Unter den deutschen Luxusmeilen hat die Stuttgarter Stiftstraße deutlich zugelegt. Sie hat sogar der Düsseldorfer Königsallee erstmals den Rang abgelaufen.

Stuttgart - Von Taschen zu Koffern. Der viel beschworene Wandel im Handel lässt sich an diesem Beispiel in der Stiftstraße sehr gut nachvollziehen. Seit gut einem Jahr sind auf der Fläche, wo früher Luis Vuitton (jetzt im Dorotheen Quartier) Premium-Taschen verkaufte, Rimowa-Koffer zu erstehen. Auf den ersten Blick mag das nicht einleuchten. Was haben die geriffelten Alu-Koffer in Stuttgarts Luxus-Meile zu suchen? Noch eigentlich nichts, aber das soll sich ändern.

 

Hintergrund ist, dass der französische LVMH-Konzern Rimowa gekauft hat und die Marke ins Premiumsegment hieven will. Aus diesem Grund hat der LVMH-Konzern, zu dem Luis Vuitton, Moet & Chandon, Dior oder Tag Heuer gehören, allen 550 Rimowa-Händlern in Deutschland gekündigt. Ziel ist, die Koffer hauptsächlich, so wie in der Stiftstraße, in eigenen Läden mit Glamour zu verkaufen.

Angeblich 6330 Passanten pro Stunde in der Stiftstraße

An diesem Beispiel lässt sich auch die Entwicklung der Stiftstraße festmachen: Unter den deutschen Luxusmeilen hat die Stuttgarter Stiftstraße deutlich zugelegt. Sie hat sogar der Düsseldorfer Königsallee erstmals den Rang abgelaufen. Der Grund für den Zuwachs auf 6330 Passanten pro Stunde (Zählung fand am 14. April zwischen 13 und 16 Uhr statt), ist laut dem Makler Jones Lang LaSalle (JLL) eine Veränderung der Passantenströme. Die Stiftstraße diene nun zusehends auch als Verbindung zwischen Königstraße und dem neuen Dorotheenquartier, wird vor allem von kaufkräftiger Kundschaft genutzt. Wohingegen die Passantenströme auf der Königstraße in Richtung des Shopping-Centers Gerber nun deutlich konsumiger geprägt seien. Bundesweit kommt die Stiftstraße damit unter allen Einkaufstraßen auf einen beachtlichen 31. Platz. Im Luxussegment ist sie dagegen die Nummer eins vor der Königsallee (4855) auf dem zweiten Platz. Dahinter folgen Münchens Maximilianstraße (2690), die Frankfurter Goethestraße (1815) und Der Neue Wall in Hamburg mit 1685 Passanten. In diesem Umfeld sollen nun also die Alu-Koffer bald von rund 600 auf 1000 Euro im Preis steigen und in neuen Linien verkauft werden. Im Gegensatz zu Lederwaren Acker im Königsbau bleiben bei dieser Veränderung viele Fachhändler, die jahrelang die Rimowa-Koffer verkauft haben, auf der Strecke. Pro Laden müssen die Fachhändler nun einen Mindesteinkaufswert von 200 000 Euro jährlich und mindestens 20 Quadratmeter Platz im Laden für das Produkt schaffen. „Wir haben den Zuschlag bekommen“, sagt Christoph Achenbach von Lederwaren Acker und bestätigt, dass sich für den Verbraucher derzeit Chancen bieten, ein Schnäppchen bei dem Ausverkauf der Restbeständen zu machen.