Judith Rühle ist seit September die Flüchtlings- und Integrationsbeauftragte für die Schleglerstadt und für Tiefenbronn. Als solche ist sie eine wichtige Schnittstelle zwischen dem Rathaus, den Ehrenamtlern und den Asylbewerbern.

Heimsheim - Von der Kulturwissenschaftlerin zur Integrationsbeauftragten: Die bisherige Laufbahn von Judith Rühle ist keine alltägliche. „Die meisten Integrationsbeauftragten kommen aus der Verwaltung oder haben Sozialpädagogik studiert“, erzählt die 27-Jährige. Durch die eigene ehrenamtliche Arbeit kam sie jedoch in Kontakt mit diesem Berufsfeld und wollte dabei bleiben – und meldete sich deshalb auf die Ausschreibung von Heimsheim und Tiefenbronn für die Stelle der gemeinsamen Flüchtlings- und Integrationsbeauftragten, als welche sie seit vergangenem Herbst tätig ist. „Diese Stellen gibt es inzwischen in ganz vielen Gemeinden. Sie werden durch Bundesmittel gefördert und laufen erst einmal für drei Jahre“, erklärt die gebürtige Calwerin.

 

Ganz fachfremd ist Judith Rühle selbstverständlich nicht. Immerhin beschäftigen sich die Studenten der empirischen Kulturwissenschaft, auch als Volkskunde bekannt, vor allem mit dem Thema Alltagskultur. „Meine Abschlussarbeit habe ich über den AK Asyl in Calw gemacht, dort hat mich sehr interessiert, was für Gründe die Ehrenamtlichen zu ihrem Engagement bewegten.“ Zudem sei sie selbst ehrenamtlich aktiv gewesen und habe sich deshalb weiter in diese Richtung orientiert.

Viel im Hintergrund aktiv

Doch was macht eigentlich eine Flüchtlings- und Integrationsbeauftragte? Zunächst: So viel direkten Kontakt mit den Flüchtlingen, wie man annehmen könnte, hat Judith Rühle nicht. Auch in der Heimsheimer Containeranlage, in der zurzeit 39 Menschen untergebracht sind, verbringt sie eher wenig Zeit. „Mein Büro ist zum Beispiel im Rathaus. Die Hälfte meiner Zeit bin ich in Heimsheim, die andere in Tiefenbronn.“

Vor allem arbeite sie viel mit den ehrenamtlichen Flüchtlingshelfern zusammen. „Es gibt hier sehr rührige Ehrenamtler, die sich um vieles kümmern, in beiden Gemeinden.“ Somit sei sie viel im Hintergrund aktiv: Sie organisiert, vermittelt, kümmert sich um das Thema Anschlussunterbringung, also wenn die Anträge der Flüchtlinge angenommen wurden und sie eine eigene Wohnung brauchen. Trotzdem ist Judith Rühle natürlich auch immer wieder vor Ort und im Gespräch mit den Menschen. Auch Flüchtlinge, die länger als sechs Monate in der Anschlussunterbringung sind, können zu ihr kommen, wenn es Fragen zu Behördengängen und dergleichen gibt. „Ich bin vielfach die Schnittstelle zwischen Flüchtlingen, Ehrenamtlichen, Rathaus und Landratsamt“, erklärt sie.

Damit ist ihr Aufgabenbereich fließend zu dem der Sozialarbeiter, die für die Erstunterbringungen zuständig sind. „Die sind natürlich vermehrt im direkten Kontakt mit den Flüchtlingen, besprechen mit ihnen zum Beispiel Anträge und Behördenthemen.“ Sie betreuen die Menschen außerdem in den ersten sechs Monaten in der Anschlussunterbringung.

Großes Engagement der Freiwilligen

Im September hat Judith Rühle ihre Stelle angetreten. „Was mich immer wieder beeindruckt, ist, wenn ich mit den Flüchtlingen zusammenkomme, wie groß die Gastfreundschaft ist, die Familien sind immer so nett.“ Begeistert sei sie außerdem vom großen Engagement der Freiwilligen, das in Heimsheim und Tiefenbronn spürbar sei. „In beiden Gemeinden gibt es zum Beispiel ehrenamtliche Dolmetscher“, berichtet sie. Hürden wie die existierenden Sprachbarrieren ließen sich ohne deren Hilfe kaum bewerkstelligen. Zugleich habe sie aber auch erkannt, wie viel Bürokratie hinter so manchen Abläufen stecke. An dieser Stelle würde sie sich, gerade wenn es unmittelbar um die Flüchtlinge gehe und deren weiteres Leben in Deutschland, in vielen Momenten weniger bürokratische Hürden wünschen.

Mit Anfeindungen oder entsprechenden Problemen an der Unterkunft in Heimsheim habe sie nie zu tun gehabt. „Dafür hatte ich kürzlich einen sehr netten Anruf einer Dame, darüber habe ich mich richtig gefreut.“ Die Frau habe erzählt, wie ihr bei einem Spaziergang ein paar Kinder aus der Unterkunft begegnet seien, die sie angesprochen und sich nett mit ihr unterhalten hätten. „Sie sagte, sie sei total begeistert und beeindruckt, wie gut die Kinder schon deutsch sprachen.“ Auch das zeige noch einmal ganz deutlich, wie wichtig die Arbeit der Ehrenamtler sei, die mit Deutschunterricht einen großen Teil zur Integration der Menschen beitragen.