, wo sie Soziologie und Anglistik studierte, in Frankfurt, wo ihr Arbeitsleben begann, und jetzt in Stuttgart, zuerst Bad Cannstatt, aktuell Degerloch. Am Neckar residierend, den Stadtstrand als verlängertes Wohnzimmer vor der Tür, machte sie bis 2012 „was mit Medien“, bevor sie ihren Agenturjob kündigte und die Koffer packte. „Alle dachten, ich hätte einen anderen Job, hatte ich aber gar nicht“, sagt sie fröhlich. Stattdessen ging es auf große Reise, für fünf Monate quer durch Südostasien und dann nach Australien und Neuseeland.

Seither reiht sich eine Reise an die andere, und alles, was Maier dabei so vor das Smartphone kommt, wird wahlweise auf Twitter gezwitschert, auf Pinterest gepinnt und auf Facebook geteilt. Ach ja, Bilder gibt’s auch auf Instagram. Google Plus hat ja sowieso niemand. Susanne Maier twittert am liebsten, das bereits seit 2010. Jeden Montagabend ist sie bei Twitter zu finden, dort hat sie mit anderen Reisebloggern die Reisenacht (#rn8) auf die Beine gestellt, wo sie fünf Fragen stellen und so einen munteren Austausch anstoßen. Kürzlich ging es nach dem Motto „Metropolen kann jeder“ darum, Reisetipps für kleine, aber feine Städte auf der ganzen Welt zu sammeln.

In ihrem Blog „Black Dots White Spots“ will Susanne Maier den Menschen das etwas andere Reisen schmackhaft machen. „Viele sagen ja, dass sie keine Zeit und kein Geld haben.“ Dabei müsse das Reisen nicht unbedingt teuer sein. Wenn Maier unterwegs ist, hält sie Ausschau nach Orten und Unterkünften, die Menschen abseits des Pauschaltourismus besuchen können, ohne gleich den Rucksack packen zu müssen. Die Szenesprache hat dafür sogar ein Wort erfunden: Flashpacker. Das sind Backpacker, also Rucksacktouristen, die inzwischen – gerne über 30 Jahre alt – Geld verdienen und sich statt der Matratze im Youth Hostel jetzt auch einmal ein Einzelzimmer leisten, wo sie wohl statt der jeweiligen befleckten und zerlesenen Lonely-Planet-Ausgabe ein iPad auf dem Nachttisch liegen haben. „Ein bisschen mehr mit Stil eben“, sagt Susanne Maier.

Ohne Reiseführer und Karte durch fremde Welten

Die Tipps der Reisefachfrau für den Erlebnismehrwert vor Ort: Einfach mal Stadtteile ohne Reiseführer und Straßenkarte zu Fuß erkunden; einheimische Transportmittel nutzen; auf lokale Märkte gehen. Wer viel Zeit habe, rät Susanne Maier, sollte ein Appartement mieten abseits der Touristenviertel. „Da sind Sie ruckzuck im Alltag der Einheimischen drin.“

Zurück in Stuttgart, hält Susanne Maier allenfalls für einige Wochen die Füße still. Dann verbringt sie des Sommers ihre Zeit nicht nur gerne am Stadtstrand, sondern auch beim Teehaus im Weißenburgpark. „Für mich einer der schönsten Orte in ganz Stuttgart.“ Überhaupt mag sie die Kessellage der Landeshauptstadt, weil sie die herrlichen Ausblicke ermöglicht, die Susanne Maier so sehr liebt. So geht es ihr auf der Karlshöhe oder wenn sie die Weinsteige hinunter in die Innenstadt fährt. „Beim Blick über die im Tal liegende ganze Stadt fühle ich mich jedes Mal so ,Hach!’“, schreibt sie in einem Blog, in dem sie für eine Kollegin ihre Tipps für einen Besuch in Stuttgart auflistet. Diese lauten: Hauptbahnhof (wegen Stuttgart 21), Schlossplatz, Palast der Republik – und eben Karlshöhe, Teehaus und Stadtstrand.

Stuttgart und die Region stehen auf der Reiseliste

In die Reisen steckt sie viel eigenes Geld, das sie mit ihrem Hauptjob, Unternehmen beim Umgang mit sozialen Medien zu beraten, verdient. Sie lässt sich aber auch von Reiseveranstaltern und Tourismusverbänden zu Bloggerreisen einladen. Ein örtlicher Wohnungsanbieter und ein Internet-Reiseportal haben sie zum Beispiel nach Barcelona gelockt. In solchen Fällen vermerkt Susanne Maier dies am Anfang eines Blogeintrags. Wichtig ist ihr, dass alles Geschriebene auch Erlebtes ist.

Davon kann sie im Moment jedenfalls noch nicht genug kriegen. „Es gibt noch so viel zu erleben und zu sehen“, sagt Susanne Maier. Mit der Zahl der schwarzen Punkte auf ihrer persönlichen Landkarte sinke ja nicht automatisch die Zahl der Orte, die sie noch besuchen wolle. Manche Ecken lohnten einen weiteren Besuch. Immerhin will sie jetzt nach den vielen Reisen rund um die Welt auch einmal Stuttgart und die Region entdecken. Eine Reise könne ja auch einmal nur einen halben Tag dauern und den Reisenden trotzdem in eine andere Welt führen. „Nach spätestens sechs bis acht Wochen zuhause fängt es an zu kribbeln in meinen Beinen“, sagt Susanne Maier. Dann müsse sie einen Koffer packen – was übrigens das einzige ist, das ihr am Reisen überhaupt nicht gefällt.