Schloss oder Schlösschen, Neckarstrand oder Missionarsstube, Fachwerkhaus oder Heimatmuseum – im Strohgäu und im Landkreis Ludwigsburg gibt es viele besondere Orte zum Heiraten. Die Standesämter sind flexibel und bieten auch Termine an Samstagen.

Hemmingen - Es ist schon ein überwältigendes Gefühl. Ein stilvoller Rahmen, aber dennoch familiär.“ Bianca Pfisterer ist die Kämmereileiterin von Hemmingen, und mit diesen Worten schwärmt sie von einem Ort im Rathaus, das ein Schloss ist. Das Trauzimmer ist eine besondere Location für Brautpaare – mit Kronleuchter und Ornamenttapeten, mit barockisierten Stühlen, Parkettboden und viel goldenem Glanz. Bianca Pfisterer hat diesen Raum erst jüngst privat genutzt: Da heiratete sie ihren Mann Felix, wenige Zimmer von ihrem Büro entfernt. „Mit großem Wohlfühlfaktor“, wie Pfisterer lachend erzählt – und mit ihrem Chef, dem Bürgermeister Thomas Schäfer, als Standesbeamtem.

 

Rund 100 Paare geben sich pro Jahr im Schloss von Hemmingen das Ja-Wort. Die Hemminger ermöglichen auch Auswärtigen die Trauung mit Wohlfühlfaktor in ihrem Schloss. Zwei Drittel aller Brautpaare kommen nicht aus der Gemeinde, berichtet Schäfer weiter.

An vielen Orten im Strohgäu gibt es romantische Orte zum Heiraten – wie im ganzen Landkreis. Die gefragteste Location ist dabei das Schlos s Ludwigsburg.

Nah am Wasser

Die Hemminger bieten nicht nur ihr romantisches Schloss für die standesamtliche Hochzeit an, sondern im Sommer auch den Park mit Teich – mit Rückzugsmöglichkeit bei Regen. Am Wasser, wenn auch in einer anderen Ecke des Landkreises, liegt ein weiterer besonderer Ort: direkt an Rems und Neckar. Die Stadt Remseck ist stolz darauf, dass auch Auswärtige daran Interesse haben – der Neckarstrand sei „eine idyllische Kulisse“, sagt Philipp Weber, Mitarbeiter im Rathaus. Von Mai bis Oktober ist pro Monat ein Termin am Freitag oder Samstag möglich. Auch die Alte Gemeindehalle in Hochberg, die in das Schloss integriert ist, sei „eine sehr besonders idyllische Location“, meint Weber – mit noch mehr Terminen am Wochenende. Für die Trauung am Samstag erheben die meisten Kommunen einen Aufschlag auf die üblichen Gebühren.

Die einstige Residenz als Renner

Eine Hochzeit in einem der beiden Schlösser in Ludwigsburg ist wohl der Traum vieler Brautpaare – allerdings auch nur mit großem Budget zu bekommen. Mehr als 700 Euro sind allein für die Raummiete im Marmorsaal des Residenzschlosses oder im Schloss Favorite aufzubringen. Auch der Mathildengarten ist beliebt – und mit 300 Euro etwas günstiger. Das Standesamt der Stadt Ludwigsburg bietet für alle Orte festgelegte Termine an, die meisten an Samstagen. In diesem Jahr, und frisch saniert, ist erstmals das Schloss Favorite im Angebot. Im Residenzschloss sei neben der standesamtlichen Hochzeit in zwei Kapellen auch eine kirchliche Trauung möglich, erwähnt der Schlossverwalter Stephan Hurst. Etwa 100 Hochzeiten werden hier jeden Sommer gefeiert. Viel mehr Paare kommen, um sich hier fotografieren zu lassen. Hurst empfiehlt, sich dafür anzumelden – damit man sich nicht im Weg stehe. Die Termine dauern 45 oder 90 Minuten. 2019 waren es 849 Fotoshootings, von einfach („das macht der Kumpel“) bis hochprofessionell. „Wir freuen uns über jedes Paar“, sagt Hurst – und erzählt von einer besonderen Paarung: „Sie kam aus den USA, er aus Japan – für die Hochzeit haben sie sich auf Ludwigsburg geeinigt.“

Variationen von Prunk

Ein weiteres beliebtes Prunkgemäuer steht im Strohgäu: Schloss Solitude bei Gerlingen. Die Freitreppen sind bei Fotografen beliebt – sie gehen nach Süden und Norden und bieten so zu allen Tageszeiten Sonne oder Schatten. Der Ausblick ist fantastisch, die Kapelle für kirchliche Trauungen gegenüber, das Restaurant gehobener Klasse nebenan. „Ein rundes Paket“, meint Hurst. Ebenso idyllisch, aber ein bisschen schnuckeliger geht es bei Hochzeiten im Schloss des Vaihinger Stadtteils Riet zu: Zwei Gräfinnen vermieten Barbarossasaal und Garten.

Ja – auch zur Geschichte

Heiraten im Museum? Auch das ist möglich. Zum Beispiel im Heimatmuseum in Münchingen; im Juni und Oktober auch an je einem Samstag. In Gerlingen wiederum gibt es die Missionarsstube im Rebmannhaus, die etwa 20 Gäste fasst. Zehn mal so viele finden im Sitzungssaal des Gerlinger Rathauses Platz, der allerdings nichts Museales hat. Auch das Stadtmuseum in Markgröningen ist ein Ort für Romantiker. Der fachwerkige Wimpelin-Hof stammt aus dem Jahr 1599 – und laut Susanne Mayer vom Standesamt geben sich dort rund 80 nicht nur einheimische Brautpaare im Jahr das Ja-Wort.

Vermählung in alten Gemäuern

Ein besonderer Ort für Hochzeiten ist auch das Alte Rathaus im Ditzinger Stadtteil Schöckingen. Jüngst renoviert und ebenfalls für standesamtliche Trauungen geeignet sei der Ratskeller in Hirschlanden, meint Martina Bärle, die Sprecherin der Stadt.