Die traditionellen Sommerführungen von Klaus Herrmann starten demnächst. Wir stellen hier die ersten Stationen des Stadtspaziergangs vor.

Gerlingen - In diesem Jahr bleibt Klaus Herrmann mit den Teilnehmern seiner Führungen im Tal, bewegt sich aber dennoch in den geplanten jeweils anderthalb Stunden einige Meter weg vom Gerlinger Rathausplatz, wo das Ganze startet. Das Thema sind heuer die Namen von Wald- und Flurstücken und Straßen.

 

Der Leiter des Stadtarchivs wird, wie gewohnt, seine zahlreichen sachlichen Informationen mit Anekdoten anreichern und so aus einem trockenen Stadtspaziergang eine amüsante Sache machen. Das Alte Rathaus war früher der Mittelpunkt der Stadt, bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts bildeten die Hauptstraße und die Kirchstraße die Hauptachsen des kreuzförmig angelegten Ortes. Straßenbezeichnungen gibt es aber noch nicht so lange: Erst im Jahr 1900 wurden sie eingeführt.

214 Straßen und bewohnte Gewanne tragen heute Namen, zudem sind 130 Flurnamen bekannt. Frühere Bürgermeister sind übrigens auf Straßenschildern nicht vertreten: Einzig der legendäre Nachkriegsschultes Wilhelm Eberhard ist verewigt, ihm ist ein Gebäude des Altenhilfezentrums Breitwiesenhaus gewidmet. Gerlinger Persönlichkeiten als Straßennamen gibt es aber: zum Beispiel Hermann Dreher, Friedrich Schaffert, Gottlieb Eisele, Hans Keil oder Johannes Rebmann – sie sind im Gebiet Holderäcker zu finden.

Bildstraße nach einem aufgelassenen Bildstock benannt

Herrmann wird seine Zuhörer mitnehmen zur Bildstraße. Deren Namen rührt wahrscheinlich ebenso von einem Bildstock her, der dort einmal gestanden ist, wie der Flurname „Beim Bild“. Bildstöcke findet man noch zahlreich, etwa in Oberschwaben. Apropos Bildstraße: die hieß früher im Volksmund auch Bombelhof. Bombeln sind die schwäbische Bezeichnung für beleibte Damen. Von denen hat es früher in der Bildstraße offenbar etliche gegeben.

Ein zweiter Straßennamen mit religiösem Hintergrund ist der Kappelweg – er deutet auf eine ehemalige Kapelle hin. Gleich um die Ecke liegt die Kaffeegass’. Offiziell heißt diese Straße Leonberger Straße, beginnend bei der Jakobstraße. An der nördlichen Seite der Leonberger Straße, die damals noch nicht so hieß, bauten in der Mitte des 19. Jahrhunderts die reichen Gerlinger Steinbruchbesitzer ihre Häuser. Deren Frauen konnten sich den wohlriechenden Bohnenkaffee leisten – im Gegensatz zu den Bauersfrauen, die nur den preiswerten „Muckefuck“ kaufen konnten, also bestenfalls Malzkaffee. Nach dem guten Kaffeeduft hieß die spätere Leonberger Straße dann fortan eben Kaffeegass’. Dieses Getränk bekommt man dort übrigens heute dort ebenso wie früher in Gasthäusern. Das alte Lamm gibt es zwar noch, es hat heute aber einen italienischen Namen. In der Meterstraße, nur ein paar Meter weiter, stand früher der Schwanen.

Vom Jakob, dem Bauern

Die Jakobstraße beginnt an der Leonberger Straße. Sie ist eine von 20 Straßen, die nach Gerlinger Persönlichkeiten benannt wurde, und deren Straßenschilder eine Erklärungstafel haben. Der Bauer Jakob Maisch, der in der Ditzinger Straße wohnte und 1900 starb, gab der Jakobstraße seinen Namen. Sieben Straßen sind nach Vornamen benannt; drei davon nach nachgewiesenen Personen: die Jakobstraße, die Hermannstraße nach Hermann Schweizer und der Nanetteweg – der Kosename von Schillers Schwester Karoline Christiane.

In der nächsten Woche beschreiben wir den weiteren Weg der Führung, der unter anderem zum „Stinkbock“ führt.