Der Verein bekommt erstmals ein eigenes Zuhause – direkt unter dem Rathaus.

Heimsheim - Die Freude über ihr neues Domizil ist den Heimsheimer Schleglern deutlich anzusehen. „Vorher hatten wir ein wildes Sammelsurium an unterschiedlichen Räumen, waren mal hier, mal da. Jetzt haben wir endlich ein eigenes Zuhause“, schwärmt Stefan Kleiner. Auch Claudia Killinger ist begeistert: „Hier können wir uns richtig verwirklichen, das macht unheimlich Spaß.“ Seit Oktober sind die Mitglieder des Vereins unermüdlich am Werkeln, um ihr neues Heim auf Vordermann zu bringen: den Schlosskeller des Rathauses. Mit der Stadt hat der Verein einen Nutzungsvertrag abgeschlossen, sodass er den Keller fortan ganz für sich hat.

 

Der Schlosskeller wird schon seit einigen Jahren nicht mehr genutzt – aus Brandschutzgründen. Im Gegensatz zum benachbarten Schleglerschloss, das aus den gleichen Gründen geschlossen werden musste, ist die Problematik aber nicht ganz so gravierend. 12 000 bis 15 000 Euro kostet die nötige Sanierung, um den Keller auf Vordermann zu bringen und „feuerfest“ zu machen. Diese Kosten stemmen die Schlegler allein aus ihren Rücklagen, ohne Zuschüsse. Darüber hinaus investieren sie jede Menge Manpower. „Mehr als 300 Arbeitsstunden haben wir schon hier reingesteckt“, berichtet der Vorsitzende, Manfred Walter.

Nie ein fester Stammsitz

Bislang hatten die Schlegler nie einen festen Stammsitz. Je nach Bedarf nutzen und nutzten sie unterschiedliche Gebäude in der Stadt wie den Schleglerkasten, ein Lagerraum befindet sich sogar in Friolzheim. Für Handarbeiten, zum Beispiel an den historischen Gewandungen, gehen sie ins alte Feuerwehrhaus, Schwertkampfübungen und dergleichen fanden lange Zeit im Barockreitzentrum statt. Doch jeder dieser Standorte hat so seine Tücken – angefangen mit dem Umstand, dass keiner davon wirklich den Schleglern „gehört“, sondern sie immer bei anderen zu Gast sind. „Im Feuerwehrhaus ist es um diese Jahreszeit auch einfach zu kalt“, berichtet Walter. Mit Gasheizung und Heizlüfter müssen sich die Mitglieder behelfen. „Man kann dort auch nichts liegen lassen, die Klamotten werden dann klamm.“ Besonders hart traf den Verein die Schließung des Schleglerkastens, wo immer die Rittermahle stattgefunden haben. „Das ist unsere Haupteinnahmequelle. Alle anderen unserer Veranstaltungen sind für uns quasi kostenneutral.“

Schon lange bestand deshalb der Wunsch im Verein, endlich ein eigenes Gelände und eine eigene Halle zu haben, wo sie ihrem Hobby nachgehen, ihr Rittermahl und andere Veranstaltungen ausrichten können. Ins Auge gefasst hatten sie dafür einen Platz hinter der Stadthalle, wo auch der neue Bauhof entsteht. Bis sich dort etwas verwirklichen lässt, wird es aber noch ein paar Jahre dauern. Manfred Walter wagte deshalb vergangenes Jahr erneut den Weg ins Rathaus, um sich nach dem Schlosskeller zu erkundigen. Den hatten die Schlegler früher schon ins Auge gefasst, doch ein Bezug war aus besagten Brandschutzgründen abgelehnt worden. „Aber so wie bisher konnte es einfach nicht weitergehen.“

Die Stadt organisierte daher eine Begehung vor Ort. „Der Brandschutzbeauftragte vom Landkreis hat uns gesagt, was wir alles ändern müssten.“ Unter anderem sollte der Verein eine Brandschutztür zum Rathaus hin einbauen, der Fluchtweg zum Hof braucht ein neues Geländer, und die Lampen müssen vollständig ausgetauscht werden. Insgesamt liegen die Kosten für den Umbau im fünfstelligen Bereich. Keine Kleinigkeit für die Schlegler. Und dennoch: Bei der Frage, ob man die eigenen Rücklagen dafür einsetzen wolle, musste keiner lange überlegen. „Der Beschluss fiel einstimmig. Wir waren alle froh, dass wir den Raum von der Stadt bekommen“, erzählt Walter.

Eine neue Halle ist nun nicht mehr nötig

Das Gelände hinter der Stadthalle ist damit nicht abgeschrieben. Für Übungen im Freien interessieren sich die Schlegler nach wie vor dafür. Nur eine Halle werden sie nun nicht mehr benötigen. Denn der Schlosskeller bietet sich nicht nur für die regelmäßigen Vereinstreffen an, sondern ebenso für Veranstaltungen – darunter das Rittermahl, das der Verein im März 2020 zum ersten Mal in seinem neuen Heim ausrichten will. „Wir haben aber noch viele andere Ideen, wie man den Raum hier nutzen könnte“, erzählt der Vorsitzende erfreut.

Besonders dankbar ist der Verein für die Unterstützung des Kuratoriums, das für das Rittermahl weiterhin Stühle, Tische und Küchenutensilien aus dem Schleglerschloss zur Verfügung stellen will. „Das hätten wir uns nicht leisten können, das auch noch alles neu zu kaufen“, so Manfred Walter. Die Möbel für den täglichen Bedarf des Vereins kommen übrigens auch aus dem Kasten – allerdings sind es aussortierte, die sonst weggeschmissen worden wären.

Rechtzeitig zum Heimsheimer Weihnachtsmarkt am 3. Advent wird der Keller zwar wohl nicht mehr fertig, glaubt der Vorsitzende. Vorbeischauen hätte man dort an diesem Tag aber ohnehin nicht können – die Kellertür wird dann von Marktständen versperrt sein.

Das Rittermahl

Die Schlegler sind ein kulturhistorischer Mittelalterverein mit rund 130 Mitgliedern, davon 40 aktive. Sie befassen sich unter anderem mit der Geschichte der Stadt, nehmen regelmäßig an Mittelaltermärkten teil und üben sich in mittelalterlichen Handwerkskünsten und Schwertkämpfen.

Eines der Aushängeschilder der Schlegler ist ihr Rittermahl, das mehrmals jährlich stattfindet und das auch unabhängig von den festen Terminen gebucht werden kann. Die Teilnehmer werden mit mittelalterlichen Speisen verköstigt und bekommen ein historisches Unterhaltungsprogramm geboten. Nach der Schließung des Schleglerkastens musste der Verein auf andere Standorte ausweichen. Am 7. März 2020 wird das Rittermahl erstmals im Schlosskeller unter dem Heimsheimer Rathaus stattfinden.