Heinrich del Core hat in der Steinheimer Erich-Kästner-Realschule getestet, ob sein Comedy-Programm „Juhuuu, meine Frau wird Oma“ beim Publikum ankommt – offensichtlich mit viel Erfolg.

Heinrich del Core hat in Steinheim ein Kunstwerk vollbracht: Er schaffte es im Handumdrehen, einen vollen Saal in eine fröhliche Gemeinschaft umzuwandeln.

 

Üblicherweise sind die Produktionen von Heinrich del Core geschniegelt und lackiert, wenn sie auf die Bühne kommen. Denn der Kabarettist aus Rottweil versteht sein Publikum mühelos mit einem stolperfreien Dauerbeschuss des Zwerchfells zu begeistern.

Die Ehre der Vorpremiere

Eine Vorpremiere aber, wie sie die Steinheimer Gäste in der Erich-Kästner-Realschule erlebten, hat da noch eine andere Qualität. „Es ist eine Ehre für uns“, wertete der künstlerische Leiter der Steinheimer Kulturreihe Kult-X den freudigen Anlass, dass die Besucher „als privilegiertes Publikum“, die neueste Produktion del Cores als Erste zu Gesicht bekommen würden. Und so hatte „Juhuu, meine Frau wird Oma!“, wo der Comedian in einer Hand noch den Textblock hält, den Vorteil, dass der Zuschauer erkennt, wie aufwendig solche Produktionen sind und wie der Künstler versucht abzutasten, ob seine Gags auch wirklich wirken.

Der Charme am Freitagabend bestand dabei in der engen, ja fast komplizenhaften Bindung, die sich bildete, weil sich das Publikum flugs in die Rolle versetzt sah, hier und da noch etwas „nachbessern“ zu können. So lieferte vor allem eine Zuschauerin sachdienliche Tipps, die der Komik-Profi mit den roten Schuhen, bereitwillig notierte. „Ich bin ab bissle aufgeregt“, ließ der Halbitaliener, der für seine schwäbisch-alemannische Mundart bekannt ist, die Zuhörer anfangs wissen.

Die Zeit bis Weihnachten wird knapp

Da die kommende Zeit gefüllt sei mit seinem Weihnachtsprogramm, würde die verbleibende nicht reichen, um zu proben, sagte del Core, der die Annäherungsphase mit einer amüsanten Vorstellung seiner eigenen Person verknüpfte. Schon dabei wurde deutlich, wohin der Weg in den kommenden zwei Stunden führen sollte. Er plauderte nicht nur über seine Heimat Rottweil, die ja auch Standort des Thyssen Krupp-Turmes ist, „wo man als Fahrgast im Aufzug nicht Passagier, sondern Projektil ist“, sondern setzte gleich auch zum Höhenflug als Kabarettist an.

Und schon sahen sich die Besucher dem vergnüglichen Pointen-Beschuss gegenüber, der bei Heinrich del Core nach folgendem Muster abläuft: Der Komiker erzählt Alltagsgeschichten, denen man fasziniert lauscht und dabei immer wieder Aha-Effekte erlebt, weil man vieles selbst auch schon erfahren oder ähnlich gedacht hat. Denn obwohl del Core erfolgversprechend übertreibt, sind die Geschichten selbst erlebt.

Heinrich Del Core ist ein Magnet, der skurrile Alltagssituationen anzieht und sie mit jungenhaft-arglosem Charme zu präsentieren versteht. Der imaginär geführte Dialog mit seiner Frau, führt durch den Abend und beginnt stets mit „Du, Schatz…“ Dass seine Angetraute im Fokus des neuen Programms steht, unterstreicht diese Tendenz noch und bringt parallel dazu Wortwitz und verblüffende Einsichten auf die Bühne. Das Großeltern-Werden ist ein thematisches Terrain, das sich bestens für del Cores Witzetalent eignet, das Situationen wirkungsvoll schräg nachzeichnet.

Ob es nun die Teilhabe am Ehebett ist, das jetzt auch vom Enkele besetzt wird, oder ob es die Anschaffung eines Kinderwagens („so teuer wie früher mein Mofa“) oder auch das Herstellen von „Glaubulis“ aus der Plazenta einer Mutter: bei dem gutartig wie sympathisch scherzenden Kabarettisten kommt jeder Sachverhalt extrapoliert und ungezuckert auf die Bühne. Er bürstet das reale Leben so herrlich gegen den Strich, dass sich beste Stimmung im Saal breit macht. Das Publikum schenkt ihm dafür Nähe und Sympathie sowie herzhaftes Lachen und aufrichtigen Applaus.