Im Flachter Heimatmuseum gibt es Spielzeuge aller Art aus verschiedenen Jahrhunderten zu sehen.

Weissach - Über Weihnachten wünschen sich die Besucher Spielzeugausstellungen“, sagt Barbara Hornberger, die Kuratorin des Flachter Heimatmuseums. Diesem Wunsch ist der Heimatverein, der für das Museum und die dazugehörige Galerie Sepp Vees zuständig ist, gerne nachgekommen. In Flacht werden allerdings, wie oft üblich, keine privaten Sammlungen ausgestellt, sondern die viel geliebten Schätze aus den Kindertagen von Bürgern.

 

Das alte, geliebte und gehütete Spielzeug vergangener Tage fasziniert die Besucher der aktuellen Sonderausstellung „Mein Lieblings-Spielzeug“ auch noch nach Weihnachten. Die Flachter haben ihre Truhen, Vitrinen und manchmal sogar die Sofaecke geplündert, um ihre besonderen Kostbarkeiten mit anderen zu teilen.

Manches davon ist schon seit vielen Jahrzehnten im Besitz der jeweiligen Familie. Zum Beispiel der hölzerne Kaufladen, der aus dem frühen 19. Jahrhundert stammt, und von Generation zu Generation weitergegeben wurde.

„Als der Kaufladen gebaut wurde“, erzählt Barbara Hornberger, „sollte Spielwerk lehrreich sein und die Kinder aufs Leben vorbereiten.“ Heute ist der Kaufladen fast schon ein zeitgeschichtliches Dokument, anhand dessen die Kinder sehen, wie früher eingekauft wurde.

Hinter der Miniatur-Ladentheke sind Schubladen eingebaut, die mit winzigen Emaille-Schildern beschriftet sind: Mehl, Kaffee, Zucker. Diese losen Waren wurden nach Kundenwunsch abgewogen, in Papiertüten gefüllt und verkauft.

Nicht nur zum Anschauen

In einer Ecke stehen hölzerne Gurkenfässer, rechteckige Blechdosen sind auf den Regalen aufgereiht. Gespielt wird mit dem Kaufladen nicht mehr, er hat einen Ehrenplatz bei seinem Besitzer und wird irgendwann in der Familie weitergereicht.

Doch mit einem anderen Kaufladen darf gespielt werden. In der Mitte des Ausstellungsraumes steht er, 1969 von einem stolzen Vater selbst gebaut und blau angemalt. Daneben laden Bauklötze und Plüschtiere ebenfalls zum Spielen ein, und während die Eltern und Großeltern der kleinen Besucher in Erinnerungen schwelgen oder vergangene Handwerkskunst bestaunen, können sich die Kleinen auf dem Spielteppich vergnügen.

Die Geschichten, die sich mit dem Spielzeug verbinden, sind so vielfältig wie die Ausstellung selbst. Da sind die hölzernen Spielsachen der Müllerfamilie Bentel, mit denen am Strudelbach gespielt wurde. Wie die Kinderschubkarre, die sicherlich viele Male im Bach gelandet ist, voll beladen mit allem, was die kleinen Baumeister am Ufer finden konnten. „Eben unkaputtbar“, sagt die Kuratorin Hornberger und bewundert die stabilen Geräte.

Oder die Matchbox-Autos des Ordnungshüters der Gemeinde, Klaus Kammann. Ihn haben die bunten Flitzer schon als kleiner Bub fasziniert, und er hat sich den Grundstock seiner Sammlung bereits früh verdient: „Vor dem Laden, in dem die Kinder damals ihr Eis gekauft haben, lagen immer die Eispapierchen auf dem Boden. Eines Tages hat ihn die Ladenbesitzerin gefragt, ob er den Müll nicht wegräumen wolle“, erzählt Barbara Hornberger. „Dafür hat er dann fünfzig Pfennig bekommen. Das war Ende der 60er Jahre eine Menge Geld.“ Der kleine Pfiffikus kam wieder und räumte weiter den Müll weg, denn für 50 Pfennig gab es genau ein Matchbox-Auto.

Ausstellung läuft bis zum 3. Februar

Auch zum Bestaunen gibt es im Ausstellungsraum einiges. Etwa einen großzügig ausgestatteten Stoffladen in Puppenstubengröße: „Die Besitzerin hat erzählt, dass sie als Kind nie eine Puppenstube besessen hat. Als sie diese besondere Stube auf einem Schweizer Markt gesehen hat, war sie so fasziniert, dass ihr Mann sie ihr schließlich geschenkt hat“, berichtet die Kuratorin des Museums.

Ebenso faszinierend sind die beiden verglasten Setzkästen einer begabten Flachterin, die darin je eine Alltagsszene in einer Putzmacherei und einer Schneiderwerkstatt des frühen 20. Jahrhunderts aufgebaut hat, akribisch und bis ins Detail genau, mit selbst gefertigten Kleidern und zeitgemäßem Dekor des Bürgertums.

Die Ausstellung läuft bis zum ersten Februar-Wochenende. Zum Abschluss haben sich die Veranstalter noch etwas ganz Besonderes einfallen lassen: „Ein Wettrennen auf der Carrera-Bahn“, sagt Peter Haug, ein Vorstandsmitglied des Heimatvereins, voller Vorfreude. Die Bahn ist schon aufgebaut: „20 Meter Rennstrecke auf Profischienen“, betont er stolz. Die Schirmherrschaft hat Rennlegende Herbert Linge übernommen. Das Rennen wird, ganz klar im Porscheort, mit Rennwagen der Marke Porsche ausgetragen.

Ausstellungen
„Mein Lieblings-Spielzeug“ kann noch bis zum 3. Februar besucht werden, immer sonntags von 14 bis 17 Uhr. In der ebenfalls geöffneten Galerie Sepp Vees ist noch bis zum 24. Februar die Ausstellung „Sepp Vees: Neues und lange nicht Gesehenes“ zu sehen. Hier findet auch der Abschluss-Wettkampf statt. Dieser beginnt am Samstag, 2. Februar, um 11 Uhr, und wird am Sonntag, 3. Februar, um 11 Uhr, fortgesetzt. Mitmachen können Teilnehmer von sechs Jahren an. Eine Voranmeldung ist nicht möglich, die ersten 31 interessierten Besucher sind dabei.