Der VfB Stuttgart leidet an einem regelrechten Heimfluch: Keinen einzigen Punkt holten die Schwaben in bislang vier Partien zu Hause. Dies ist ein Hauptgrund, warum sie am Tabellenende dümpeln. Gegen den auswärtsstarken Neuling FC Ingolstadt soll die Wende gelingen.

Stuttgart - Der VfB Stuttgart steht nach dem völlig missratenen ersten Saisonviertel gewaltig unter Druck. Und ausgerechnet jetzt trifft der mit null Punkten und 3:11 Toren mit Abstand heimschwächste Fußball-Bundesligist auf den aktuell auswärtsstärksten Konkurrenten FC Ingolstadt. „Wir müssen mit dem gleichen Enthusiasmus wie bisher auf das Spielfeld gehen und diesen mit Punkten vergolden“, forderte VfB-Trainer Alexander Zorniger vor der richtungsweisenden Partie.

 

Sportvorstand Robin Dutt und Präsident Bernd Wahler stärkten im Vorfeld diese Schlüsselspiels Zorniger zwar demonstrativ den Rücken. Aber angesichts der prekären Lage dürfte bei den Verantwortlichen des Tabellenletzten die Geduld nicht endlos sein. Bei der Mitgliederversammlung am zurückliegenden Sonntag rumorte es gewaltig, auch wenn die erneut enttäuschten Fans noch hinter dem Team stehen.

Lob für Verhalten der Fans

„Das Verhalten der Fans erleichtert bisher unsere Arbeit, weil sie nicht nur die Ergebnisse sehen, sondern auch die reine Leistung bewerten. Wir sind noch nicht aus dem Stadion gepfiffen worden“, bedankte sich Zorniger am Freitag erneut für die Unterstützung. „Aufgrund der Punkte hätten sie ein Recht dazu.“

Sollte der VfB am Sonntag (17.30 Uhr/Sky) seine fünfte Schlappe in Serie kassieren und damit einen Negativrekord im heimischen Stadion aufstellen, dürfte die wohlwollende Stimmung allerdings kippen.

Mit einem Auftritt „an die Leistungsgrenze“ gegen den auswärts noch ungeschlagenen Aufsteiger will der VfB den nächsten Rückschlag verhindern. Grundsätzlich ist der Trainer von seiner Arbeit trotz ausbleibender Ergebnisse voll überzeugt. „Wir sind auf dem richtigen Weg und müssen diesen Weg betonieren mit Punkten“, sagte er.

Zorniger will an Spiel-Philosophie festhalten

Zorniger stellte klar, dass er auch gegen Ingolstadt an seiner Philosophie festhalten wird. Die Mannschaft soll weiterhin konsequent nach vorne agieren, viele Chancen kreieren und den Gegner durch große Laufarbeit und Aggressivität möglichst permanent unter Druck setzen.

Abgesehen von der geringen Torausbeute ist Zorniger mit dem Offensivspiel weitgehend zufrieden. „Wir haben die zweitmeisten Schüsse abgegeben“, wies er auf die Statistik hin. Nur der FC Bayern (154) liegt hier knapp vor den Stuttgartern (152). Schwachpunkt bleibt die Defensive. „Die ganze Mannschaft hat da Nachholbedarf“, bewertete der Coach das teilweise amateurhafte Abwehrverhalten.

Deshalb lehnt es Zorniger auch ab, einzelne Akteure zu Sündenböcken zu machen. Ob der von den Fans wegen seiner Patzer beim jüngsten 2:2 in Hoffenheim ausgepfiffene Przemyslaw Tyton im Tor stehen oder Odisseas Vlachodimos zu seinem dritten Erstliga-Einsatz kommen wird, ließ er offen. Er mache sich da ein paar Gedanken, was aber kein Misstrauen sei.

Viele Ausfälle erschweren die Aufgabe gegen Ingolstadt

Die vagen Hoffnungen auf eine Rückkehr von Christian Gentner und Filip Kostic haben sich indes zerschlagen. Der Kapitän (Achillessehnenbeschwerden) und der kroatische Flügelflitzer (Muskelfaserriss) fallen definitiv aus. Klar war schon vorher, dass der am Freitag operierte Torjäger Daniel Ginczek (Bandscheibenvorfall im Halswirbelbereich), Stürmer Robbie Kruse (Muskelfaserriss) und Torhüter Mitch Langerak (Knieoperation) fehlen werden.

Diese Ausfälle erschweren die Aufgabe zusätzlich. Zumal Zorniger eine hohe Meinung von seinem Kollegen Ralph Hasenhüttl und dessen Akteuren hat. „Das ist eine gewachsene Mannschaft mit einem authentischen und führungsstarken Trainer“, urteilte der 48-Jährige. „Bei ihnen sind viele Automatismen drin, die bei uns noch nicht so funktionieren.“ Zehn Punkte in vier Auswärtspartien bei 4:1 Toren sage einiges aus: „Da steckt eine Menge Qualität drin.“