Das Verkehrsministerium deutet an, dass eine finanzielle Beteiligung der Stadt Ditzingen den Bau der Heimerdinger Umfahrung beschleunigen könnte. Damit würde sie zur Kasse gebeten für ein Projekt, das das Land zu bezahlen hat.

Ditzingen - Die Umfahrung um den Ditzinger Stadtteil Heimerdingen ist seit Langem in der Diskussion, doch so massiv und vor allem öffentlichkeitswirksam wie in den vergangenen Wochen haben die lärm-, stau- und abgasgeplagten Bürger lange nicht auf sich aufmerksam gemacht. Ihr Handeln zeitigte Wirkung: Vertreter der Bürgerinitiative und die Ditzinger Rathausspitze wurden ins Landesverkehrsministerium nach Stuttgart eingeladen. Das Land baut die Straße.

 

„Winne, bau’ die Straße!“, heißt es weiterhin auf der Internetseite der Bürgerinitiative zur Umgehungsstraße. Der Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) war bei dem Gespräch aber nicht dabei. Der Heimerdinger Gerhard Truckses von der Bürgerinitiative berichtet: „Die Herren im Verkehrsministerium machen ihre Pläne, die aktuelle Verkehrssituation beurteilen sie nicht. Sie wissen deshalb auch nicht, wie es dem Bürger vor Ort geht. Jedenfalls habe ich das so empfunden“, sagt er. Gleichwohl sei das Gespräch gut gewesen. „Es ist gut, dass die Bürger gehört wurden.“ Im Scherz habe er vorgeschlagen, dass die Bürgerinitiative gerne für das Bauprojekt sammeln wolle, sollte die Finanzierung das Kernproblem bleiben. Denn darauf hatte in dem Gespräch der Ministerialdirektor Uwe Lahl hingewiesen.

Aus Spaß könnte Ernst werden

Was Truckses im Spaß vorgeschlagen hat, könnte nun aber bittere Realität werden. Denn das Land hat abermals betont, dass zwar die Notwendigkeit der Straße erkannt, nicht aber die Finanzen gesichert seien. Es gebe zwar keine Forderung des Landes an die Stadt, „einen konkreten Betrag oder etwa einen bestimmten Anteil der Kosten zu tragen“, stellt eine Sprecherin des Verkehrsministeriums klar. „Es liegt aber angesichts der Konkurrenz laufender und geplanter Landesstraßen-Ausbaumaßnahmen nahe, dass die freiwillige Beteiligung der Markungsgemeinde an den Kosten eine Beschleunigung des Projektes zur Folge hätte.“ Gleichwohl wird im Ministerium freilich auch betont, dass es sich um eine Landesstraße handle, das Land also grundsätzlich sowohl Planungs- als auch Investitionskosten zu tragen habe.

Die Trasse wird laut dem Ministerium mit rund 15 Millionen Euro zu Buche schlagen. Die Planungskosten belaufen sich auf rund zehn bis 15 Prozent der Investitionskosten. Eine Kostenbeteiligung könne sich sowohl auf die Planungs- als auch auf die Investitionskosten erstrecken. „Auch die Beteiligung an beiden Kostenarten ist natürlich möglich“, heißt es.

Zusätzlich Tunnelsanierung geplant

Die Zeit drängt, denn mit der geplanten Sanierung des Engelbergtunnels – voraussichtlich von 2018 bis 2023 – wird der Durchgangsverkehr in Heimerdingen zunehmen. Laut dem Verkehrsministerium soll die Zahl der Fahrstreifen im Tunnel zumindest während der Hauptverkehrszeiten konstant bleiben. „Es wird sich allerdings nicht immer vermeiden lassen, dass es durch Staus, die in der Folge der Baustellenführung entstehen, zu Verkehrsverlagerungen in benachbarte Netze kommt“, räumt es ein. „Damit wäre mit großer Sicherheit auch die Ortsdurchfahrt Heimerdingen betroffen.“ Ob dies dazu führt, dass die Umfahrung auf der Prioritätenliste nach oben rückt, ist laut der Ministeriumssprecherin weiterhin offen.

Für den Ditzinger Oberbürgermeister Michael Makurath hingegen ist „klar und eindeutig“, dass objektive Gründe für eine Neupriorisierung des Projekts sprechen. Schließlich führe die mittlerweile „etablierte“ Umgehungsstrecke zwischen A 8 und A 81 durch die dicht bebaute Ortsmitte. Damit nicht genug. „Aus grundsätzlichen Erwägungen halte ich es zudem für sinnvoll, die Beurteilung der Dringlichkeit einer Landesstraßenbaumaßnahme und die Frage einer freiwilligen kommunalen Kostenbeteiligung voneinander getrennt zu behandeln, da die Notwendigkeit einer Straßenbaumaßnahme nicht von der Finanzkraft einer davon berührten Kommunen abhängen darf.“ Gleichwohl wird Makurath das Thema im Gemeinderat einbringen. Das Gremium hat das letzte Wort.