Der evangelische Pastor Christian Tsalos hat wieder eine neue Idee für seine 2300 Schäfchen: Seelsorge per Handy-App.

Heimsheim – - Die Telefonseelsorge wird in diesem Herbst 60 Jahre alt. Natürlich gibt es sie immer noch, aber sie ist bei Weitem nicht mehr die einzige Möglichkeit, fernmündlich zu reden. Wenn also alle Welt per Handy-App kommuniziert, müsse er als Gottesmann dort doch ebenfalls erreichbar sein, findet Christian Tsalos, der evangelische Pfarrer der Schleglerstadt. Vor einigen Monaten hat der Gottesmann in Heimsheim daher ein ausrangiertes Smartphone zum Seelsorge-Telefon umfunktioniert. Jetzt zieht er eine erste Zwischenbilanz.
Herr Tsalos, meldet sich auf Ihrem Smartphone überhaupt jemand?
Ja, die Leute nutzen WhatsApp schon. Vor allem, um mit mir in Kontakt zu treten. Es kommen Terminanfragen, die Gemeindemitglieder wollen also wissen, wann sie mir reden können. Es gibt also inhaltliche Fragen.
Zum Beispiel?
Das reicht vom Schaukasten und der Frage, wie wir ihn gestalten könnten, bis hin zur Vermietung von kirchlichen Räumen.
Das heißt, die Leute kommen mit keinen größeren Problemen?
Doch schon. Einmal war jemand ratlos, weil es in der Gemeinde zwischen zwei Gemeindemitgliedern ein Gespräch gab, das schief lief. Er wollte dann wissen, wie er sich jetzt verhalten soll.
Und Sie antworten dann auch über WhatsApp?
Ja, das mache ich. Das geht ganz gut, weil ich zum Glück nicht alles ins Handy eintippen muss. Ich kann die Antworten nämlich in den PC eingeben, dann werden sie übers Handy verschickt. Das ist gut, sonst wäre das Lesen und Schreiben ja doch sehr umständlich.
Ach so, das funktioniert gar nicht mehr übers Handy?
Doch, doch, das liegt bei mir im Büro irgendwo in der Ecke und ist über WLAN mit meinem Computer verbunden. Das ist ein altes Handy, das wir sonst nicht mehr brauchen. Die Nummer ist auch nur für die WhatsApp-Seelsorge reserviert.
Wie kamen Sie auf die Idee?
Ich habe mir die Frage gestellt: Wie kommunizieren die Leute heute eigentlich? Wenn das heute alles über das Handy läuft, müssen sie auch den Pfarrer so erreichen können. Und das geht bisher ganz gut so. Grundsätzlich muss sich die Kirche mehr an den Puls der Zeit anpassen, denke ich.
Haben sich Ihre Kollegen da auch schon dafür interessiert?
Nein, bisher noch nicht. Nur ein Vertreter vom „Evangelischen Pressedienst“ in Stuttgart hat mal angerufen.
Und gab’s auch Kritik? Wird die Seelsorge dadurch nicht ein bisschen verflacht?
Bisher ist bei mir noch keine Kritik angekommen. Die Leute sind heute ja mündig genug, verantwortlich mit den modernen Kommunikationsmitteln umzugehen. Und jeder ist natürlich selbst dafür verantwortlich, dass niemand in das eigene Handy schaut und die intimen Probleme liest, die einen umtreiben.
Das heißt, Sie können WhatsApp als geeignetes Kommunikationsmittel empfehlen?
Ich finde die neuen technischen Möglichkeiten toll. Und ich lass’ das Handy ja auch immer im Büro, das heißt, ich bin dennoch nicht ständig erreichbar.