Alte Lieder, neue Lieder und Hits; mal nachdenklich, mal rockig – aber immer wortgewaltig und gern satirisch: Der Deutsch-Rocker Heinz Rudolf Kunze ist im Stuttgarter Theaterhaus aufgetreten.

Stuttgart - Lange, sagt Heinz Rudolf Kunze, habe er nach einem Lied gesucht, mit dem er sein Publikum im Stuttgarter Theaterhaus willkommen heißen könnte. Er hat es gefunden, es heißt: „Das ist der Abend vor dem Morgen danach.“ Bevor er es singt, singt er drei Stücke seines neuen Albums „Schöne Grüße vom Schicksal“, veröffentlicht im Mai 2018. Es folgen: alte Lieder, neue Lieder, der größte Hit dann ganz zuletzt – und dazwischen immer wieder Texte, sehr böse, sprachverliebt und lyrisch.

 

Wortgewaltiger Rundumschlag

Heinz Rudolf Kunze war in den späten 1980er Jahren der Mann, der für das Update des schlauen Deutschrocks sorgte, ein Liedermacher, der sich von elektrischen Gitarren begleiten ließ. Treu ist er sich geblieben, über all die Jahre, treu ist auch sein Publikum. Gut 800 Fans feiern den 62-Jährigen im bestuhlten Saal T1 des Theaterhauses. Kunze rockt und spielt die sanften Lieder, er gibt sich störrisch und romantisch, nachdenklich auch, holt dann wieder aus zum wortgewaltigen Rundumschlag.

Fabulierer, Satiriker, Pessimist

Setzt er sich an den schwarzen Flügel, dann nicht nur, um zu spielen, sondern sehr oft auch, um von einem Blatt zu lesen. Heinz Rudolf Kunze gehört zu den produktivsten Autoren, Übersetzern der deutschsprachigen Rockmusik, er ist ein Fabulierer, Satiriker, ein augenzwinkernder Pessimist. Im Jahr 2019 nimmt er vor allem die Informationsflut aufs Korn – aber er teilt auch in anderer Richtung aus. „Wann“, sagt er, „gibt es endlich hier auf Erden den ersten Staat, in dem man für Gotteslästerung einen Orden bekommt? Gott hätte nichts dagegen, da bin ich mir sicher. Gott hat nämlich Humor. Zumindest meiner.“