Der Fotograf Thomas Kargl stellt in seinem neuen, natürlich reich bebilderten Buch, zahlreiche Ausflugsziele per Fahrrad an der Rems, der Murr und im Schwäbischen Wald vor.

Wer sich so richtig voller Leidenschaft in eine körperlich herausfordernde Materie reinknien will, der muss in Kauf nehmen, dass die Knie eben auch mal schmerzen. Oder die Oberschenkel oder die Waden, wenn man sich auf schweißtreibende Erkundungstour begibt. Dann gilt das beliebte Motto: buckeln und treten.

 

So hielt es auch im Sommer 2024 der Österreicher Thomas Kargl, als er mal wieder im Rems-Murr-Kreis weilte. Zwei Mal hatte er in den Jahren davor jeweils mehrere Wochen für Buchprojekte im Kreis zugebracht. So etwa für das zum Deutschen Wandertag 2022 in Fellbach und im Remstal erschienene Buch im Rahmen der Verlagsreihe „Dein Augenblick“, entstanden in Zusammenarbeit mit Wolfgang Heitzmann. Präsentiert wurden darin „30 Wandertouren, die dich ins Staunen versetzen“.

Bereits zwei Wanderführer erschienen

Bezogen sich diese Tipps allein auf das Remstal, folgte ein Jahr später ein weiteres, ebenfalls vom Kompass-Verlag in Innsbruck herausgegebenes Buch, in dem zum 50-Jahr-Jubiläum des Kreises Wanderausflüge in alle 31 Kommunen im Remstal, in der Backnanger Bucht oder im Schwäbischen Wald beschrieben waren.

„Ich mag diese Region hier inzwischen sehr gerne, vorher hatte ich die nämlich gar nicht gekannt“, sagt Kargl. „Egal, wo man hinkommt, es ist immer eine sehr offene Stimmung, ich habe viele Einblicke bekommen, und alle stellen gerne ihre Einrichtungen vor“, lobt er den hiesigen Menschenschlag.

Im vergangenen Jahr stand die Vorbereitung und Umsetzung fürs neueste Werk an, das erneut auf Anregung und mit finanzieller Unterstützung des Waiblinger Landratsamts in Angriff genommen wurde und in dem Kargl 30 Fahrradtouren zwischen Remstal und dem Schwäbischen Wald vorstellen beziehungsweise empfehlen wollte.

So etwas geht natürlich nicht, indem man ins Auto steigt, sich die möglichen Highlights herauspickt und mal hier, mal dort einen kurzen Zwischenstopp für eine Momentaufnahme einlegt. Vielmehr rückte Kargl von Tirol aus mit dem Zug an, den eigenen Drahtesel (kein E-Bike!) als Gepäck verstaut.

Fotograf mit dem Fahrrad auf Motivsuche

„Ich war bei meinen Touren immer mit meinem Rad unterwegs“, berichtet der 38-Jährige, was aus mehreren Gründen „ganz schön anstrengend“ gewesen sei. Zum einen, da er immer „in großer Ausstattung“ unterwegs war und seine nicht ganz leichte Ausrüstung im Rucksack auf dem Rücken samt einer über der Schulter angebrachten Kamera zu transportieren hatte.

Der Fotograf bei einem Zwischenstopp. Foto: Rems-Murr-Kreis/Thomas Kargl

Zum anderen könnte man ja denken, er als Tiroler kenne doch die hohen Berge und habe deshalb keine Konditionsschwierigkeiten. „Aber bei uns in den Alpen geht es hoch und dann wieder runter, und das war’s. Hier aber geht es hoch und runter, und dann weiter hoch und runter und noch mal – da muss man ganz schön japsen und sammelt Höhenmeter.“

Am Ende hat Kargls Puste aber doch ausgereicht. Sehr zur Freude auch von Rems-Murr-Landrat Richard Sigel, der kürzlich die Buchpräsentation hinter der neuen Kelter am Fuße des Kappelbergs mit Vertretern der Fellbacher Weingärtner sowie von Radfahr- und Tourismusverbänden gestaltete.

Nach dem durchaus beachtlichen Erfolg der ersten beiden Wanderbücher, deren Veröffentlichungen auch eine zweite oder gar dritte Auflagen nach sich zogen, sei nun klar gewesen, dass eines mit Radtouren folgen sollte, betonte Sigel. „Meine Verbundenheit mit dem Radsport ist ja bekannt“, betonte der Kreischef, der zudem in der richtigen Kluft mit Jeans und Rems-Murr-Radlertrikot abgelichtet auf dem ganzseitigen Foto neben seinem Grußwort zu sehen ist.

Schöne Strecken auch mit dem „Bio-Bike“

Östlich von Stuttgart erstrecke sich eine vielfältige, schöne Landschaft „mit perfekter Infrastruktur für unvergessliche Fahrradtouren“, so die Initiatoren des Projekts. Sigels Empfehlung: „Egal, ob mit dem klassischen Bio-Bike oder einem E-Bike, einem Trekking-Rad, Rennrad oder Mountainbike, jeder kommt auf seine Kosten.“ Das richtige Motto laute, ergänzt Geschäftsführer Werner Bader vom Verein Remstal Tourismus: „Rauf in den Sattel und rein in den Genuss.“

30 Touren unterschiedlicher Leistungsanforderungen, mit Kargls schönen Aufnahmen versehen, sind in „Endlich Radelgenuss“ (Erstauflage 2500 Exemplare) beschrieben und mit Kartenmaterial unterfüttert. Zu vielen Zielen gibt es weiterführende QR-Codes. Die einzelnen Kapitel widmen sich etwa dem Remstal-Radweg (mit 105 Kilometern die längste Tour) oder dem Limesradweg, es gibt den Remseck-Achter, eine Schurwald-Radroute und eine Korber-Kopf-Route.

Spiegelberg und Schillers „Räuber“

Beschrieben wird der Wieslauftalradweg (47 Kilometer), die Stauferschleife, eine Tour zu Mühlen und Seen im Welzheimer Wald oder eine Strampeleinheit durch die Räuberwälder bei Sulzbach an der Murr und Spiegelberg (bekannt, weil Friedrich Schiller eine der Figuren in seinem Drama „Die Räuber“ nach dem Ort benannte).

Radausflug zu einem Meteoritenkrater

Eine Ausfahrt ganz im Osten des Remstals führt von Essingen aus in einen Meteoritenkrater bei Steinheim am Albuch und weiter durch das Wental mit seinem beeindruckenden Felsenmeer.

Entscheidend ist nach Kargls Einschätzung bei einem derartigen Unterfangen insbesondere die Vorbereitung – denn bei einer solchen Fototour kommt es nicht nur auf die Route oder einzelne Teile davon an. Vielmehr „muss man das vor allem wegen des Lichts zeitlich einteilen – bei der Tagessonne ist es schwieriger“. Die besseren Aufnahmen entstehen also früh am Morgen oder bei untergehender Sonne am Abend. „Da steigt natürlich der Druck, dass man für die Fotos den richtigen Zeitpunkt erwischt.“

Das Buch

Radtouren
Das Buch präsentiert 30 Radtouren samt jeweils einem Genusspunkt im Rems-Murr-Kreis, zum Beispiel mit Infos über Hotels, Weinstuben, Biergärten Hofläden oder Mühlen.

Kosten
Das 216 Seiten starke Werk ist erschienen im Verlag Kompass-Karten in Innsbruck. Es hat ein Softcover mit Prägung, Klappen und GPX-Tracks zum Download und ist im Buchhandel für 19,95 Euro erhältlich.