Das Archiv erhielt eine neue Schenkung: Schmalfilme aus der Stadt. Sie bilden die früher beliebten Solituderennen und andere Veranstaltungen ab.

Gerlingen - Es ist ein wahrer Schatz.“ Klaus Herrmann ist begeistert. Der Leiter des Gerlinger Stadtarchivs sitzt vor vielen viereckigen roten Schachteln und einigen gelben Tüten. Darin befinden sich Spulen mit Super-Acht-Filmen. Sie sind zwischen 1963 und 2003 in der Stadt entstanden. Adolf Singer, Apotheker im Ruhestand, hat sie damals aufgenommen und vor wenigen Tagen dem Archiv geschenkt. „Nach der ersten Sichtung sind es knapp 50 Rollen“, erzählt Herrmann. Für die Auswertung der Stadtgeschichte in bewegten Bildern sucht die Stadt Unterstützung.

 

Vor allem zwei Themen

Nach einer ersten Liste handeln die Filme vor allem von zwei Themen: das Fasnachtsgeschehen in den örtlichen Karnevalsvereinen mit Sitzungen und Umzügen sowie die Autorennen rund um die Solitude. Dazu kommen örtlich bedeutende Veranstaltungen, zum Beispiel ein Festzug im April 1971 oder der Stadtlauf im Oktober desselben Jahres, Szenen von Hausabbrüchen oder jahreszeitliche Features.

„Es ist nicht das erste Mal, dass Adolf Singer das Archiv unterstützt“, erzählt Klaus Herrmann. Der Apotheker im Ruhestand mit historischem Interesse hat dazuhin vier Bände publiziert: 2014 begann die Reihe seiner „Büchle“, wie er die Werke im Format A4 nennt, mit „Ein Wirken in und für Gerlingen“, dann kam zu seinem 80. Geburtstag 2016 „80 Jahre in festen Händen von Gerlingen“ heraus. Es folgte, ebenso kostenlos, ein Band über die Vereine und zum Schluss einer über die Kirchen.

Bitte um Unterstützung

Zu dem Schatz der Filme erhofft sich Herrmann Unterstützung aus der Bevölkerung. Erstens wird jemand gesucht, der die Filmrollen sichtet und ihren Inhalt protokolliert. Zweitens sollen die Filme digitalisiert werden; ebenso wie die Videokassetten, die zur Sammlung gehören. Zudem wäre der Archivleiter dankbar, wenn ihm jemand einen Projektor überlassen könnte.

Diese Zusammenarbeit wäre dann so ähnlich wie die, die zur Veröffentlichung historischer Schriften führte. Der Gerlinger Benno Kny hatte zuvor 65 Jahrgänge Protokolle von Sitzungen aus den Jahren 1856 bis 1920 in heutige Schrift umgesetzt. Ähnliches wurde mit amtlichen Aufzeichnungen der Kirchen gemacht. In diesem Jahr will das Archiv noch eine CD mit Abschriften der Kirchenbücher von 1560 bis 1807 herausbringen – sie können auch als Hilfe für Familienforschung dienen.

Seit 50 Jahren im Archiv

Klaus Herrmann hat übrigens an diesem Montag ein besonderes Jubiläum gefeiert: Am 18. März 1969 besuchte er zum ersten Mal das Stadtarchiv – da war der 1959 Geborene neun Jahre alt. Der damalige Archivleiter und spätere Ehrenbürger Friedrich Schaffert hielt dies am 18. März 1979 handschriftlich als Widmung in einem Buch so fest: „Dem treuesten und regelmäßigen Besucher und Mitarbeiter im Stadtarchiv, Klaus Herrmann, an dem Tag, da 10 Jahre verflossen sind, seit er als Schulbub zum erstenmal ins Archiv kam.“ Herrmann hütet diese Widmung, ebenso wie ein Foto, das ihn im August 1978 mit Schaffert zeigt. Dessen Nachfolger wurde er dann 1997.