Die Bürger fordern Entlastung: In der Stadt fordert man inzwischen die Neupriorisierung des Bauprojekts Südumfahrung – zumal auch eine mehrjährige Sanierung des Engelbergtunnels ansteht.

Ditzingen - Die Bewohner des verkehrsgeplagten Heimerdingen haben in den vergangenen Wochen zu unterschiedlichen Anlässen und in unterschiedlicher Form kundgetan, dass sie nicht länger auf den Bau der Südumfahrung warten können. Jetzt gab es ein Treffen im baden-württembergischen Verkehrsministerium von Vertretern der Heimerdinger Bürgerinitiative und der Rathausspitze mit dem Ministerialdirektor Uwe Lahl. Das Land hatte eingeladen, um das Gespräch mit den Bürgern zu suchen. Das Ziel des Gesprächs sei es gewesen, „Transparenz über den Stand des Projekts herzustellen und über den möglichen Fortgang zu sprechen“, heißt es in einer Mitteilung der Stadt. Kernproblem bleibe jedoch die Finanzierung der Baukoten. Bisherige Gespräche zu den Etatberatungen des Landes ließen wenig Spielraum erkennen.

 

Allerdings bot das Ministerium der Stadt an, einen öffentlich-rechtlichen Vertrag über die Baumaßnahme abzuschließen. „Darin sollen Vereinbarungen über Zeitabläufe, Finanzierung und Baubeginn enthalten sein“, teilt die Stadt mit. Eine Zusage über den Zeitpunkt der Finanzierung würde das Land darin aber nicht machen. „Sofern die Finanzierung geklärt werden kann, ist ein Baubeginn im Jahr 2019 denkbar, sollten keine rechtlichen oder tatsächlichen Probleme eintreten.“

Verminderte Lebensqualität

Vor allem der massive Durchgangsverkehr mindert die Lebensqualität der 3500 Heimerdinger. Auf Transparenten, wie in der Bürgerfragestunde zu Beginn der jüngsten Gemeinderatssitzung, und auf einer eigens gestalteten Internetseite tun Kritiker ihren Unmut darüber kund, dass sich schon unter herkömmlichen Bedingungen rund 14 800 Fahrzeuge täglich durch die Ortsmitte quälen, davon ein überdurchschnittlich hoher Anteil an Schwerlastverkehr. Nicht eingerechnet ist der zusätzliche Verkehr, seit die A 8 bei Leonberg zur Baustelle wurde.

Zuletzt hatten die Heimerdinger binnen weniger Tage rund 800 Unterschriften gesammelt. Um sie unter der größtmöglichen Aufmerksamkeit der Landespolitik zu übergeben, hatten sie den Ministerpräsidenten direkt angeschrieben und um einen Termin gebeten. Bis jetzt hat weder er noch ein Vertreter der Landesregierung reagiert. Doch der Ortsvorsteher Fritz Hämmerle bleibt gelassen. „Wir lassen Herrn Kretschmann Zeit. Gut Ding will Weile haben.“ Außerdem sei ja jetzt Urlaubszeit.

Heimerdinger Situation ist „landesweit ohne Beispiel“

Hämmerle, der sowohl Ortsvorsteher ist als auch für die CDU im Gemeinderat sitzt, ist zwar ruhig – auf sich beruhen lässt er die Sache freilich keineswegs. „Es ist Bewegung in der Sache“, stellt er erfreut fest, dass die Verärgerung der Bürger Wirkung zeitigt. „Der Druck aus der Bevölkerung wirkt in Stuttgart mehr.“ Mehr jedenfalls als die Kommunalpolitiker alleine bewirken könnten. „Gute Ansätze“ entnehme er zudem dem Gespräch mit dem Ministerialdirektor Uwe Lahl.

„Die Situation und Belastung des Ortskerns von Heimerdingen durch den Autobahn-Umgehungsverkehr ist landesweit ohne Beispiel“, streicht der Oberbürgermeister Michael Makurath heraus. In der Stadt fordert man inzwischen die Neupriorisierung des Bauprojekts, zumal auch eine mehrjährige Sanierung des Engelbergtunnels ansteht.