Im Herbst sind die Menschen wieder mehr im Haus. Um die Gefahr einer Infektion mit dem Coronavirus zu verringern, sollte man Räume regelmäßig lüften, um einer Infektion via Schwebteilchen zu entgehen. Doch das kann die Heizungskosten erhöhen. Ein Balanceakt.

Digital Desk: Jonathan Rebmann (reb)

Stuttgart - Mit dem Ende des Sommers, zieht es die Menschen wieder mehr nach drinnen. Mehr Personen auf kleinerem Raum: Das bereitet Virologen Sorgen, da so die Gefahr, sich mit dem Coronavirus anzustecken steigt. Neben den bekannten AHA-Regeln rückt daher das Lüften wieder in den Fokus der Virologen. Doch Lüften, Heizen und Infektionsschutz lassen sich nicht so ohne Weiteres vereinbaren.

 

Menschen stoßen beim Ausatmen kleinste Schwebteilchen, genannt Aerosole, aus. Aufgrund ihrer geringen Masse schweben sie in der Luft und können sich gerade in geschlossenen Räumen schnell verteilen. Um die Viruslast in Innenräumen zu verringern, ruft das Umweltbundesamt zu regelmäßigen Lüften auf.

Querlüften funktioniert auch über Eck

Birgit Groh ist Energieberaterin für die Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. Die 48-Jährige empfiehlt Stoßlüften mit Durchzug, das sogenannte Querlüften. Dieses entsteht, wenn zwei möglichst gegenüberliegende Fenster komplett geöffnet werden. Das funktioniert auch über Eck. „Werden die Fenster nur gekippt, gibt es aber weniger Luftaustausch“, sagt Birgit Groh. Durch den Zug wird die Luft im Raum schon innerhalb weniger Minuten komplett ausgetauscht, wodurch auch die Aerosole den Raum verlassen.

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Wie oft gelüftet werden sollte, hängt von einzelnen Faktoren ab. „Als Faustformel gilt, dass eine Person rund 30 Kubikmeter frische Luft pro Stunde benötigt“, erklärt die Energieberaterin und rechnet vor: Ein Raum mit 2,5 Meter Deckenhöhe auf 12 Quadratmetern und einer Person sollte also pro Stunde einmal einen Luftaustausch haben. Allerdings finde der Austausch auch schon statt, ohne das Fenster zu öffnen, zum Beispiel über Ritzen und weniger luftdichte Teile der Außenwand.

Je kälter, desto schneller der Luftzug

Die Geschwindigkeit des Luftzugs erhöht sich, wenn die Außentemperatur deutlich niedriger als die im Raum ist, fährt Groh mit der Erklärung fort. Die Bandbreite ist hoch: Sie reicht von zwei bis drei Minuten bei einstelliger Außentemperatur bis zu einer halben Stunde, bei sommerlichen 25 Grad und mehr. Der Grund: „Warme Luft steigt am Fenster nach oben und die kalte fällt gewissermaßen in das Zimmer hinein.“ Auch Wind verbessert den Luftaustausch erheblich.

Die frische Luft sorgt im Herbst allerdings auch für eine Abkühlung. Die Heizkosten steigen. Auch hier bewährt sich, laut Birgit Groh, das Stoßlüften. Das liegt an der geringen Wärmekapazität der Luft im Vergleich zu Wänden und Möbeln im Raum. Kurzes Stoßlüften lässt die Temperatur der Luft schnell absinken, doch die Wände und Gegenstände bleiben warm. Anders bei länger gekipptem Fenster: Dabei kühlen auch die Mauern ab. Deren erneutes Aufheizen bedarf dann viel Heizenergie.

Im Sinne der Energieeffizienz sollte man, statt die Heizung aufzudrehen, „lieber einen Pullover anziehen“, schließt Birgit Groh. Gemeinsam mit dem Mund-Nasen-Schutz wohl keine schlechte Idee für den Herbst in Deutschland.