3,50 Meter: Auch landwirtschaftliche Fahrzeuge sollen neue Verbindung zwischen Heimsheim und Perouse nutzen können.

Es ist eine schwere Geburt gewesen, aber jetzt scheint der geplante Radweg zwischen Heimsheim und Perouse in trockenen Tüchern zu sein – und zwar mit einer Breite von 3,50 Metern. Dies beschloss der Gemeinderat jetzt bei drei Gegenstimmen und einer Enthaltung.

 

Aussichtslose Situation?

Die größten Steine, die die Stadt Heimsheim aus dem Weg räumen musste, lagen beim Erwerb von Flächen von verkaufsunwilligen Grundstückseigentümern, die ihren Grund und Boden entlang der Landesstraße zwischen den beiden Orten nicht für den öffentlichen Radweg hergeben wollten. Der Stadtbaumeister Andor Varszegi formulierte es in seiner Vorlage für den Gemeinderat so: „Der Grunderwerb für den geplanten Radweg nach Perouse stockte seit einiger Zeit aufgrund mangelnder Mitwirkungsbereitschaft einiger Eigentümer. Die Situation erschien bis zuletzt aussichtslos.“ Deswegen habe die Verwaltung neue Lösungen finden und teilweise sogar die Trassenführung ändern müssen. Eine Familie aus Perouse, „welche sehr viel Verständnis für die verfahrene Situation in Heimsheim“ hatte, verkaufte schließlich Flächen, wodurch der „gordische Knoten“ gelöst werden konnte, so Varszegi.

Finanziert das Land den Radweg entlang der Landesstraße üblicherweise in der gängigen Breite von 2,50 Metern, hatten die Gemeinderäte trotzdem eine Breite von 3,50 Metern beschlossen. Dies in der Hoffnung, dass sich Grundstückseigentümer durch die breitere Ausführung als Feld-, Rad- und Gehweg eher zu einem Verkauf von Flächen bereit erklären würden, was aber nicht hinreichend der Fall war. Deswegen stellte die Verwaltung die beschlossene Breite von 3,50 Metern wieder zur Diskussion, denn die Stadt muss die Kosten für den zusätzlichen Meter in Höhe von rund 240 000 Euro selbst tragen.

Es geht ordentlich bergauf bzw. bergab

Wegen der beachtlichen Steigung von weitestgehend 8,5 Prozent auf einer Strecke von 1,1 Kilometern, die auf dem Radweg zwischen Heimsheim und Perouse von Radlern überwunden werden muss, empfahl die Verwaltung aber weiterhin eine Breite von 3,50 Metern. Außerdem sei zu befürchten, dass Landwirte trotz einer geringeren Breite den Radweg mitbenutzten könnten, wodurch es zu Konflikten, Gefahrensituation und Beschädigungen kommen könnte.

Kritik an der „ Luxusvariante“

Damit waren aber nicht alle Räte einverstanden. Gaby Wulff (BfH) kritisierte, dass jetzt eine „Luxusvariante“ komme und unnötig viel Fläche versiegelt werde. „Warum sollen wir bei unserer finanziellen Situation 240 000 Euro ausgeben für etwas, was wir gar nicht wollen?“, fragte sie. „Ich will da keine Rennstrecke.“ Unterstützt wurde sie von ihrer Fraktionskollegin Sabine Kiedaisch, die die Trassenführung aber lobte, weil sie überall gut einsehbar sei. „Für mich gibt es kein Argument, auf 3,50 Meter zu erhöhen“, sagte sie. Auch Rolf Vetter (SPD) stand der breiteren Variante kritisch gegenüber.

Bauzeit beträgt etwa ein Jahr

Anders sah dies Uwe Braun (CDU). „Wir bauen keinen Parkplatz, sondern der Regen läuft seitlich weg“, sagte er zur kritisierten Flächenversiegelung. Sein Fraktionskollege Ralf Rüth mahnte, dass man seit Jahren über einen sicheren Rad- und Schulweg diskutiere. Jetzt habe man alle Untersuchungen und den Grunderwerb gemacht. Und, so fügte er hinzu, „diejenigen, die an uns verkauft haben, müssen auch an ihre Grundstücke hinfahren können“.

Die Planer vom Weiler Ingenieurbüro Schädel rechnen mit einer Planungs- und Bauzeit von einem Jahr, so dass der Radweg Ende nächsten Jahres fertig sein könnte. Aufgrund erheblicher Kostensteigerungen liegt die Kostenschätzung für das Vorhaben inzwischen bei 1,25 Millionen Euro.