Nach langer Diskussion entscheidet der Rat: Die Straßen tragen die Namen von Greifvögeln.

Heimsheim - Je später der Abend, desto schräger die Diskussionen. Diesen Eindruck konnte man zumindest bei der jüngsten Heimsheimer Gemeinderatssitzung gewinnen. Dass Elche nicht zur Gattung der Greifvögel gehören, warum Igel und Hase doch mehr gemeinsam haben, als die Gebrüder Grimm uns glauben machen, und warum am Kotzenbach nicht auch noch gerei(h)ert werden sollte, darüber haben sich die Ratsleute nach einer bereits zweieinhalbstündigen Sitzung ausgiebig ausgetauscht. Anlass für die Diskussionen war der Tagesordnungspunkt „Vergabe der Straßennamen“ für das Neubaugebiet Lailberg II.

 

Das nebenan gelegene Lailberg I ist bereits dem Tierreich gewidmet, beispielsweise befinden sich dort der Marder-, Igel- und Dachsweg. Eine Möglichkeit wäre daher gewesen, für Lailberg II weitere Wildtiere als Namensgeber zu wählen, zum Beispiel Hirsch, Steinbock, Wolf oder Hase. Da war den meisten Ratsleuten die Ähnlichkeit zu Fuchs, Dachs und Co. dann aber doch zu groß.

Welche Greifvögel genau, muss ausführlich diskutiert werden

Der Vorschlag der Verwaltung, Greifvögel zu wählen, stieß von Beginn an auf großen Zuspruch. Doch welche genau es sein sollten, das musste natürlich noch ausgiebig diskutiert werden. Martin Häckers (Bürger für Heimsheim) innige Bitte: „Ich würde mir mal eine Abstimmung wünschen“, verhallte vorerst ungehört.

Zur Debatte standen Adler, Bussard, Falke, Fasan, Habicht, Milan, Reiher, Sperber, Steinkauz und Uhu. „Wir haben schon die Rückmeldung bekommen, dass Reiher nicht gewünscht ist, nachdem wir schon einen Kotzenbach haben“, bemerkte der Hauptamtsleiter Paul Moch mit einem Schmunzeln. Eine ganze Reihe von Wortbeiträgen später kamen die Politiker darin überein, dass der Fasan rausfliegt, die anderen acht Vögel werden auf einer Straßentafel verewigt.

Eine Hürde bildete noch die Elchstraße, die in das neue Baugebiet hineinführt. Da Elche bekanntermaßen nicht ganz so gut fliegen können, wird die Straße der Einheitlichkeit halber in Eulenstraße umbenannt. Dabei ist die Taube doch ein viel friedlicherer Vogel, gab Walter Gommel (Unabhängige Wählervereinigung) zu bedenken. „Jetzt haben wir uns aber schon für Greifvögel entschieden“, mahnte Bürgermeister Jürgen Troll da an.

Wahl der Straßennamen ist nicht nur aus ästhetischen Gründen von Bedeutung

Doch um der Diskussion die nötige Relevanz zuzugestehen: Die Wahl der Straßennamen ist nicht nur aus ästhetischen Gründen von Bedeutung. Gerade für Rettungsleute wie die Feuerwehr „wäre es gut, wenn man wie in Lailberg I bei Tieren bleibt, schon alleine für die Orientierung“, erklärte Ralf Rüth (CDU). Auch Ortsfremde haben auf diese Weise einen Anhaltspunkt, dass sie, wenn sie auf der Suche nach dem Sperberweg versehentlich im Hamsterweg gelandet sind, zumindest nicht komplett auf dem Holzweg sind.

Nicht zu vergessen die politische Tragweite, wie Jürgen Troll im Hinblick auf die Milanstraße augenzwinkernd anmerkte. Der Schutz der Greifvogel hat immerhin schon das eine oder andere Windkraftprojekt in Deutschland verhindert. „Eigentlich müsste man fast eine Schwarzmilan- und eine Rotmilanstraße einführen.“