Christian Sasse begeistert mit seiner Astro-Kunst von geradezu überirdischer Schönheit, die er mit Teleskopen anfertigt

Weissach - Wenn er auch die Erde noch nie verlassen hat, könnte er der Bruder des populären Astronauten Alexander Gerst sein. Doch Brüder im Geiste sind sie allemal. Gerst und Christian Sasse, der seine faszinierende Astro-Kunst noch bis 22. Juli im Heimatmuseum von Flacht vorstellt.

 

In einem Vortrag vor den Hobby-Astronomen der Kepler-Sternwarte (AKS) in Weil der Stadt führte Sasse die Entstehung seiner Bilder meist mit Teleskopen im fernen Australien näher vor. Und das quasi in Echtzeit. Denn er steuerte übers Internet eines der Fernrohre seiner Sternwarte an, die er gemeinsam mit Geschäftspartnern betreibt. So entstand das Foto eines noch viel ferneren Spiralnebels. „Ich will mit meinen Bildern Interesse für die Astronomie wecken und die Leute dazu bringen, wieder nach oben zu schauen“, erklärte er seinen begeisterten Zuhörern.

Ein Foto des Universums hat ihn angesteckt

Schon bei der Vorstellung des Referenten durch den AKS-Vorsitzenden Gottfried Reimann wurde deutlich, dass das Leben von Christian Sasse mindestens ebenso facettenreich ist, wie seine Forschungsobjekte. So wuchs der heute in Vancouver lebende promovierte Wahl-Kanadier als Sohn eines Diplomaten in verschiedensten Ländern auf, machte sein Abitur im namibischen Windhuk und studierte später Physik und Elektrotechnik in Stuttgart. Es folgten Aufenthalte in Schweden und London, bevor Christian Sasse vor zwei Jahren seinen Job als Firmenleiter an den Nagel hängte und endgültig sein bisheriges Hobby Astronomie zum neuen Beruf machte. In Australien, den USA und Spanien hat er zusammen mit Partnern unter dem Firmennamen iTelescope.Net Sternwarten mit einem Netz von Fernrohren zum Mieten aufgebaut, mit denen sich grundsätzlich jeder das Universum ins eigene Wohnzimmer holen kann. „Ein Foto hat mich angesteckt“, beschreibt er seine Faszination, sodass sich der heute 59-Jährige unter anderem mehr als eine Dekade lang damit beschäftigte, wie weit er mit seinem Fernrohr überhaupt sehen kann. Die Antwort nach elf Jahren: 12,7 Milliarden Lichtjahre in die Vergangenheit.

Vom Eta-Carina-Nebel und der Sculptor-Galaxie NGC253

In Weil der Stadt schwärmte Sasse aber auch vom Eta-Carina-Nebel, dem blauen Trifid-Nebel oder der Sculptor-Galaxie NGC253. Dabei sind es vor allem seine beeindruckenden Star-Trail-Bilder, die für große Aufmerksamkeit weit über Fachkreise hinaus sorgten und sorgen. Im 30- oder 60-Minuten-Intervall löst die Kamera aus und erzeugt damit beim Übereinanderlegen fraktale Muster von geradezu überirdischer Schönheit. Kein Wunder, dass sich neben dem renommierten Wissenschaftsmagazin „National Geographic“ auch Zeitungen wie die „New York Times“ begeistert darauf stürzten.

Im Flachter Heimatmuseum, dem Christian Sasse durch den persönlichen Kontakt zu Leiterin Barbara Hornberger schon länger verbunden ist, findet nach Singapur nun seine erste Ausstellung in Europa statt. Zu sehen sind seit dem 10. Juni neben Sasses atemberaubenden Fotos und Filmen auch Kinderbuchillustrationen von Himmel und Sternen aus der Sammlung des Stuttgarters Jürgen Willersinn sowie Teleskope und Zeugnisse der Raumfahrt wie ein Raketen-Torso als Leihgabe zweier Weissacher.