90 Meter tief buddeln sich die Mitarbeiter der Firma Mertz in den Boden und fördern Muschelkalk zu Tage. Und das tun sie voraussichtlich noch 40 Jahre lang.

Heimsheim - Servus, wie geht’s?“ Ein kurzes Schwätzle, bevor es piep-piep macht und der Barcode des Lastwagens eingescannt wird. Uralt sind die Steine, die in Heimsheim abgebaut werden, ganz modern dagegen ist die Technik, mit der die sieben Mitarbeiter der Firma Mertz hier arbeiten. „Das wollen die Leute auch so“, sagt Geschäftsführer Benedikt Fahrland. „Deswegen werden die Lkw-Fahrer am Eingang auch persönlich von einer Mitarbeiterin begrüßt.“

 

Das Haus am Eingangstor nennen alle nur die „Waage“, und von hier aus geht es dann hinab, in den steinreichen Graben, den Heimsheimer Steinbruch. Seit den 70er Jahren wird hier gesprengt, gebrochen und tonnenweise abtransportiert. Und die Früchte der Aktion landen dann nicht nur auf den Ladeflächen der Lastwagen, sondern als Staub auch auf Heimsheimer Straßen und Dächern. Jedenfalls in früheren Jahren war es so. „Ja, Staub, Lärm und Verschmutzung, das war ein großes Thema“, erinnert sich Paul Moch, seit 1984 Hauptamtsleiter in Heimsheim. „Da haben wir ganz andere Zeiten erlebt.“ Dass das heute anders sei, darauf legt er großen Wert, schließlich hat Heimsheim einiges getan, um den Dreck aus der Stadt zu bringen.

Zwei bis drei Mal pro Woche wird gesprengt

Seit zehn Jahren gibt es die sogenannte „Steinbruch-Spange“, die Verbindung zwischen der L 1179 und der L 1180, über die die Lastwagen auf die Autobahn kommen, ohne Heimsheim durchfahren zu müssen. Etwa 500 000 Tonnen Muschelkalk werden jährlich im Steinbruch abgebaut. Zwei bis drei Mal greifen die Mitarbeiter dafür zum Sprengstoff und lösen einen enormen Krach aus.

90 Meter tief graben sich sie sich, Schicht für Schicht, in die Erde. Der Mertz-Geschäftsführerin Cathrin Fahrland ist wichtig, dass das nicht zum Schaden der Heimsheimer Bevölkerung passiert, sagt sie. Schließlich gebe es das Trockenmörtelwerk, das viel Staub verursacht habe, seit zehn Jahren nicht mehr. „Und vor fünf Jahren haben wir zum Beispiel extra eine große Entstaubungsanlage gebaut.“

Ihr Urgroßvater Heinrich Mertz hat 1928 den Betrieb gegründet, zunächst mit einem Bagger, der Kies aus dem Neckar schaufelte. Der Hauptsitz der Firma ist daher heute noch in Stuttgart-Untertürkheim, von wo aus die verschiedenen Beteiligungen, zu denen auch Schiffe und Züge gehören, gesteuert werden.

Und zwei Steinbrüche, den einen in Mönsheim und den Heimsheimer Bruch. Die Entstaubungsanlage scheint hier zu wirken, jedenfalls stellen die Heimsheimer keine Staub-Belastung mehr fest. „Viel Blütenstaub kommt von den Streuobstwiesen“, berichtet eine Anwohnerin, deren Wohngebiet direkt an den Steinbruch angrenzt. „Ob da auch ein Staubkörnchen vom Steinbruch dabei ist, kann ich nicht beurteilen.“ Die Sprengungen bemerkt sie dagegen schon, da klirren die Gläser im Schrank. „Aber das ist ja nicht so oft, daher auch nicht störend.“

Lkws fahren durch den Ort

Genervt seien dagegen ihre Eltern, die in der Heimsheimer Ortsmitte wohnen. „Es fahren immer noch Lkws durch, wir müssen da jede Woche kehren“, erzählt die Heimsheimerin. Dennoch glaubt man im Rathaus, dass die Steinbruch-Spange ein voller Erfolg war. „Mit früher ist das überhaupt nicht mehr zu vergleichen“, sagt Hauptamtsleiter Paul Moch. Auch sein Chef, der Bürgermeister Jürgen Troll, findet, dass es nur wenige Tage im Jahr gebe an denen die Bevölkerung den Steinbruch bemerke. „Der Steinbruch ist ein Teil von Heimsheim“, sagt er. „An der Spange sieht man, wie sehr wir ihn schätzen und unterstützen wollen.“

Noch einige Jahre wird der Steinbruch ein Teil von Heimsheim sein. „Im Regionalplan steht, dass wir noch etwa 40 Jahre abbauen dürfen“, sagt Mertz-Geschäftsführer Benedikt Fahrland. Nicht ganz so lange, etwa noch 15 Jahre, werden seine Mitarbeiter in Mönsheim buddeln, kündigt er an. Denn der Kies aus Heimsheim ist begehrt, auf Baustellen und im Garten- und Landschaftsbau wird er verwendet.