Am Dienstag wird im Heimatmuseum die Ausstellung zum Thema „Schulzeit – Damals“ eröffnet.

Stadtleben und Stadtkultur : Alexandra Kratz (atz)

Stuttgart-Möhringen - Für die vier Damen ist es eine Reise in die Vergangenheit. Sie sitzen an einem kleinen runden Bistrotisch im Obergeschoss des historischen Spitalhofs – dort, wo sich seit vielen Jahren das Heimatmuseum befindet. Sie nippen an ihren Kaffeetassen und schwelgen in Erinnerungen. Sie sprechen über Hasen mit grünen und blauen Ohren. Diese mussten seinerzeit herhalten, um die Mendelschen Gesetze der Vererbungslehre zu erklären. Eine Dame erinnert sich an ihre „tolle Biologielehrerin“, die mit der gesamten Klasse Kräuter sammeln ging.

 

Beim Anblick des kleinen Kanonenofens fällt ihrer Nebensitzerin ein, wie sie früher im Winter immer einige Kohlen mit in die Schule nehmen musste, um das Haus heizen zu können. Wenn am Nachmittag der Unterricht aus war, wurden die Reste der Briketts in eine nasse Zeitung gewickelt, damit das Feuer bis zum nächsten Morgen brannte.

Die Idee stammt von Inge Epping

Der Ofen ist eins von mehr als 100 Exponaten, die bei der Sonderausstellung „Schulzeit in Möhringen – Damals“ zu sehen sind. Die Idee hierzu stammt von Inge Epping. Sie ist seit Juli 2011 die ehrenamtliche Leiterin des Heimatmuseums. „Ich habe mich schon immer für das Thema Schule interessiert“, sagt Epping. Sie habe zu Hause sogar eine kleine Sammlung mit Dingen aus der Schulzeit ihrer Eltern und Großeltern. „Für mich haben alte Sachen eine besondere Ausstrahlung. Vielleicht ist es die Suche nach den eigenen Wurzeln“, sagt die Leiterin des Heimatmuseums. Doch allein hätte sie die Ausstellung freilich nicht auf die Beine stellen können. Geholfen haben ihr vor allem Irene Reichert, Rose Kaperkowitz und Karin Milich – die anderen drei Damen am Bistrotisch.

Bereits vor drei Monaten haben sie begonnen, die Vitrinen zu bestücken. Bei den Möhringern hatten die Ausstellungsmacherinnen zuvor um Leihgaben gebeten. Am Anfang sei es etwas mühsam gewesen, an Exponate heranzukommen, gibt Rose Kasperkowitz zu. Die Ausstellung sei erst nach und nach gewachsen. Doch zum Glück habe das Heimatmuseum einen guten Ruf. „Die Menschen vertrauen uns und vertrauen uns daher auch ihre Sachen an“, sagt Kasperkowitz.

Zu sehen sind liebevoll gestaltete Poesiealben, Hefte, Bücher und Zeugnisse. In der Mitte des Raums stehen neben dem Kanonenofen und einer alten Tafel zwei historische Schulbänke. Sie sind eine Leihgabe des Heimatmuseums in Gablenberg. An der Wand hängen zwei große Plakate. Auf diesen kann zum einen die Möhringer Schulgeschichte bis ins 16. Jahrhundert zurückverfolgt werden. Zum anderen wird ein Überblick über die heutige Schullandschaft gegeben. Für die grafische Umsetzung der Plakate zeichnet Edmund Hornung verantwortlich.

Für Schulklassen soll es spezielle Führungen geben

Ein besonderes Augenmerk kommt in der Ausstellung dem Thema Hauswirtschaft zu. So sind beispielsweise Schablonen aus Metall zu sehen. Mit diesen hat man seinerzeit Buchstaben auf Geschirrhandtücher gemalt und dann ausgestickt. „Früher wurde in den Schulen noch viel Handarbeit unterrichtet. Heute spielt die Arbeit mit Nadel und Faden so gut wie keine Rolle mehr“, sagt Inge Epping.

Das ist Irene Reicherts Stichwort. Schon die ganze Zeit hat sie einen Korb mit quietschbunter Wolle auf dem Schoß. Denn das Team möchte mit seiner Ausstellung nicht nur die alten Möhringer zu einer Zeitreise einladen, sondern auch Kinder. So soll es beispielsweise für Schulklassen spezielle Führungen geben. Die Mädchen und Jungen können dann das ein oder andere selbst ausprobieren – zum Beispiel das Schreiben von Sütterlin-Buchstaben oder eben stricken. Reichert hofft gar, dass ein langer Museumsschlauch aus Wolle entsteht. Eine Kohle für den kleinen Kanonenofen müssen die Kinder dazu nicht mitbringen.

Die Ausstellung
im Heimatmuseum, Filderbahnstraße 29, wird am Dienstag, 13. November, 19 Uhr, offiziell eröffnet. Vom 14. November bis 10. März 2013 kann sie samstags von 10 bis 12 Uhr und sonntags von 14 bis 16 Uhr besichtigt werden.