Drei katastrophale Zerstörungen haben sie nicht verhindern können, die Neidköpfe und Abwehrfratzen in den Strebepfeilern an der Außenseite des Chores der Stadtkirche von Heimsheim. Es sind die Überreste der ersten Kirche aus romanischer Zeit.

Heimsheim – Drei katastrophale Zerstörungen haben sie nicht verhindern können, die Neidköpfe und Abwehrfratzen in den Strebepfeilern an der Außenseite des Chores der Stadtkirche von Heimsheim. Es sind die Überreste der ersten Kirche aus romanischer Zeit, die rund zwei Jahrhunderte existierte und deren Folgebau im gotischen Stil um das Jahr 1280 entstand.

 

Der Grund für die erste Zerstörung ist nicht bekannt, die zweite Kirche „Zu unserer lieben Frau“ und mit ihr der größte Teil Heimsheims fielen im Jahr 1634 dem Chaos des Dreißigjährigen Krieges zum Opfer. Von der seit 1554 protestantischen Kirche blieb nur der Chor und der untere Teil des Turmes übrig. Um 1650 entstand aus den Resten der zweiten Kirche die dritte, die 1732 und 1734 erweitert wurde. Der erhöhte Turm bestimmte jetzt zusammen mit dem sogenannten Schleglerkasten die Silhouette der Stadt, ragte im Gegensatz zu heute noch spitz in den Himmel. Eine schöne Orgel wurde 1744 im Chorraum eingebaut, vom Jahr 1885 an konnte die Kirche mit ihren 667 Sitzen sogar beheizt werden.

Das Unheil sollten die steinernen Fratzen der romanischen Bauplastik abwehren, doch am 18. April 1945 brach es erneut über Heimsheim herein. Zwar wurde das Kirchengebäude beim Luftangriff nicht von Brandbomben getroffen, ging aber kurze Zeit später durch den Funkenflug in Flammen auf. Der gesamte Ortskern brannte, und das Löschwasser reichte nicht aus.

Mit Most und Gülle wurde das Feuer gelöscht

Die ältesten Heimsheimer erzählen, man habe sogar versucht, mit Most und Gülle zu löschen, weshalb sich der Putz auf den Wänden der damaligen Ruine heute noch schlecht halte. Erst am Ostersonntag 1950 konnte die Gemeinde in die wieder aufgebaute Kirche einziehen, 1959 mit der neuen Orgel im hinteren Kirchenschiff, einer elektrischen Heizung und einer neuen Kirchenuhr. Das schöne gotische Netzgewölbe des Chores war wegen der gravierenden Brandschäden nicht zu retten.

Die Heimsheimer Stadtkirche mit ihrem hohen Zwiebelturm, der schon von weitem sichtbar ist, prägt jetzt zusammen mit Burg, Schloss und edel restaurierter Zehntscheune das Bild des historischen Kerns der Schleglerstadt.

Im Innenraum der Kirche, der vierten, wenn man von einem einfachen Holzbau (um 900 etwa) absieht, ist die Schlichtheit zu Hause. Wenige Relikte wie ein Wandtabernakel und die Einlassung für ein Weihwasserbecken sprechen von vorreformatorischer Zeit. Helles Licht fließt durch die unverstellten Fenster des Chorraumes und jene auf der rechten Seite des Kirchenschiffes. Bunte Symbole aus Glas führen durch den Jahreskreislauf der Kirche: vom Advent im Chorfenster links neben dem großen schlichten Holzkreuz bis zu Christi Himmelfahrt im letzten großen Fenster des Kirchenschiffes.

Seit 1950 gibt es den Posaunenchor

„Alles, was Odem hat, lobe den Herrn“, ist auf der Brüstung der Orgelempore zu lesen, und das geschieht in Heimsheim auf besondere Weise. Die Klänge zur Ehre Gottes ertönen dort vielfach, nicht nur von dem seit 1950 bestehenden Posaunenchor, der sein Programm in den Jahren bis in die Moderne ausgedehnt hat, sondern mit dem Kirchenchor, einem Gospelchor und verschiedenen Jugendbands, die in der Kirche auftreten.

Es scheint überhaupt die umtriebige Kirchengemeinde zu sein, die den eigentlichen „Schatz vor der Haustür“ ausmacht. Die Musik ist hier zu Hause, die Jugendarbeit und die Kinderkirche, ein zeitgemäßer „Zweitgottesdienst“ und neuerdings sogar ein Bibelgarten mit historischen Pflanzen. 240 ehrenamtliche Mitglieder (von 2300 Mitgliedern insgesamt) hat die Gemeinde, in der seit dem vergangenen Jahr Pfarrer Christian Tsalos angestellt ist und die mit Kirche, Chor und Pfarrhaus durch die Fernsehserie „Oh Gott, Herr Pfarrer“ bereits in den achtziger Jahren berühmt geworden ist.